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Stadt stellt vor, was getan werden kann, wenn der Strom über längere Zeit ausfällt

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Die Verwaltung informierte jetzt Ratsmitglieder und Ortsvorsteher über die Notfallpläne.
Die Verwaltung informierte jetzt Ratsmitglieder und Ortsvorsteher über die Notfallpläne.  © Stadt Soest

Seit dem vergangenen Sommer hat die Soester Stadtverwaltung ihren Krisenplan für das Szenario eines mehrtägigen Stromausfalls im Stadtgebiet erheblich ausgeweitet. Einzelheiten haben Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer und die Verwaltungsspitze jetzt den Ratsmitgliedern und Ortsvorstehern vorgestellt.

Soest – „Ich hoffe, dass wir diese Pläne in einem Aktenordner in den Schrank stellen können und nie wieder herausholen müssen“, erklärte Peter Wapelhorst, Erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt, laut einer Mitteilung aus dem Rathaus in der Versammlung. Wapelhorst ist Leiter des „Stabs für außergewöhnliche Ereignisse“ der Stadt Soest. Dieses Gremium – kurz SAE genannt – koordiniert im Katastrophenfall die Arbeit der Stadtverwaltung und trifft notwendige Entscheidungen.

Allerdings beginnt die Arbeit des SAE nicht erst, wenn der Katastrophenfall eintritt. Es ist wichtig, dass bereits in „normalen“ Zeiten vorgedacht wird, welche Probleme bei einem großflächigen Stromausfall auftreten werden und wie die Verwaltung ihnen begegnen kann.

„Die Stadt Soest hat bereits seit mehreren Jahren einen SAE. Der hat beispielsweise während der Flüchtlingswelle 2015, während der Corona-Pandemie sowie im vergangenen Jahr mit Beginn des Ukraine-Kriegs erfolgreich gearbeitet“, erklärt Thosten Bottin, Sprecher der Stadtverwaltung.

Seit Sommer 2022 ist durch einen Erlass des Landes NRW an alle Kommunen das Szenario eines so genannten „Blackouts“ in den Mittelpunkt gerückt. Bei diesem Szenario fiele der Strom landes- oder bundesweit für mehrere Tage aus. Damit wären auf einen Schlag gewohnte Dinge des alltäglichen Lebens wie Licht, Heizung, Tankstellen, Kühlgeräte, Internet, Mobilfunk, Fernsehen oder Ladenkassen außer Funktion.

„Das ist nach Einschätzung von Experten zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“, sagt Wapelhorst. Besonders kritisch wäre dieser Katastrophenfall, weil es wegen der betroffenen großen Fläche keine Hilfe von außen mehr geben würde.

Die Soester Verwaltung hat in ihrem Krisenplan vorbereitet, welche Abteilungen mit welchen Mitarbeitern in welchen Büroräumen weiterarbeiten können müssen, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten.

Dazu zählen beispielsweise Standesamt, Bürgerbüro, Feuerwehr, Jugendamt, Sozialamt, Müllabfuhr und Friedhofsbüro. Außerdem würde die Freiwillige Feuerwehr Soest Anlaufpunkte für die Bevölkerung besetzen, an denen Notrufe abgesetzt werden könnten, weil es keine Telefonverbindungen und damit auch keine Erreichbarkeit der Notrufnummern 110 oder 112 mehr gäbe.

Für diese „Leuchttürme“ und „Meldestellen“ sind in fünf Ortsteilen die Feuerwehrhäuser sowie in der Kernstadt einige öffentliche Gebäude vorgesehen. Ferner geht der SAE davon aus, dass die Trinkwasserversorgung und mit Einschränkungen auch die Abwasserentsorgung in Soest drei Tage lang aufrecht gehalten werden könnte.

„Darüber hinaus ist es aber wichtig, dass sich alle Bürger mit solch einem Krisenszenario beschäftigen und sich die Frage stellen, wie Sie sich selber dafür wappnen können“, betont Peter Wapelhorst. „Die Stadt kann keine Lebensmittelvorräte für die Bevölkerung anlegen. Es ist aber vergleichsweise einfach, sich zu Hause selber Notvorräte vorzubereiten und beispielsweise auch batteriebetriebene Taschenlampen und Kerzen zu haben.“

Dem Einwand, dass solche Ratschläge Panikmache seien, tritt der SAE-Leiter entgegen. Es gehe nicht darum, Ängste zu schüren, sondern Denkanstöße zu geben und bei den Menschen ein Bewusstsein für solch ein Katastrophenszenario zu schaffen. „Ich dachte bis zum vergangenen Sommer auch immer, das sei übertrieben. Aber mittlerweile habe ich selber genug Lebensmittel und Trinkwasser für mehrere Tage im Keller.“ Aus den Reihen der Ratsmitglieder und der Ortsvorsteher erhielt die Verwaltung zusätzliche Fragen und Anregungen, die der SAE für seine weiteren Planungen berücksichtigen wird. Konkrete Tipps bekamen die Teilnehmer im Notfall-Vorsorge-Flyer der Stadt, den auch interessierte Bürger an vielen Auslagestellen in Soest finden.

Der Notfall-Flyer steht zum Download mit vielen weiteren Materialien wie beispielsweise Checklisten für Notfallvorräte auf der Website der Stadt Soest unter wwww.soest.de/krisenfall zur Verfügung.

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