Soester SPD will mehr Vielfalt in Quartieren statt „Ghettos“ in der Stadt

Es klingt paradox, ist es aber nicht: Selten ist in Soest so viel gebaut worden wie in den vergangenen Jahren, und doch fehlt es in der Stadt an Wohnungen – vor allem preisgünstigen Wohnungen. In der Politik gibt es jetzt neue Initiativen, wie dieser Mangel behoben werden könnte. Die SPD favorisiert dabei ein Modell, das im benachbarten Bad Sassendorf bereits erfolgreich umgesetzt worden ist.
Soest – Marcus Schiffer, Vorsitzender der Soester Sozialdemokraten, kann sich noch an die Zeiten erinnern, als „Wohnen mal einfach war und nicht wie heute ein Luxus, der mit der permanenten Unsicherheit einhergeht, wieder ausziehen zu müssen, wenn die Mieten derart stark erhöht werden, dass Menschen mit geringeren Einkommen sie einfach nicht mehr bezahlen können.“
Diese Zeiten sind schon lange vorbei – wie in vielen anderen Städten auch in Soest, weil der kommunalpolitische Fokus vor allem darauf gerichtet worden sei, relativ gut verdienenden Familien Baugrundstücke zur Verfügung zu stellen – mit der bekannten Folge, dass der Bedarf an Wohnungen mit niedrigen Mieten nicht annähernd gedeckt werden kann.
Die SPD, so Schiffer, unterstütze zwar den Vorschlag der CDU, Baukosten zum Beispiel durch die Vergabe von Grundstücken in Erbpacht zu vergeben, und stärker auf sozial geförderten Wohnungsbau zu setzen, es gehe aber auch darum, keine „Ghettos“ entstehen zu lassen. „Wir müssen dazu kommen, dass in den Wohngebieten Menschen als Nachbarn zusammenkommen, die die ganze Vielfalt der Gesellschaft abbilden, unter anderem eben auch mit unterschiedlichen Einkommen“, formuliert das Lavinia Haupt, stellvertretende SPD-Vorsitzende.
Wie das gehen könnte, dazu hat ihr Parteifreund Volker Esch-Alsen schon vor Jahren Nägel mit Köpfen gemacht (siehe Infokasten).
So funktioniert es
„Wir schaffen Quartiere – Gesellschaft für sozial verträglichen Wohnungsbau mbH“ unterstützt die Gründung von Bewohnergenossenschaften. Ziel ist es, Mitglieder mit Wohnberechtigungsschein zusammenzubringen mit Mitgliedern ohne Schein. Beide erwerben Anteile an der Genossenschaft, die mit höheren Einkommen aber erheblich mehr – eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Die finanzstärkeren Mitglieder ermöglichen den Bau sozial geförderter Wohnungen und können auch selber relativ günstig – und lebenslang – wohnen, und Menschen mit geringeren Einkommen erhalten günstige Wohnungen.
Er hat – mit anderen – eine Genossenschaft gegründet, die dann im Kurort ein Bauprojekt realisiert hat, in dem er selber und die anderen Genossenschaftsmitglieder vergleichsweise günstig wohnen. Das Wesentliche dabei: Menschen mit Wohnberechtigungsscheinen leben mit Mitgliedern, die wegen ihres höheren Einkommens diesen Schein nicht haben, Tür an Tür – und beide profitieren davon. Höchst willkommener Nebeneffekt: Der bereits erwähnten „Ghettoisierung“ wird entgegen gewirkt.
Dieses Modell wird auch bei einem weiteren Projekt am Landerpfad in Bad Sassendorf angewendet, in Planung ist es auch in Meiningsen.