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Wipp Wipp Hurra! Soester Bürgerschützen werfen wieder Malefikanten in die Entenkacke

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Von: Achim Kienbaum

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IHK-Präsident Andreas Rother beim Wippen 2019
Mit IHK-Präsident Andreas Rother fiel 2019 letztmals ein Malefikant sehr schnell sehr tief. Am Samstag ist die Corona-Pause aber vorbei. © Peter Dahm

Die drei Malefikanten hätten möglicherweise noch ein paar Jährchen warten können – so ein Bad in (gefühlt) eisgekühlter Entenkacke schiebt man als böser Bube ja gerne mal auf die lange Bank. Aber da haben sie die Rechnung ohne die Soester Bürgerschützen gemacht: Die brennen nach langer Corona-Pause regelrecht darauf, endlich wieder wippen zu können – und haben die Pause dafür genutzt, sich was Neues einfallen zu lassen.

Soest – Seit der Verein 1992 das mittelalterliche Strafgericht wiederbelebte, war der Zeitplan in Stein gemeißelt: Die Festwoche vor der ganz großen Feier am Wochenende begann am Montag mit dem Schmücken der Hofe, am Dienstag wurde gewippt. Das hatte zwar unbestreitbare Vorzüge, die Aussicht auf einen Morgen danach mit weitgehend humorlosen Arbeitspflichten setzte aber der Kondition vieler Besucher quasinatürliche Grenzen.

Premiere mit Konstanten

Da trifft es sich natürlich viel besser, dass das Wippen jetzt zwar immer noch am und in den Großen Teich über die Bühne geht – aber bereits am Samstag (18. Juni, ab 16.15 Uhr), bevor das Schützenfest dann am Wochenende danach so richtig Fahrt aufnimmt.

Unverändert bleiben dagegen andere Konstanten des weltweit einzigartigen Tribunals in dieser Form – nur auf den Bermudas gibt es, angeblich, eine vergleichbare Form der Bestrafung.

So wird Scharfrichter Thomas Nübel (alias Henry de Schafott) ein Trio mit Versen in die Grütze schicken – was die Strafe zwar kein bisschen milder macht, der Gaudi der Besucher dafür aber erfahrungsgemäß zuträglich ist. Ereilen wird die Strafe drei Männer aus durchaus unterschiedlichen Welten.

Johan van Rekum ist Malefikant 2022
Dass er Holländer ist, dafür kann er nichts. Aber weil er mit seiner Begeisterung fürs Soester Wippen weit übers Ziel hinausgeschossen ist, muss Johan von Rekum jetzt büßen. © Privat

Johan van Rekum

Passend zur Samstags-Premiere wird es mit dem Musikus aus ´s-Heerenberg erstmals auch einen Holländer erwischen. Natürlich wäre es allzu billig, dem Mann alleine schon seiner Nationalität wegen jede Schandtat zuzutrauen. In seinem Falle muss sogar eingeräumt werden, dass er sich in vielerlei Weise um Tugendhaftigkeit bemüht hat – und dabei, so der Vorwurf des Gerichts, weit übers Ziel hinaus geschossen ist.

Das hat ganz wesentlich mit seiner Rolle als trompetendes Mitglied der „Wiksbössels“ zu tun, des temperamentvollen Showorchesters mit den markanten Schuhbürsten als Uniform-Epauletten, die seit vielen Jahren beim Bürgerschützenfest die Soester Puppen tanzen lassen. Mehr über Art und Schwere des Vergehens sei an dieser Stelle noch nicht verraten – nur soviel: Der Mann hat´s redlich verdient.

Oliver Früchtenicht ist Malefikant 2022
Oliver Früchtenicht ist kein Mann der leisen Töne, wenn es um seine Liebe für die Allerheiligenkirmes geht. Aber als der Rummel vor der Absage stand, war der große Vorsitzende der Kirmesfreunde einfach nicht groß genug. © Privat

Oliver Früchtenicht

Als Vorsitzender der Soester Kirmesfreunde riskiert der Mann zwar gerne mal ne kesse Lippe und strickt unverhohlen an mancher Legende, die seine Liebe für die Allerheiligenkirmes eindrucksvoll belegen soll – als es aber wirklich drauf ankam, stieß der Bube schnell an Grenzen. Corona zeigte seine hässliche Fratze und der Stadtrat musste den Daumen heben oder senken über den Rummel – da wurde der große Vorsitzende ganz klein und die Kirmes wurde abgesagt. Mann, Mann Früchtenicht: Aufschneider sind in dieser Stadt schon für weniger gewippt worden – der Autor dieser Zeilen kann ein Lied davon singen.

Andreas Meißner ist Malefikant 2022
Er hätte nicht nur das Virus nach Soest bringen können - was er tat - sondern auch großen Reichtum. Stattdessen ließ Chefarzt Andreas Meißner das Klinikum hinter sich und ist jetzt Gott in Weiss in Nordhorn - ab Samstag mit ein paar dunklen Flecken auf dem Kittel. © Privat

Andreas Meißner

Apropos Aufschneider: Mit dem Letzten im Bunde trifft es einen, der das, im Gegensatz zum Amateur vor ihm, tatsächlich zum Beruf gemacht und es dabei bis zum Herrn Professor Doktor gebracht hat. Das aber hielt den Gott in Weiss einst nicht davon ab, das Klinikum des schnöden Vergnügens wegen trotz aller Warnungen hinter sich zu lassen und in den Urlaub nach Ischgl zu fahren. Zurück kam er überstürzt und infiziert – der feine Herr Doktor war zwar schnell, das Virus aber schneller.

Statt nun aber flugs der Forschung zu frönen und das Gegengift zu finden, und mit ihm unermesslichen Reichtum für sein Soest, machte sich Meißner, kaum genesen, vom Acker – und ist jetzt Gott in Nordhorn.

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