Stadtwerke Soest kritisieren Kernkraft-Aus: „Erwarten Versorgungsengpässe“

Die Soester Stadtwerke kritisieren die Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland und stellen klar: „Wenn keine Gaskraftwerke zugebaut werden, erwarten wir Versorgungsengpässe in Deutschland.“
Soest – Rund 110 Kilometer Luftlinie trennen Soest und das nächstgelegene Atomkraftwerk Emsland in Lingen voneinander. Dass mit „Emsland“ und zwei weiteren Akw in Baden-Württemberg und Bayern am Samstag die letzten ihrer Art abgeschaltet werden, könnte in gewisser Hinsicht irgendwann auch in Soest spürbar werden, erklären die Stadtwerke Soest.
„Im Zusammenhang mit der Abschaltung der Akw in Deutschland wird oft die Netzstabilität thematisiert. Die Stabilität der Stromnetze ist auf europäischer Ebene zu betrachten. Die Systemsicherheit ist Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber, die auch den Strom nach Soest ‘transportieren’. Jede Abschaltung eines grundlastfähigen Kraftwerks reduziert die Versorgungssicherheit. Für ausreichende Kapazitäten zu sorgen, ist eine politische Aufgabe“, sagt Stadtwerke-Sprecher Harald Feine gegenüber unserer Redaktion.
Stadtwerke Soest kritisieren Kernkraft-Aus: „Vielzahl an komplexen Faktoren“
Dass die Akw-Abschaltung negative Folgen für das Stromnetz – auch in Soest – haben könnten, schließt Feine nicht aus. Im Gegenteil: „Für Soest gelten dieselben Parameter und Verfügbarkeiten wie für den Rest Deutschlands, mit Ausnahme von Regionen, die über relativ wenige grundlastfähige Kraftwerke verfügen, wie dies zum Beispiel in Teilen Bayerns der Fall ist. Wenn sich die Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken fortsetzt und keine Gaskraftwerke zugebaut werden, erwarten wir Versorgungsengpässe in Deutschland.“
Harald Feine erläutert, dass die Soester Stadtwerke sich in der „Akw-Frage“ in einer Zuschauerrolle befinden würden: „Die Abschaltung der Atomkraftwerke ist ein bundespolitischer Entschluss, der bereits vor längerem gefallen ist. Die Stadtwerke Soest waren nie an einem Kernkraftwerk beteiligt und waren nie in die Entscheidungsprozesse für oder gegen AKW einbezogen. Ob die Befürworter oder die Kritiker der Abschaltung Recht behalten werden, wird aufgrund der Vielzahl an komplexen Faktoren, die Versorgungssicherheit und Preise im europäischen Kontext beeinflussen, wohl erst die Zeit zeigen.“ Die drei noch verbliebenen Atomkraftwerke sollten eigentlich schon zum Jahresende 2022 vom Netz gehen.
Wegen der Energiekrise beschloss der Bundestag einen Streckbetrieb bis zum 15. April. Die FDP fordert, die drei Atomkraftwerke in Reserve zu halten.