Soest will Radweg vom Bahnhof bis ins Gewerbegebiet Südost bauen

Soest – Auch beim Radfahren bestimmt das Angebot die Nachfrage. Um mehr Soestern den Umstieg von vier auf zwei Räder schmackhaft zu machen, soll vom Bahnhof aus bis ins Gewerbegebiet Südost ein neuer Radweg entstehen. Doch ganz einfach wird das nicht.
Es wäre ja alles zu schön, um wahr zu sein. Die neue vier Meter breite Veloroute soll just auf der Strecke verlaufen, auf der einst Pengel Anton zuckelte. Vom Bahnhof aus führte das Gleis über das Osthofen- und Thomätor Richtung Rigaring, von dort weiter über den Elfser Weg zur Langen Wende ins Industriegebiet. Das Beste daran: Eine schöne, flache Strecke abseits der Straßen. Doch – sehr zum Kummer der Planer – sind Teilstücke der stillgelegten Bahntrasse vor Jahren an Anrainer verkauft worden und fehlen heute.
So gesehen ist das Bild höchst sinnfällig. Nur zu oft kommen Autofahrer Radfahrern in die Quere und stellen zum Parken ihre Wagen auf Radstreifen ab und zwingen die Zweiradpendler zu Ausweichmanövern. Am Thomästor aber geschieht dies völlig legal: Das Autohaus dort hat den Gleisstreifen dazugekauft, um die Ausstellungsfläche für seine Autos zu vergrößern. „Wir stecken mitten in den Gesprächen und Verhandlungen“, berichtet Matthias Abel, der Technische Beigeordnete im Rathaus.
Die verkaufte Bahnstrecke am Opmünder Weg bildet nur eine von einem halben Dutzend Lücken, die für den durchgehenden Radweg geschlossen werden sollen. Weil die Idee schon immer in manchen Köpfen waberte, aus der alten Bahntrasse mal einen Radweg zu bauen, stellt sich die Frage, ob es ein Fehler war, Teilflächen bereits verkauft zu haben. „Von Fehler würde ich nicht sprechen“, sagt Abel. Damals als die Bahn die Strecke aufgab und den Erlös für den Grundstücksverkauf gut gebrauchen konnte, galt noch eine andere Denke.
Die Stadt muss nun die Probleme aus dieser Denke ausbügeln. Die größte Herausforderung: Gleich der erste Abschnitt vom Bahnhof bis zum Osthofentor. Die Bahn hat abgewunken, eines ihrer Gleise oder den Randstreifen herzugeben. Gar nicht aus böser Absicht: „Es wird einfach benötigt.“
Wer an der Brüder-Walburger-Wallstraße entlang kommt, sieht hier ständig eine Eurobahn-Zug stehen, der auf dem Abstellgleis für den nächsten Einsatz geparkt wird. Radfahrer müssten also wohl oder übel das erste Teilstück auf dem gewohnten Abschnitt der Wallstraße Richtung Osthofentor bewältigen. Um so einfacher wird es danach: Der ehemalige Gleis-Streifen rüber zum Thomätor ist unberührt. Nach dem Ausbau der Gleise ist nichts weiter passiert; eine Grasnarbe weist die Spur.
Im weiteren Streckenverkauf aber finden sich noch ein paar weitere, kleinere Lücken. „Doch selbst wenn es nicht gelingen sollte, sofort alle Grundstücke zu erwerben, würden wir starten und uns kleine Umleitungen einfallen lassen“, sagt Abel. Los gehen sollen die Bauarbeiten idealerweise in diesem Jahr am Alten Elfser Weg; gewiss ist das aber nicht.
Der neue Radweg dürfte nicht nur die Pendler im Gewerbegebiet von Interesse sein. Touristen dürften ebenfalls Gefallen an der 2,3 Kilometer langen Trasse finden. Denn sie startet am Bahnhof, dort wo viele Gäste und Reisende mit Bus oder Bahn ankommen, und sie mündet an der Schledde direkt auf den Radweg, der Richtung Müllingsen, rauf auf die Haar und bis nach Möhnesee und in den Arnsberger Wald führt.
Übrigens auch auf der ehemaligen Pengel-Anton-Spur: Super-seicht nach oben und ohne lästige Verbrennungsmotoren links oder rechts.