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Frau (28) mit Stichverletzungen ringt um ihr Leben - Nachbarn entsetzt

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Von: Marcel Voß, Holger Strumann

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© Peter Dahm

[Update 18.20 Uhr] Soest - Die 28-jährige Soesterin, die am Dienstagmorgen nach einem Streit von ihrem Lebensgefährten im Kunibertweg niedergestochen worden ist, ringt weiter mit dem Tod.

Die Frau liegt nach einer Notoperation auf der Intensivstation, ihr Zustand sei derzeit stabil, sagte Staatsanwalt Thomas Schmelzer auf Anfrage unserer Redaktion.

Die 28-Jährige hat Schmelzers Angaben zufolge nur um Haaresbreite überlebt. Die Messerstiche trafen sie unter anderem ins Herz und in die Leber; die Frau musste zwischenzeitlich wiederbelebt werden.

Ein grauenhaftes Bild bietet sich einen Tag nach der Tat im Haus dar: Das Podest im Treppenhaus ist komplett mit Blut verschmiert. An den Wänden, an den Türrahmen, auf dem Boden, selbst die hier abgestellten Schuhe sind befleckt. 

Eine Mitbewohnerin ist zornig: "Hier müssen jeden Tag unsere Kinder durch und stellen Fragen." Viermal habe sie die Wohnungsgesellschaft angerufen und gebeten, die Flecken und Spuren zu beseitigen. Doch sie habe nur Hilflosigkeit am Telefon gehört: "So einen Fall haben wir auch noch nicht gehabt."

Der beschuldigte Partner, der mit ihr in der Wohnung gelebt hat, schweigt bislang. Über seinen Anwalt hat er bereits ausrichten lassen, auch beim Haftprüfungstermin keine Angaben machen zu wollen. 

Der Mann ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft polizeilich vorbelastet – unter anderem wegen Gewalt- und Drogendelikten.

Kind eilte zur Nachbarin und berichtete vom grauenhaften Geschehen

Der Streit war am Dienstagvormittag in dem Mehrfamilienhaus am Kunibertweg in der englischen Siedlung eskaliert. Mit in der Wohnung: die vier minderjährigen Kinder der Frau, das jüngste noch kein Jahr alt, wie eine Nachbarin erzählt. 

Ein Kind soll nach Angaben der Ermittler zu einer Nachbarin geeilt sein und von dem grauenhaften Geschehen bei sich in der Wohnung berichtet haben. 

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© Peter Dahm

Mit mehreren Messerstichen hatte der 32-Jährige seine Freundin niedergestreckt. Die lautstarke Auseinandersetzung bekamen auch andere Anlieger im Haus mit und riefen von sich aus die Polizei.

Als die erste Streife im Soester Süden eintraf, stand der Tatverdächtige bereits auf der Straße. Er hatte sich zuvor über den Balkon abgeseilt und offenbar auf die Polizei gewartet. Kooperativ aber war er keineswegs, schildert Schmelzer. 

Der blutverschmierte Mann habe "ganz erheblichen Widerstand" bei seiner Festnahme und bei der folgenden Blutentnahme geleistet. 

Ein Nachbar filmte mit seinem Smartphone die Szene: Zwei Polizeibeamte benötigen in dem Kampf ein, zwei Minuten, bis sie den Tatverdächtigen unter Kontroille und gefesselt haben. 

Der Mann schreit – auch dies ist auf dem Video zu hören – immer wieder "Allahu Akbar" – Gott ist groß. Gegenüber den Polizisten habe er zunächst einen etwas verwirrten Eindruck gemacht, berichtet der Staatsanwalt. 

Der Tatverdächtige, so berichten zwei Anwohnerinnen, stammt aus einer kurdisch-türkischen Großfamilie, die seit mehr als 30 Jahren in Soest lebt. Ein Nachbar war sogar mit von der Partie, als das Paar vor fast zehn Jahren nach islamischem Recht geheiratet hat. 

Eine Frau aus dem Haus erzählt: Noch am Sonntag habe sie mit der Frau und den Kindern am Sandkasten vor dem Haus zusammengesessen, Eis gegessen und den Eindruck gewonnen: Alles sei in bester Ordnung. 

Der Mann habe während dessen vom Balkon aus die Szene verfolgt. Doch es gibt auch andere Nachbarn und Mitbewohner, die schildern, lautstarke Auseinandersetzungen seien immer wieder aus der Wohnung nach draußen gedrungen. Die größte Sorge gilt jetzt der Schwerstverletzten. "Wir hoffen, dass sie es schafft." Man habe sie stets als freundliche und liebenswürdige Nachbarin erlebt.

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