Das soll aus dem ehemaligen Strabag-Gelände am Bahnhof werden

Soest – Die Entwicklung ganzer Quartiere ist keine Sache für Sprinter, da ist eine gute Kondition gefragt: Die brauchten Prof. Monika Dobberstein, Matthias Abel und die anderen Mitglieder der Jury jetzt auch, als sie die Wettbewerbsentwürfe für ein gemischtes Wohn- und Gewerbeareal auf dem ehemaligen Strabag-Gelände begutachten und bewerten mussten.
Satte zwölf Stunden nahm sich die Jury um die Soester Wirtschaftsförderin und den Technischen Beigeordneten im Blauen Saal Zeit, um die insgesamt 29 eingereichten Entwürfe von Architekten und Landschaftsplanern aus dem gesamten Bundesgebiet mit allen Stärken und Schwächen zu analysieren. Leicht gemacht hatten es denen weder die Wirtschaftsförderung, noch die Stadt – und schon gar nicht das Gelände: Auf der mit vielen Altlasten „gesegneten“, rund acht Hektar großen Industriebrache nördlich des Bahnhofs ein attraktives Areal zum Wohnen und Leben zu errichten – das erwies sich als wirklich anspruchsvolle Herausforderung.
Dass so viele Teilnehmer sie annahmen, hatte sicher auch damit zu tun, dass die Aufgabe Gegenstand eines Landeswettbewerbs war. Für Dobberstein und Abel hat sich der Aufwand aber jetzt bereits gelohnt: Mit dem Siegerentwurf der Sackmann Payer GbR aus Berlin und des Büros „Querfeld Eins“ aus Dresden können sie sich jetzt an die weiteren notwendigen Schritte machen – bis hoffentlich im Frühjahr 2023 die ersten Gebäude Gestalt annehmen werden.

Was dort entstehen soll, davon gibt das Sieger-Modell einen Eindruck: Zum Bahnhof hin, wo derzeit noch der Jahn-Sportplatz und ein benachbartes Firmengelände ist, sollen drei Komplexe mit Büros gebaut werden, die gemeinsam mit „Parkpaletten“ entlang der Gleise für die sich nördlich anschließende Wohnbebauung als Lärmschutz dienen. In Mehrfamilienhäusern sollen zwischen 200 und 300 Wohneinheiten in mehreren „Clustern“ entstehen, 30 Prozent davon geförderte Sozialwohnungen mit Mietbindung.
Die Pkw-Stellplätze (einer pro Wohnung) werden dezentral in den Gebäuden platziert, die Zufahrt in das Quartier erfolgt über eine Straße mit Anbindung an den Teinenkamp. Möglicherweise wird es eine weitere Zufahrt von der Werkstraße geben.
Klar war von Anfang an, dass die Altlasten im Erdreich und ihre Entsorgung ein wesentlicher Kostenfaktor bei der Entwicklung des Geländes sein würden. Die Lösung: eine Vereinbarung mit dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV). Der trägt 80 Prozent der Sanierungskosten und erhält dafür 80 Prozent der Erlöse aus der Vermarktung der Grundstücke. Hinzu kommt: Der schlechte Baugrund auf dem Gelände lässt keine Unterkellerung der Gebäude zu.
Nach dem aktuellen Erkenntnisstand könnte Anfang 2021 der Startschuss zur Altlastenentsorgung erfolgen, im Herbst könnte dann mit dem Straßenbau begonnen werden. Die Politik wäre gefordert, 2022 den nötigen Satzungsbeschluss zu fassen, damit im Frühjahr 2023 die Bauphase starten könnte.
Davor wartet allerdings eine weitere Herausforderung: Die Größe der einzelnen Wohnkomplexe dürfte die Möglichkeiten lokaler Investoren übersteigen – Dobberstein und Abel rechnen daher damit, dass hier vor allem überregional tätige Unternehmen gewonnen werden müssen. Auch da wird Beharrlichkeit gefragt sein.