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Soester Krankenschwester im Gaza-Streifen: Hilfe hinter der Mauer

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Doris Broadbent war mit dem Hammer Forum im Gaza-Streifen unterwegs © privat

Soest - Den Menschen im Gaza-Streifen fehlt es an vielem. Eine Mauer grenzt das Gebiet von Israel ab und die Grenzübergänge werden von Israel kontrolliert. Auch im Westjordanland leidet die medizinische Versorgung der Palästinenser unter der israelischen Blockade und dem veralteten Gesundheitssystem. Die Soester Krankenschwester Doris Broadbent war nun mit Chirurgen und Anästhesisten der Hilfsorganisation „Hammer Forum“ vor Ort, um die Mediziner zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Reise stand die Behandlung von Kindern.

„Die Menschen in der Region sind total abgeschnitten und nur die Israelis bestimmen, wer rein und raus darf“, beschreibt Broadbent die schwierige Situation der Palästinenser. Entsprechend erleichtert war die siebenköpfige Gruppe, dass sie Ende September ohne große Probleme die Grenze zum Gazastreifen passieren konnte und ihr Gepäck zwar untersucht, aber nicht beschlagnahmt wurde. „Wir hatten Glück, dass wir unser ganzes Material mitnehmen durften. Ein italienisches Team war nicht so erfreut, dass ihr Operationsbesteck zurückbleiben musste und sie nur untersuchen, nicht aber operieren konnten“, berichtet Broadbent.

So aber konnten die Ärzte ohne Schwierigkeiten ihre Arbeit beginnen. Vier Tage lang wurden junge Patienten in einem Krankenhaus untersucht und, falls nötig, gemeinsam mit den einheimischen Ärzten operiert.

„Die Ärzte dort haben meistens eine Ausbildung im Ausland absolviert. Jetzt fehlt ihnen die Möglichkeit, sich fachlich fortzubilden“, erklärt Broadbent. In Zusammenarbeit mit den Ärzten des Hammer Forums sollen diese fehlenden Kompetenzen vermittelt werden.

Die zweite Station der Reise war Nablus im Westjordanland. Vor allem die neurologischen Operationen seien hier wichtig gewesen, da es an entsprechenden Ärzten fehle. Broadbent weiß, dass die einheimischen Mediziner durch die Zusammenarbeit mit den ausländischen Ärzten nicht nur Wissen, sondern auch Autonomie gewinnen: „Alles, was im eigenen Krankenhaus nicht behandelt werden kann, muss auf die israelische Seite überwiesen werden – und das ist sehr teuer.“ Wie wichtig die Reise von Broadbent und ihren Kollegen war, zeigt sich an den Zahlen: 354 Kinder untersucht, 103 von ihnen wurden operiert. Das jüngste Kind war erst zehn Tage alt.

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