Wobei das mit dem Neuland so eine Sache ist: Die Forschungsstation steht keineswegs auf erdiger Landmasse, sondern ist auf bis zu 200 Meter dickem Schelfeis verankert – was es möglich macht, sie während des rund dreimonatigen antarktischen Sommers mit einem Schiff anzusteuern und zu versorgen. Sehr wahrscheinlich wird dieses Schiff im Dezember dann auch von Kapstadt kommend Peter Frölich an Bord haben – und mit ihm ein kleines Team, das dann die Mannschaft ablösen wird, die derzeit noch auf der Station lebt und vor allen Dingen arbeitet.
Für den Traum, den er sich damit erfüllt, lässt er sein gewohntes Leben zurück – wenigstens für knapp zwei Jahre: Familie, Freunde, die Arbeit am Klinikum und auch die Rock-Band, in der er Schlagzeug spielt, sie alle müssen eine Zeitlang auf ihn verzichten.
Das Klinikum, zum Beispiel, hat den Leitenden Oberarzt für seinen „Traumjob im ewigen Eis“ beurlaubt und freut sich für den Kollegen, dass er diese einzigartigen Erfahrungen sammeln kann – und anschließend wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren wird.
Bis dahin aber warten auf Peter Frölich Aufgaben und Eindrücke, denen er mit einer gewissen Demut, vor allem aber mit unbändiger Freude entgegen blickt. „Es ist einfach ein wahnsinniges Privileg, Zeit auf diesem Teil der Erde verbringen zu dürfen, der normalerweise ja nicht zugänglich ist“, erklärt er einen Teil der Faszination.
Sehr gespannt ist er auch bereits darauf, wie er auf das Leben in beengten Verhältnissen (siehe Infokasten) fern aller Zivilisation mit einer sehr kleinen Gruppe von Menschen reagieren wird – Verhältnisse, die die Besatzungen der Forschungsstationen selber zu Forschungsobjekten machen, zum Beispiel für die Raumfahrt.
„Neumayer III“ wurde am 20. Februar 2009 in Betrieb genommen. Die rund 60 Meter lange Station ist in modularer Bauweise errichtet worden, steht auf 16 hydraulisch verstellbaren Stelzen und bietet in 15 Unterkunftsräumen Schlafgelegenheiten für bis zu 40 Personen. Für sie gibt es unter anderem einen Essensraum, Dusch- und Waschräume, Sportmöglichkeiten – und eine Sauna.
Vor allem aber wartet viel Arbeit auf ihn: Als einziger Arzt muss er helfen können, wenn seine Hilfe gebraucht wird – dafür hat er unter anderem einen kleinen OP und ein ebenfalls kleines Labor zur Verfügung und wichtige medizinische Geräte. Falls nötig, wird er aber auch über Datenleitungen mit der AWI-Zentrale in Bremerhaven verbunden sein.
Bevor es losgeht Richtung Süden, stehen mehrere „Auffrischungen“ medizinischer Fertigkeiten auf Peter Frölichs umfangreichem Vorbereitungsplan für die XXL-Auszeit am Ende der Welt – oder jedenfalls nah dran. Und wenn er selber einmal gesundheitliche Probleme bekommt und weit und breit kein Arzt zur Verfügung steht? Dann baut Peter Frölich darauf, dass die Schulungen anderer Besatzungsmitglieder mit medizinischen Grundkenntnissen sich auszahlen und er einigermaßen gut versorgt werden kann. Auf schnelle Hilfe in solchen Notlagen von außen kann er aber nicht hoffen: Im langen antarktischen Winter ist „Neumayer III“ komplett abgeschnitten von der Welt.