Soesterin Ari Kaiser fasst ein ganzes Leben in Worte

Die Soesterin Ari Kaiser ist freie Trau- und Trauerrednerin. Sie steht Menschen in Freud und Leid zur Seite. Was empfindet sie als schwieriger, die passenden Worte für glückliche Paare zu wählen oder den richtigen Ton zu treffen, wenn Hinterbliebene schmerzvoll Abschied nehmen müssen? Die 34-Jährige überlegt kurz, dann antwortet sie, dass sie es als besondere Herausforderung ansieht, junge Brautleute zu begleiten, die sie oft schon Monate vor dem schönsten Tag, während der Vorbereitung des Festes, kennenlernt – eine Zeit, in der sich viel verändern kann und in der sich immer wieder neu die Frage stellt, was sie ihnen mit auf den Weg in die Zukunft gibt.
Soest - In ihren wohlformulierten Reden geht es der Soesterin auch darum, Hinterbliebene zu stärken, damit sie dem weiteren Leben mit Zuversicht begegnen. Sie würdigt den Verstorbenen, ruft Erinnerungen an einzigartige – auch heitere, leichte Momente – wach, zeichnet ein persönliches Porträt, schreibt für den Toten und spricht zu den Lebenden, die zurückbleiben. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch“, schildert die junge Mutter, die gerade ihr zweites Kind erwartet. Jede Trauerfeier berühre sie, und natürlich denke sie auch über die eigene Endlichkeit nach und darüber, wie sie sich den Abschied wünscht. Zunächst als PR-Journalistin und später als Produktmanagerin tätig, widme sie sich nun einer neuen Aufgabe, der sie mit Freude nachgehe und die sie erfülle. Sie erlebe, wie gut es den Menschen tut, zum Abschluss gemeinsam mit ihr noch einmal auf die Lebensstationen des Verstorbenen zu blicken, seine Geschichte Revue passieren zu lassen und die Spuren zu betrachten, die er hinterlässt.
Ari Kaiser: „Ihnen wird eine Last von den Schultern genommen.“ Eine Witwe bestätigt das: „Die Worte, die Sie für meinen Mann gefunden haben, wären zu 100 Prozent in seinem Sinne gewesen“, dankt sie herzlich.
Ari Kaiser weiß um den großen Vertrauensvorschuss, den ihr die Angehörigen in einer schweren Zeit schenken. „Alles kann, nichts muss“, nennt sie ihre Leitlinie für die Gestaltung der Zeremonie. Mancher, der sich bei ihr meldet, steht der Kirche fern, andere wünschen sich individuellere Rituale. Manchmal, so berichtet sie, äußern Hinterbliebene auch skurrile Wünsche – etwa bei der Musikauswahl. Wenn es passt, wird es eingebaut.
In einem Nachruf möchte Ari Kaiser, die sich ehrenamtlich in der Emmaus-Gemeinde engagiert, dem Verstorbenen gerecht werden und ihn treffend charakterisieren. Was dafür erforderlich ist? „Man muss vor allem gut zuhören können.“