Danach springt die Stadt als Bauherr ein, das Gebäude wird nur noch zwei- statt viergeschossig – und die Stadtwerke ziehen lediglich mit ihrem Kundenzentrum und ihrer Vertriebsabteilung ein.
Unverändert bleibt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein Parkhaus mit rund 300 Pkw-Stellplätzen gebaut wird, das auch als Lärmschutz für die weitere Wohnbebauung des ehemaligen Strabag-Geländes gleich nebenan dient.
Aber warum der Rückzieher der Stadtwerke, der in der Politik für großes Erstaunen gesorgt haben soll? Schließlich wäre mit dem geplanten Unternehmensumzug auch die Aufgabe des derzeitigen Betriebsgeländes am Aldegreverwall verbunden gewesen – ein Areal, das äußerst attraktiv für eine hochwertige Wohnbebauung gewesen wäre und damit entsprechend hohe Verkaufserlöse gebracht hätte
Nach Anzeiger-Informationen hat zu dem Sinneswandel unter anderem eine ausgeprägte Skepsis bei Banken geführt, die wegen nötiger Kredite angefragt worden waren – immerhin waren für das gesamte Projekt Baukosten in Höhe von fast 28 Millionen Euro veranschlagt. Davon wären allerdings 10 Prozent direkt von der Stadt übernommen worden, zuzüglich verschiedener Fördergelder in Millionenhöhe.
Andre Dreißen, Geschäftsführer der Stadtwerke, soll sich nach Anzeiger-Informationen von den Banken einen Korb eingefangen haben, weil die die Finanzierung angesichts der Vielzahl der bereits von dem städtischen Tochterunternehmen zu bezahlenden Projekte – einschließlich denen der Töchter der Stadtwerke, darunter das Aquafun – als nicht gesichert betrachteten.
Für die Stadt war es gleich aus mehreren Gründen attraktiv, als Mieter mit VHS, Dilas und Stadtlabor in die neue Stadtwerke-Zentrale einzuziehen. Unter anderem benötigt sie dringend eine barrierefreie Geschäftsstelle für die Volkshochschule, die bisherige in der Nöttenstraße ist es nämlich nicht. Und das Dilas ist ein „Leuchtturmprojekt“ für die Digitale Modellkommune Soest. Da passte es gut, die Stadtwerke bauen – und den Löwenanteil bezahlen – zu lassen. Die finanzielle Belastung der Stadt hätte sich in diesem Fall auf insgesamt rund 9 Millionen Euro belaufen, ein Großteil davon wäre als Miete über 40 Jahre zu zahlen gewesen. Mit dem deutlich reduzierten Baukörper sinken auch die Baukosten – so die Planung. Und zwar so sehr, dass unterm Strich für die Stadt als Bauherr die Kosten ähnlich hoch sein werden wie zuvor als Mieter der Stadtwerke.
Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte Andre Dreißen jedoch, dass ihn vor allem die Sorge vor explodierenden Baukosten und „vergaberechtliche Probleme“ dazu veranlasst hätten, erst einmal davon Abstand zu nehmen, mit dem kompletten Betrieb „in einem Rutsch“ umzuziehen. Diese Probleme seien aufgetreten im Zusammenhang mit dem Plan, die Ausführung des Projektes über die „Wohnbau Soest“ abzuwickeln – eine Tochter der Stadt und der Stadtwerke. Stattdessen werde man nun die Räumlichkeiten in dem neuen Gebäude ankaufen, die für Abteilungen mit viel Kundenverkehr benötigt würden.
Nach wie vor sei aber angedacht, so Andre Dreißen, langfristig auch mit dem technischen Teil der Stadtwerke nördlich der Gleise umzuziehen.