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Spinnweben im Apfelbaum: Welcher Schädling dafür verantwortlich ist

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Von: Klaus Fischer

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Im Apfelbaum hängt etwas, das Spinnweben ähnelt. Gartenexperte Klaus Fischer weiß, welcher Schädling dafür verantwortlich ist - und was zu tun ist, damit man trotzdem Äpfel ernten kann.

Soest - „An meinem Apfelbaum finde ich plötzlich sehr viele Gespinste. Was ist das, und schadet das dem Baum?“ Ein Leser macht sich Sorgen um seinen Apfelbaum, der seit einigen Tagen mit mehreren Dutzend dichten Gespinstknäueln bestückt ist. So etwas ist ihm in früheren Jahren noch nicht aufgefallen.

Tatsächlich ist es so, dass man diese sehr festen und kompakten Knäuel, die etwa die Größe einer Faust haben, derzeit an sehr vielen Apfelbäumen sehen kann. Sie entstehen meistens je nach Witterung in der zweiten Maihälfte und haben dann im Juni ihre volle Zahl erreicht. Mehrere Blätter sind zu einem dichten „Nest“ zusammengesponnen.

Spinnweben im Apfelbaum: Viele schwarze Punkte

Schaut man sich diese Gespinste genauer an, kann man manchmal darin kleine Raupen krabbeln sehen. Sie sind gelblichgrau, haben schwarze Punkte und werden gut zwei Zentimeter lang. Oft entdeckt man aber in den Bäuschen keine Raupen, sondern sieht nur viele kleine schwarze Punkte. Das sind die Kotbällchen der Raupen, die entweder „bei der Arbeit“ sind oder sich schon verpuppt haben. Bei der Arbeit heißt soviel wie sie fressen, und zwar die Blätter des Apfelbaums. Nur die dicke Mittelrippe der Blätter bleibt oftmals stehen, so groß ist der Hunger der Raupen.

Wir haben es mit der Brut der Apfelgespinstmotte (Yponomeuta malinellus) zu tun. Das ist ein Falter, den wir so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Denn er wird erst in der Dämmerung aktiv. Tagsüber versteckt er sich. Die Motte ist mit etwa einem Zentimeter Länge recht klein. Ihre weißen Flügel erreichen ausgebreitet etwa die doppelte Größe. Die Flügel sind mit schwarzen Punkten besetzt. An ihren Enden bilden sie dichte Fransen. Die beiden ebenfalls weißen Fühler sind sehr lang.

Gartenserie Apfelbaum Fischer
Viele Raupen der Apfelgespinstmotte verweben Blätter und Äste zu einem dichten Gespinst, in dem sie Schutz finden. Die schwarzen Punkte sind Kotkrümel der Raupen. © Klaus Fischer

Dieser Falter gehört zu den Gespinstmotten, von denen es in Europa mehrere Dutzend Arten gibt. Sie haben recht unterschiedliche Wirtspflanzen für ihren Nachwuchs. Wie der Name besagt, legen die Apfelgespinstmotten ihre Eier nur auf Apfelbäumen ab. Während der Falter harmlos ist und sogar recht hübsch aussieht, sind es die Larven, die je nach Befall auch größeren Schaden anrichten können.

Wenn die Raupen geschlüpft sind, kann man zur Blütezeit die von ihnen verursachten Schäden kaum erkennen. Aber mit ihrem Wachstum werden sie dann Anfang Juni doch offensichtlich, besonders wegen der Gespinste. Etliche Raupen tun sich zusammen und erzeugen gemeinsam diese Hülle als Schutzschild, vor allem gegen Vögel, zu deren Lieblingsspeise solche Raupen gehören. Das Gespinst ist so dicht, dass sogar wir es nicht so ohne Weiteres öffnen können.

Spinnweben im Apfelbaum: Befall kann unterschiedlich sein

Der Befall kann recht unterschiedlich sein. In meinem Garten tragen mehrere Apfelbäume solche Gespinste, vielleicht 30 bis 40 pro Baum. Das ist überschaubar und bereitet mir keine großen Sorgen. Ich habe in meiner weiteren Nachbarschaft in den letzten Jahren aber einen einsamen Straßen-Apfelbaum beobachten können, der Jahr für Jahr regelrecht eingesponnen war. Klar, wenn man weit und breit der einzige Apfelbaum ist, dann haben die Motten keine Auswahl und legen alle Eier nur auf ihn ab. Gibt es aber mehrere Apfelbäume, dann verteilt sich der Befall.

Normalerweise steckt ein ausgewachsener Apfelbaum die Schädigung durch die Raupen weg. Selbst wenn er komplett kahl gefressen wurde, treibt er wieder aus. Allerdings wird er je nach Befall geschwächt. Bei einem starken Befall kann deshalb die komplette Apfelernte ausfallen. Dass er eingeht, kommt sehr selten vor, wenn er dauerhaft Jahr für Jahr sehr stark befallen wird. Anders sieht es bei jungen Bäumen aus. Diese können unter dem Befall stark leiden. Hier sollten wir auch schnell eingreifen.

Spinnweben im Apfelbaum: Entsorgung in der Grünen Tonne

Sobald wir die Gespinste entdecken, schneiden wir sie einfach heraus und entsorgen sie am besten in der grünen Tonne. Man kann sie auch mit der Hand (Handschuh) abstreifen oder mit einem scharfen Wasserstrahl bekämpfen. Dann sollten wir unbedingt einen Leimring um den Stamm legen, damit die Raupen nicht wieder nach oben ins Blattwerk gelangen können.

Gartenserie Klaus Fischer Apfelbaum
Ein junger Straßenbaum ist stark von der Apfelgespinstmotte befallen. Sein Blattwerk ist schon recht schütter geworden, weil die Raupen der Motte einen großen Teil der Blätter aufgefressen haben. © Klaus Fischer

Die Raupen verpuppen sich in der zweiten Junihälfte, schlüpfen später, verpaaren sich und beginnen bereits im Juli mit der Eiablage für die neue Brut, die im Folgejahr ihr gefräßiges Werk beginnt. Wenn wir also jetzt die Gespinste entfernen, schränken wir den Befall des kommenden Jahres stark ein. Spritzen mit Antiraupenmitteln (Bazillus thuringiensis) ist schwierig, weil die Gespinste die Raupen gut schützen.

Spinnweben im Apfelbaum: Anders als der Eichenprozessionsspinner

Die Landwirtschaftskammer meldet übrigens in diesem Jahr ein besonders starkes Auftreten der Apfelgespinstmotte, was wiederum von der Witterung abhängig ist, besonders von der im Winter. Der war mal wieder sehr mild, was das Überleben der Mottenbrut begünstigt hat. Die Raupen sind für uns Menschen im Gegensatz zu denen des Eichenprozessionsspinners ungefährlich. Sie besitzen keine Brennhaare.

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