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Spenden für Patrokli: Bald wird die Orgel wieder klingen

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Von: Achim Kienbaum

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Stefan Madrzak an der Soester Patrokli-Orgel
Der Verfall ist weder zu überhören, noch zu übersehen: Organist Stefan Madrzak hat schon eine ganze Handvoll buchstäblich zerbröselter Registerwippen gesammelt. Solche und andere Schäden zwingen ihn dazu, um einige Register regelrecht „herumzuspielen“. © Kienbaum, Achim

Ein Konzert spielen auf einer Orgel in diesem Zustand? Das ist niemandem zuzumuten, sagt der Soester Domorganist Stefan Madrzak. Doch er hat gute Nachrichten.

Soest – Wenn Stefan Madrzak ans Werk geht, dann muss er dafür immer öfter auch Zange und Schraubendreher zur Hand nehmen – eigentlich nicht das Werkzeug der Wahl für einen Mann seiner Profession. Aber dem Soester Domorganisten zerfällt sein Arbeitsgerät buchstäblich unter den Händen, der Zahn der Zeit nagt eben auch am Inventar eines Gotteshauses. Deshalb plant die St. Patrokli-Kirchengemeinde jetzt eine umfangreiche Sanierung des Instrumentes – das bei der Gelegenheit auch gleich erweitert werden soll. Was 1967 noch eine nagelneue Orgel war, die dem Soester Dom eine würdige musikalische Grundlage gab, ist inzwischen nicht nur technisch hoffnungslos überholt, sondern auch in einem nicht zu übersehenden – und zu überhörenden – traurigen Gesamtzustand. Und das nicht erst seit gestern.

„Seit rund drei Jahren wird es immer schlimmer“, erklärt Stefan Madrzak. Er spielt in den Gottesdiensten mittlerweile wie die Katze um den sprichwörtlichen heißen Brei regelrecht um defekte Bereiche herum – auf dem zentralen Spieltisch sind zahlreiche Registerwippen kaputt, den Teilwerken der Orgel setzen Staub und Schimmel unter anderem auch Ventilen zu und einige Register „klemmen“. Dieser Zustand hat sich längst herumgesprochen und verleidet unter anderem auch Kollegen von Stefan Madrzak Konzerte im Dom: „Wir laden schon lange keine Gastmusiker mehr zu uns ein“, erklärt der Soester Organist, der selber ein auch international gefragter Könner an der Kirchenorgel ist und weiß, wie sehr gute Instrumente das Leben einer Kirchengemeinde bereichern können. „Es ist einfach niemandem zuzumuten, mit einer Orgel in diesem Zustand ein Konzert zu geben. Da winken auch alle ab.“

Das Innere der Patrokli-Orgel
Wo jetzt noch ein fragiles Drahtgewirr zum schlechten Ton beiträgt, soll bald eine digitale Festplatte ein zeitgemäßes und berührendes Klangerlebnis ermöglichen. © Kienbaum, Achim

Abhilfe schaffen kann da nur eine umfangreiche Sanierung und Reinigung der Orgel – mit einem Kostenvolumen von rund 290 000 Euro ein finanzieller Kraftakt für die Kirchengemeinde, der dank großzügiger Spenden aber bereits gesichert ist. „Voraussichtlich im Sommer werden Mitarbeiter des renommierten Orgelbauunternehmens Mühleisen, das auch in der Reinoldikirche in Dortmund hervorragende Arbeit geleistet hat, die Hauptorgel erneuern“, freut sich Stefan Madrzak. Alleine diese Arbeiten werden drei bis vier Monate dauern. Das soll aber nicht alles gewesen sein: Um wirklich ein zeitgemäßes und „auch die Seele berührendes Klangerlebnis“ zu ermöglichen, wird die Hauptorgel nicht nur komplett auf digitale Technik umgestellt, sondern in einem „zweiten und dritten Schritt“ auch erweitert werden.

Eine kleinere „Chororgel“ soll vorne im südlichen Querschiff platziert werden und kann so bei Bedarf besonders den vorderen Kirchenbereich entweder alleine oder in Ergänzung zur Hauptorgel beschallen. Dabei soll die gebogene Form der Wand („Conchenform“) die Klangabstrahlung in den großen Raum maßgeblich verstärken. In einem dritten Schritt soll ein einzelnes Register, die „Fehde-Fanfare“, auf dem Boden des Hochchores am Ostende des Doms einen „Orgel-Dreiklang“ vollenden. Angesteuert werden sollen alle Orgeln von einem neuen mobilen Zentralspieltisch aus, der an drei Stationen im Kirchenraum platziert werden kann – und damit Organisten und Orgel deutlich näher an die Gemeinde rücken wird. Kostenpunkt für diese „Zukunftsmusik“: fast 350 000 Euro. Auch diese Summe wird über Spenden finanziert werden müssen.

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