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Stadtwerke-Chef kündigt an: Gas wird auch in Soest teurer - aber wann?

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Von: Kathrin Bastert

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Gasherd
Einen Termin für Preiserhöhungen nennen die Stadtwerke Soest noch nicht. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Dieser Winter wird ungemütlich werden, daran besteht kaum Zweifel. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Soest, André Dreißen, muss die Kundschaft auf empfindliche Preissteigerungen einstellen. Konkret wird er noch nicht.

Soest - Rund um Soest haben die Energieversorger bereits Preissprünge angekündigt: Werl erhöht den Gaspreis zum 1. September um 30 Prozent, die Aussicht auf Januar lässt einen weiteren Anstieg in gleicher Höhe befürchten. Hamm legt sich auf 25 Prozent ab Oktober fest. Auch die Strompreise werden steigen (siehe Infokasten). Dass der Soester Versorger noch nicht erhöht, ist keineswegs als Entwarnung zu verstehen. „Wir werden auf jeden Fall die Preise erhöhen, aber nicht zum 1. September. Wir werden aus der weltwirtschaftlichen Lage heraus gezwungen sein, das zu tun.“ Noch vor einem Monat, sagt Dreißen, hätte er nicht damit gerechnet, dass Putin an der Preisschraube drehen könnte. „Aber das tut er jetzt.“ Prognosen sind dieser Tage schwer zu treffen, doch der Stadtwerke-Chef ist wenig optimistisch. Aus seiner Sicht sei es sehr wahrscheinlich, „dass der Gashahn ganz zugedreht wird.“ Ob sich die Preise verdoppeln, verdreifachen, um 50 Prozent erhöhen werden: „Ich kann dazu keine valide Aussage machen.“

Eines sei allerdings sicher: „In der Vergangenheit waren die Preise viele Jahre lang zu niedrig. Insofern ist der Anstieg jetzt besonders schmerzhaft.“ Er rechnet vor: Vor zwei Jahren hätten die Energieversorger die Kilowattstunde Gas noch für 2 Cent einkaufen können – „das hätten damals schon 4 oder 5 Cent sein müssen“ – zurzeit liege der Einkaufspreis im Mittel bei 12 Cent. André Dreißen ist sicher: „Das Niveau wird leicht sinken, aber hoch bleiben.“ Ende der Vorwoche hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Alarmstufe des Notfall-Gasplans ausgerufen. Eine Mangellage bestehe damit aber noch nicht, erklärt der Stadtwerke-Chef, „bisher sind wir noch in der Versorgung.“ Eine Mangellage würde zur Folge haben, das die Bundesnetzagentur von den Versorgern verlangt, gewisse – gewerbliche – Marktteilnehmer einzuschränken. Der private Verbraucher soll nach dem Willen der Bundesregierung von einer Drosselung als Letzter betroffen sein.

Also bisher kein Mangel, eine Verknappung gleichwohl sei bereits spürbar: „Die Speicher können nicht in dem Tempo befüllt werden, wie man es vorhatte. Auf Sicht wissen wir nicht, ob wir über den Winter kommen.“ Jeder sollte jetzt Einsparungen vornehmen, rät der Experte, und „überprüfen Sie Ihre Anlagen.“ Das ist ein hehrer Appell, das weiß auch Dreißen. Denn ein Fachmann, der die Wartung durchführen, das nötigte Ersatzteil schnell beschaffen und auch einbauen oder sogar die alte Heizung gegen eine Wärmepumpe tauschen kann, ist schwer zu finden. „Die Kombination aus der einen und der anderen Krise macht es gerade so schwierig“, sagt Dreißen, der „so etwas in Jahrzehnten in der Energiewirtschaft noch nicht erlebt hat.“ Die sozialen Auswirkungen dürften erheblich sein. „Wir hatten schon zu Jahresbeginn viele Menschen, die Probleme hatten, ihre Jahresrechnung zu bezahlen“, erinnert Dreißen. Diese Situation werde sich verschärfen, ist er sicher. „Diejenigen, die bisher noch über die Runden gekommen sind, werden es schwerer haben.“

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