Mitten in Soests Altstadt: Stadt lässt Gänse erschießen

In der Gänse-Problematik am Großen Teich und im Theodor-Heuss-Park greift die Stadt Soest zur Ultima Ratio: Ein Jäger soll die Wasservögel erschießen, damit hat er am frühen Donnerstag, 13. April, begonnen.
Soest – Mancher Zeuge traute am frühen Donnerstagmorgen wohl seinen Augen nicht: Ein Jäger nahm eine Kanadagans ins Visier seiner Kleinkaliberpistole und erlegte sie. Die Stadt Soest bestätigt den Abschuss und erklärt, dass bis zum 30. April weiteren Nil- und Kanadagänsen das gleiche Schicksal blüht.
Stadtsprecher Thorsten Bottin erläutert gegenüber unserer Redaktion, dass die Stadt eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Soest „zur beschränkten Jagdausübung auf Nil- und Kanadagänse im Theodor-Heuss-Park“ erhalten hat und ein Berufsjäger damit beauftragt sei, die Gänse zu erlegen.
Stadt Soest lässt Gänse erschießen und erklärt den Grund dafür
Bottin über den Grund zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme: „Die Stadt hat in den zurückliegenden Jahren nach verschiedenen Möglichkeiten gesucht, die Nil- und Kanadagänse vom Theodor-Heuss-Park fernzuhalten. Es handelt sich um invasive Vogelarten, die nicht geschützt und insofern jagdbar sind.“
Das Gänse-Problem im Theo-Park ist altbekannt: Die Wasservögel „verursachen durch die Verkotung der Wege und der Wiese im Park sowie des Kinderspielplatzes massive hygienische Belastungen, insbesondere für Familien und Kinder, aber auch für die Gäste des Restaurants“, so Bottin. Zudem würden die Gänse Entenküken angreifen und töten. Bottin: „Der Kommunalbetrieb musste zuletzt alle zwei Tage mit erheblichem Aufwand den Park vom Gänsekot reinigen.“
Stadt Soest lässt Gänse erschießen: Einfangen und Aussetzen würde nichts bringen
Der Stadtsprecher bestätigt, dass die Erschießung „die Ultima Ratio“ auf der Suche nach einer Problemlösung sei. „Bisherige sogenannte nicht-letale Vergrämungsmaßnahmen der Stadt, um die Gänse aus dem Park zu entfernen oder fernzuhalten, waren erfolglos.“ Beispielsweise habe die Stadt es bereits mit einem Fütterungsverbot und einer Umgestaltung der Teich-Insel versucht – vergeblich. Auch das Einfangen und Aussetzen der Gänse außerhalb der Stadt habe nicht den gewünschten Effekt gebracht, „weil die Tiere dann in den Park zurückkehren“.

Die Hürden, die die Stadt nehmen musste, bevor es die Erlaubnis gab, mitten in der Stadt mit Schusswaffen auf die Jagd zu gehen, waren hoch. Rund zwei Jahre hatten zwischen dem ersten Antrag der Stadt und der Erlaubnis zum Abschuss gelegen, erklärt Sinaida Bayer-Schlibka von der Unteren Jagdbehörde des Kreises Soest. Vieles sei abgewägt worden, am Ende hätte mehr für das Töten der Gänse gesprochen, deshalb habe man dem Antrag der Stadt auf eine sogenannte „Schonzeitaufhebung“ stattgegeben. Zum einen sei insbesondere die Nilgans eine sogenannte „invasive Art“, also eine Tierart, die hier nicht heimisch ist und sich negativ auf das vorhandene natürliche Gleichgewicht auswirkt.
Stadt Soest lässt Gänse erschießen: Klare Anweisung vom Land NRW
Bezogen auf die Nilgans gebe es auch vom Land NRW die klare Anweisung, die Verbreitung dieser Art einzudämmen. Zum anderen habe die Stadt Soest überzeugend darlegen können, dass alle bisherigen Maßnahmen, der Tiere Herr zu werden, keinen Erfolg gebracht hatten. Die Freigabe zum Abschuss sei also das letzte Mittel am Ende einer Reihe fehlgeschlagener Versuche, die Gänse anders zu vertreiben.
Für die Gänsejagd gelten dazu strenge Regeln. Nur ein Berufsjäger durfte von der Stadt beauftragt werden, auch die Polizei ist involviert, schließlich muss sichergestellt werden, dass durch das Jagdgeschehen niemand – außer den Gänsen – zu Schaden kommt. Auf diesen Aspekt bezieht sich auch die Vorschrift, dass der Jäger nicht mit dem Schrotgewehr zu Werke gehen darf, sondern ausschließlich mit einer kleinkalibrigen Pistole, mit der er die Gänse aus geringer Distanz zur Strecke bringt.
Auch wenn die Abschuss-Freigabe für den Kreis Soest ein Sonderfall sei, gebe es etliche ähnlich gelagerte Fälle in NRW, so Bayer-Schlibka.