Ein Foto, ein Vorsatz, eine Tat: Hilfe für Togo aus Soest, Tagesverdienst von 2,50 Euro

Das mit den guten Vorsätzen ist manchmal so eine Sache: Mehr Sport, weniger Handy. Man nimmt sich alles mögliche vor und oft klappt es dann doch nicht. Eine Erfahrung, die Stephan Graé machte.
Soest/Togo - 1997 war der Soester in Togo. Damals vertrat er die Jürgen-Wahn-Stiftung bei der Einweihung einer Krankenstation mit angeschlossenem Kulturhaus in Defalé, im Norden des Landes. Ein großes Fest für die Menschen, besonders für Kinder. „Damals wich mir Rodrigue, ein kleiner Junge, nicht von der Seite“, erinnert sich Graé. Der damals fünf Jahre alte Knirps ist ihm in guter Erinnerung geblieben.
Togo | westafrikanischer Staat am Golf von Guinea |
Hauptstadt | Lomé |
Staatsform | Präsidentielle Republik |
Staatsoberhaupt | Faure Gnassingbé |
Das Papier eines Schokoriegels, den er ihm damals schenkte, warf der Junge nicht einfach weg. Graé: „Er bewahrte ihn sorgfältig auf und roch daran noch tagelang in Erinnerung an die süße Köstlichkeit.“ Daraufhin hatte sich Graé vorgenommen, diesen Jungen zu unterstützen. Doch es blieb zunächst beim guten Vorsatz.
Bis ihm ein altes Foto aus Westafrika in die Hände fiel – per Zufall. Aufgenommen vor 26 Jahren in Togo. Plötzlich war auch der Geruch wieder da – der Geruch nach Schokolade. Und die Erinnerung an Rodrigue. Graé wollte wissen, was aus dem kleinen Jungen von damals geworden ist.
Jürgen-Wahn-Stiftung in Togo engagiert
Die Jürgen-Wahn-Stiftung ist in Togo bis heute mit mehreren Projekten engagiert – unter Federführung von Jacques M’Bata und seiner Frau Erika. Die Verbindung der Stiftung zu Rodrigue Apita blieb bestehen: Als Stipendiat hatte er als Jugendlicher aus Soest eine Unterstützung für die Finanzierung seiner Ausbildung erhalten.
Heute arbeitet Rodrigue in Togos Hauptstadt Lomé als Nachtwächter in einem Wasserwerk. Sein Tagesverdienst beträgt umgerechnet 2,50 Euro.

Aus den guten alten Vorsätzen ließ Graé nun Taten folgen: Er finanzierte ihm ein Motorrad. Belassen wollte es der Soester dabei jedoch nicht. Rodrigue könne mehr aus seinem Leben machen, ist Graé überzeugt.
Er erzählte die Geschichte seinem Freund Dr. Heinz Lehmkuhl. So entstand die Idee, dem Togoer eine Ausbildung zu finanzieren. „Da Rodrigue aber auch seine Mutter im 300 Kilometer entfernten Defalé unterstützen muss, kann er die geplante Ausbildung nicht ohne Unterstützung absolvieren“, erklärt Graé.
300 Euro monatlich für eine bessere Ausbildung
300 Euro monatlich seien für zwei Jahre erforderlich – auch, weil er seinen Job als Nachtwächter aufgeben muss. Für das erste Jahr hat der Soester das Geld bereits zusammen.
Ob Graé selber nochmal nach Westafrika fliegen wird? Das sei fraglich. Schließlich sei er auch nicht mehr der Jüngste, schmunzelt Graé. Doch helfen, wo Hilfe gebraucht werde, wolle er weiter gerne. Denn trotz der vielen Klagen und Krisenmeldungen: „Wir sind hier total abgesichert und mit allem geradezu überversorgt.“
Schnell Hilfe leisten konnte er bei der Krankenstation in Defal: Das Dach konnte schnell repariert werden.
Die Gesundheitsstation in der Hochebene des Ortes Animadé ist derzeit ohne Hebamme. Gemeinsam mit Freunden hatte Graé auch hier bereits geholfen und eine Hebamme einmal für drei Jahre finanziert. Das seien etwa 100 bis 120 Euro pro Monat.
Spenden
Wer Rodrigue bei der Ausbildung und in Animadé bei der Finanzierung der Hebamme helfen möchte, kann dies über die Stiftung tun: www.juergen-wahn-stiftung.de/