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So bereiten sich die Soester Krankenhäuser auf die heißen Tage vor

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Von: Achim Kienbaum, Daniel Schröder

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Operationssaal im Klinikum Stadt Soest
In den Operationssälen und auf den Intensivstationen, wie hier im Klinikum, ist es klimatisiert. Auf den Patientenzimmern bedeutet Hitze mehr Arbeit für die Pfleger. © Peter Dahm

Manche mögen’s heiß, vorausgesetzt, das Meer oder ein See sind nicht weit und irgendeine kühle Räumlichkeit ebenfalls. Wer das aber gerade nicht hat – und dazu auch noch bettlägerig ist – der ist dankbar, wenn er nicht zu sehr ins Schwitzen kommt. Die Soester Krankenhäuser und Pflegeheime bereiten sich deshalb schon auf die nächsten besonders heißen Tage vor.

Soest – Im Soester Marienkrankenhaus sind zwar alle „Funktionsbereiche“ inklusive Operationssälen und Intensivstation klimatisiert, das gilt aber nicht für die Patientenzimmer auf den Stationen.

Pflegedirektor Martin Krampe und seine Mitarbeiter können dort auch keine Ventilatoren aufstellen – das ist aus hygienischen Gründen verboten.

Für Abkühlung sorgen aber die Verschattungen, die vor allen Fenstern angebracht sind, Lüften in den kühleren Abendstunden oder wann immer sonst es sinnvoll ist und pflegerische Arbeiten wie feuchte Umschläge oder das häufigere Waschen von verschwitzten oder auch besonders empfindlichen Patienten. „Das ist schon ein deutlich größerer Aufwand als üblich“, räumt Martin Krampe ein – aber der sei nun einmal nötig, wenn die Temperaturen außergewöhnlich stark nach oben gehen.

Ventilatoren sind verboten

Ein paar Kilometer weiter bereiten sich auch die Mitarbeiter des Klinikums Stadt Soest auf die erwarteten Hitzetage vor. Sprecher Frank Beilenhoff zählt weitgehend die gleichen Mittel und Maßnahmen auf, wie den Patienten auf den Stationen des Hauses so viel Abkühlung wie möglich zuteil werden kann. Dazu gehört eine „Abkühlung von innen“: „Unsere Ernährungsberater achten darauf, dass die Patienten möglichst leichte Kost bekommen“, erklärt er. Entsprechende Schutzmaßnahmen würden auch in den Seniorenheimen ergriffen. So erklärte beispielsweise Manuela Schunk, Referentin für Öffentlichkeit der Evangelischen Frauenhilfe, dass man „entsprechend planvoll“ mit der Situation umgehe.

Im Jahr 2017 hatte das Bundesumweltministerium zusammen mit den Ländern zwar Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen vorgelegt. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten im Jahr 2020 dann aber beschlossen, dass Hitzeaktionspläne individuell unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten von den Kommunen und betroffenen Instituten erstellt werden sollen.

Kein Aktionsplan im Kreis Soest

Im Kreis Soest gibt es einen solchen Hitzeaktionsplan bislang nicht: „Grundsätzlich wäre erst einmal zu definieren, was mit Hitzeschutzkonzept und Hitzeaktionsplan gemeint ist und wie sich diese Begriffe voneinander abgrenzen. Aber das Thema im Allgemeinen wird im Kreis durch ein Klimaanpassungsmanagement zusammen mit den Städten und Gemeinden verfolgt“, erklärt Wilhelm Müschenborn, Sprecher des Kreises Soest. Eine Definition für „Hitzelage“ sei im Kreishaus „auch nicht bekannt“. Müschenborn: „Im eskalierenden Ernstfall werden, wie bei allen Wetterlagen, der Einsatzstab und der Krisenstab aktiv.“

Wer ist eigentlich „hitzegefährdet“?

Wie viele Menschen allgemein im Kreis Soest von einer möglichen Hitzelage gefährdet wären, ist unklar. „Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Wonach soll beurteilt werden, ob ein Mensch hitzegefährdet ist? Ein Indikator könnte zum Beispiel das Alter sein“, sagt Müschenborn und spielt damit auf „sehr junge und sehr alte Menschen“ an. „Vorerkrankungen könnten auch eine Rolle spielen. Wie viele Menschen im Kreis Soest unter Vorerkrankungen leiden, die sie besonders anfällig für längere Hitzeperioden machen, kann nicht beurteilt werden“, so der Kreis-Sprecher.

Eigenverantwortung ist wichtig

Grundsätzlich sei „die Bedeutung der Themen Klimaschutz und Klimaanpassung als hoch anzusehen“, sagt Müschenborn. „Sehr, sehr wichtig“, sei aber vor allem die Eigenverantwortung eines jeden einzelnen. „Konkret heißt das, sich nicht in der heißesten Zeit draußen aufzuhalten. Körperliche Aktivität im Freien sollte auf die frühen Morgenstunden verschoben werden. Wichtig ist es auch, die Wohnung kühl zu halten. Es sollte nur dann gelüftet werden, wenn es draußen kühler ist als drinnen. Wenn möglich, sollte der Schlafplatz in kühlere Räume verlegt werden. Unbedingt gilt es, direkte Sonneneinstrahlung und damit hitzebedingte Gesundheitsgefahren wie Sonnenstich, lebensbedrohlichen Hitzekollaps oder Hitzschlag zu vermeiden“, unterstrich der Kreis Soest. Gleichzeitig sollte jeder seinen Körper kühl halten und darauf achten, eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr sicherzustellen.

Dr. Andrea Gernun, Chefin des Gesundheitsamtes, rät für heiße Tage: „Nehmen Sie eine lauwarme Dusche oder ein lauwarmes Bad oder Fußbad, trinken Sie ausreichend und regelmäßig, verzichten Sie auf üppige Speisen und essen stattdessen etwas Leichtes und wasserreiches Obst und Gemüse.“

Einen besonderen Hinweis fügt die Leitende Amtsärztin hinzu: „Trotz des Biergartenwetters sollte man eher Wasser und Tee trinken und auf die Zufuhr größerer Mengen Alkohol verzichten.“

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