Soester Jazznacht: Traditionell mit vielen Überraschungen

Soest - Für Überraschungen ist die jährliche Jazznacht auch in der 41. Auflage noch gut. Vor allem wurde beide Silben des Namens wieder ihrem Namen gerecht.
Es ist tatsächlich tief in der Nacht, als der letzte Akkord verklungen, das letzte Saxofon im Koffer und die letzte Wertmarke der Musiker eingelöst worden ist. Die finale Band im Saal, eine Gruppe rund um Wolfram Vossel, der als Drummer des Orchesters Wolfgang Menzels erst gar nicht die Bühne verlassen musste, packt gegen ein Uhr ein. Die Session in der Kneipe ist auch schon rum.
Cookin’X rund um Mitorganisator Detlef Brune hat den „Schwarzen Peter“ gezogen, sollte um 23.30 Uhr anfangen und legt mit 45 Minuten Verzögerung los, weil die erste Band im Kino überzogen hat. Alle anderen haben sich diesmal brav an den Zeitplan gehalten, fast ein Novum in mehr als vier Jahrzehnten Jazznacht-Geschichte.
Dass zu der Veranstaltung immer noch zwei Dutzend Ensembles anrücken, ist nicht zuletzt der Nachwuchsarbeit der Musikschule zu verdanken: Der überwiegende Teil der jungen Musiker, die mit ihren Bands in Raum 5 auftreten, fing bei Patrick Porsch in der Burning Big Band an.
Diese Burning Big Band ist erneut die größte Formation mit rund 40 Leuten, ihretwegen musste die Bühne im Saal wieder um zusätzliche Podeste erweitert werden. Die ehemalige Musiker und ihre Verbundenheit sind es auch, die Mastermind Porsch und sein Team der Jazz-Interessengemeinschaft vor neue Herausforderungen stellte: Der enge Kontakt ist nicht mehr so gegeben wie einst. Aber es gibt zig Überschneidungen im Line-up, so dass es schon lange nicht mehr so kompliziert war wie am vergangenen Samstag, die Bands so auf die vier Räume zu verteilen, dass niemand drohte, an zwei Orten zugleich spielen zu müssen.
Neben allerlei bekannten Formationen auch neue zu sehen. Jonathan Bourdick und Julia Schwarz etwa, die sich zu dem Synthie-Pop-Duo „Jeb & Jules“ zusammengetan haben. Schwarz’ Part als Sängerin der Burning Big Band übernahm Porschs alter Weggefährte Freddy Pieper, der stilsicher in den Fußstapfen Cab Calloways und Ray Charles’ wandelte.
Das zur Hälfte aus Soestern bestehende Quartett „Buenosnojazz“ spielt nur noch Eigenkompositionen, stellte nach eineinhalb Jahren Arbeit sein zweites Album vor, das sich nicht hinter den Werken der Altmeister von "Mezzoforte" verstecken muss, deren Einfluss deutlich zu hören ist. Die Gruppe hatte im Kino den stärksten Zulauf.
Gewohnt schräg zeigte sich dort im Anschluss Keyboarder Thomas Berndt. Den gebürtigen Soester hatte es endlich wieder einmal aus Aachen in die Heimat verschlagen, sein Trio „derberndt“ brachte Rap- und Tuba-Einlagen ein. Michael Kröger, Lehrer aus Soest und Leiter der Dortmunder Uni-Big-Band Groove m.b.h., verfiel beim Dirigieren gar ins Tanzen. A propos alte Bekannte: Auch Uwe Plath, Dozent an der Glen-Buschmann-Akademie in Dortmund, hatte an diesem Abend wohl nichts weiter vor und ergänzte spontan sowohl die Big Band als auch die Combo seines einstigen Mentors John Holmes.