Soester, die den Namen Hadrian hören, denken gleich an die intensive Rigahilfe, für die die beiden stehen. Willi Hadrian setzte sich unermüdlich und mit viel Herzblut dafür ein, die Transporte in die lettische Hauptstadt zu koordinieren und begleitete diese Fahrten auch häufig.
Er erinnert sich an die erste Tour vor 30 Jahren, viele weitere folgten. Wie oft er sich auf den Weg gemacht hat, angetrieben von dem Gedanken: „Lettland braucht uns“, hat er nicht nachgehalten. Mindestens 50-mal werden die Helfer er die Strecke zurückgelegt haben, um bei jedem Aufenthalt auch Brücken der Freundschaft zu bauen, die heute noch tragen.
Im Baltikum, berichten Hadrians, lernten sie kennen, wie freundlich die Menschen dort gegenüber Deutschen sind, und sie erfuhren, wie wertvoll die jahrhundertealte Verbindung ist. Sie schlossen Freundschaften und halten die Kontakte derzeit telefonisch oder per Post aufrecht. Im Moment sind sie oft in Gedanken bei ihren Freunden in Osteropa und erfahren die Ängste, die sie angesichtes des Krieges in der Ukraine ausstehen.
„Wir hoffen auf einen baldigen Frieden, das wünschen wir uns“, so das Ehepaar, das mit seinen Lebensgeschichten wohl ein ganz Buch füllen könnte.
Willi Hadrian, der am Tag der diamantenen Hochzeit 85 Jahre alt wird, hat mit launigen Worten aufgeschrieben, wie sich die beiden zum ersten Mal begegneten: Das war am Frühstückstisch in Hohenlimburg (Hagen). Er habe sich dort um eine Anstellung beworben, weil es in Soest zu der Zeit keine Perspektive für einen Kaufmann gegeben habe. Also habe ein Ortswechsel geplant werden müssen. Da kam es dem jungen Mann zupass, dass er bei einer Familie übernachten durfte, die mit seinen Eltern bekannt war. Herta, die Tochter des Hauses, habe Frühstückseier gekocht, erzählt Willi Hadrian, und er habe sich einen kleinen Spaß erlaubt, indem er die leergelöffelte Schale mit der heilen Seite nach oben in den Becher stellte, um das ahnungslose junge Mädchen zu necken. „So fing es an“, gibt das Paar zum Besten.
Beide wissen, dass der alten Spruch: „Jung gefreit hat nie gereut“ tatsächlich auf sie zutrifft. Die Verlobung erfolgte im September 1960, noch vor dem 21. Geburtstag der Braut. Willi Hadrians Eltern hatten bereits im Frühjahr damit begonnen, in Soest ein Eigenheim zu errichten, um dort einzuziehen, das junge Paar sollte eine Wohnung in der Mansarde bekommen.
Der Tod des Vaters durchkreuzte die Pläne, Willi Hadrian übernahm den Bau und suchte sich in Soest eine Arbeitstelle. In seinen höchst unterhaltsamen Erinnerungen schreibt er: „Herta kam am Wochenende nach Soest, um mitzuhelfen. Sie kittete die Glasscheiben von 16 Fenstern sowie zwei Doppelbalkontüren an einem Wochenende. Sie strich die Fensterrahmen.“ Er habe alle Hände zu tun gehabt, Eigenleistungen zu erbringen, bis das Haus 1961 bezugsfertig war. Doch als Lediger habe er keine Berechtigung für Familienzuschüsse gehabt. „Somit musste geheiratet werden“, fügt der Jubelbräutigam mit einem Augenzwinkern hinzu. Beide lachen, denn das ist nur im Scherz gemeint.