Nach mehr als zwei Monaten, so Simone Enders, sind die Erfahrungen mit diesem Arbeitszeitmodell, das Geschäftsführung und Mitarbeiter gemeinsam beschlossen, durchweg positiv: „Wir sind eher mehr als weniger produktiv und kreativ, weil die Erholungszeit am Wochenende länger ist“, erklärt Enders. Da falle es auch leichter, wirklich abzuschalten von der Arbeit.
Rückmeldungen zeigten, dass sich auch das Freizeitverhalten in der Belegschaft positiv verändere, weil einfach mehr Zeit dafür bleibe.
Simone Enders sieht einen weiteren Vorteil für das Unternehmen: Ein solches Modell, das in der Region noch sehr selten sei, mache die Firma als Arbeitgeber attraktiver – wie viele andere Betriebe in dieser und in anderen Branchen fällt es auch Ross Werbetechnik immer schwerer, Fachkräfte zu finden.
Und: Weil einen zusätzlichen Tag lang alle Geräte abgeschaltet werden können, hat sich bereits der Energieverbrauch reduziert – gut fürs Klima und gut für die Kasse des Betriebes.
Falls sich bereits mehrere Unternehmen in der Region Gedanken darüber machen, ihre Arbeitswoche umzustrukturieren und von einer Fünf- auf eine Vier-Tage-Woche zu wechseln, haben sie zu dem Thema die Expertise der IHK in Arnsberg noch nicht eingeholt. Das erklärte auf Anfrage Thomas Becker, Referent für Kommunikation und Volkswirtschaft bei der IHK. „Wir haben zu diesem Thema noch keine Anfragen bekommen“, so Becker, der über Gründe dafür nur spekulieren konnte.
Möglicherweise hielte die schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation potenziell interessierte Betriebe von einem derartigen Schritt ab. In der Gastronomie allerdings seien inzwischen viele Betriebe dazu gezwungen, ihre Öffnungszeiten zu reduzieren, weil sie der Personalmangel schlicht dazu zwinge. „Das ist aber natürlich eine völlig andere Situation und auch nicht vergleichbar“, räumt Becker ein.
Verändert hat sich bereits jetzt auch etwas anderes: „Wir hatten ja keine Erfahrungswerte mit einer Vier-Tage-Woche, da mussten wir ins kalte Wasser springen“, erinnert sich Enders. Inzwischen hat sich die Umstellung aber herumgesprochen, unter anderem natürlich bei den Lieferanten und gewerblichen Kunden, die sich auf die Veränderungen in den Abläufen bei Ross auch selber einstellen müssen.
„Die fragen inzwischen bei uns nach, wie es läuft, und viele zeigen Interesse, das auch selber einmal auszuprobieren“, beschreibt sie die Entwicklung vom „Testfall“ zum Ratgeber.
Dabei räumt sie ein, dass zumindest der organisatorische Aufwand für andere Betriebe größer sein könne als für ihren eigenen: „In aller Regel arbeiten wir auf Terminbasis mit gewerblichen Kunden, das ist natürlich etwas anderes, als wenn ich zum Beispiel ein geschäft mit viel Kundenverkehr habe, die ich nicht einfach vor verschlossenen Türen stehen lassen kann“, erklärt sie.
Für Ross Werbetechnik aber hat es sich ausgezahlt, von fünf auf vier Arbeitstage in der Woche zu wechseln: Gemeinsam haben Geschäftsführung und Mitarbeiter beschlossen, aus dem Versuch eine Dauerlösung zu machen.