1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Soest

Soest: THW-“Familienvater“ Detlev Blume tritt kürzer

Erstellt:

Von: Daniel Schröder

Kommentare

Detlev Blume vom THW Soest wurde jetzt für seine besonderen Verdienste mit dem THW-Ehrenzeichen in Silber ausgezeichnet.
Detlev Blume vom THW Soest wurde jetzt für seine besonderen Verdienste mit dem THW-Ehrenzeichen in Silber ausgezeichnet.  © Daniel Schröder

Detlev Blume vom Soester THW wurde „für seine besonderen Verdienste“ mit dem THW-Ehrenzeichen in Silber, der zweithöchsten THW-Auszeichnung, geehrt.

Soest – Mehr als 29 Jahre lenkte Detlev als Ortsbeauftragter die Geschickte des Soester THW. Damit ist seit diesem Jahr Schluss. Den ausschlaggebenden Punkt dafür erklärt der 72-Jährige mit gewohnt lockerer, „westfälischer Schnauze“: „Ich bin mittlerweile der älteste Sack hoch fünf hier.“ Das Amt übernahm Burkhard Schuhmacher, der bereits seit mehr als 15 Jahren alt Stellvertreter an Blumes Seite aktiv war.

Obwohl er kürzer tritt, will Blume weiter als „THW’ler“ aktiv bleiben – der Hochbauingenieur ist Teil des „Führungstrupp Logistik“, darüber hinaus Fachberater und Baufachberater. Als Baufachberater war er erst am Dienstag im Einsatz, um die Stabilität eines Hauses nach einem Wasserrohrbruch zu beurteilen. Wie viele Einsätze dieser Art er in seinen bisher fast 50 THW-Jahren auf dem Buckel hat, weiß er gar nicht so genau.

Burkhard Schuhmacher ist neuer Ortsbeauftragter des THW Soest.
Burkhard Schuhmacher ist neuer Ortsbeauftragter des THW Soest. © Daniel Schröder

Aussagekräftiger als die nackten Einsatzzahlen seien beim THW sowieso eher die Einsatzstunden. Während das THW im Vergleich zur Feuerwehr deutlich seltener gerufen wird, sei es dafür oftmals über deutlich längere Zeiträume – teilweise wochenlang – im Einsatz. In Rumänien wurde er zur Erkundung für die Renovierung von Kinderheimen eingesetzt, watete nach einem Tankschaden durch Heizöl-gefüllte Keller. „Bei meinem ersten Auslandseinsatz habe ich gesehen, wie bescheiden es zum Teil im osteuropäischen Ausland aussieht“, erinnert er sich.

Afrika-Einsätze bleiben besonders in Erinnerung

Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Einsätze in Afrika. So war er unter anderem 1994 für vier Wochen während eines Völkerkrieges dort. „Es waren damals riesige Flüchtlingsströme unterwegs, sie haben in riesigen Lagern gelebt, hatten kein sauberes Trinkwasser.“ Um die Aufbereitung des Trinkwassers kümmerten sich Blume und seine THW-Kameraden. 1995 folgten noch einmal fünf Wochen – das Basislager musste abgebaut werden, staunend denkt er noch heute an den Konvoi von 14 Fahrzeugen mit Anhängern, der rund um den Victoriasee fuhr, um in Mombasa für den Rücktransport nach Deutschland auf ein Schiff verladen zu werden. Die Landschaft und die afrikanischen Menschen hätten ihn damals so fasziniert, dass er mit seiner Frau später noch zweimal nach Afrika reiste.

THW statt Bundeswehr

Zum THW war er im Januar 1973 gekommen, weil er nicht zur Bundeswehr wollte. Paragraf 8, Absatz 2 des Katastrophenschutzgesetzes bot damals die Möglichkeit, sich statt des 18-monatigen Wehrdienstes für zehn Jahren im Katastrophenschutz zu verpflichten. Blume wählte das THW und blieb ihm bis heute treu. Mittlerweile kann er stolz auf einen dicken Ordner voller Urkunden blicken.

„Er ist für uns wie ein Familienvater“

„Ich mache es einfach gerne, es macht Spaß, in der Gruppe mit den Jungspunden zusammenzuarbeiten und ihnen vielleicht noch den ein oder anderen Kniff beibringen zu können.“ Ben Jeretzky, Sprecher des THW, selbst seit einigen Jahren aktiv, sagt ohne groß nachdenken zu müssen: „Detlev ist ein integraler Bestandteil unserer Geschichte. Er ist für uns alle wie ein Familienvater, wenn er kommt, kommt Ordnung in die Bude. Die Erfahrung, die er in der Vergangenheit gesammelt hat, hat bei uns kein Zweiter.“
Blume freut sich riesig darüber, dass sich bei der Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen im Kreis Soest in den letzten Jahren „unheimlich viel getan“ habe: „Das ist im Sinne der Bürger, die um Hilfe rufen, so was von positiv.“

Im Aloisius wurde Blume für seine Leistungen geehrt. Der NRW-Landesbeauftragte des THW, Nicolas Hefner, Kreisbrandmeister Thomas Wienecke, Kreis-Dezernentin Ricarda Oberreuter, Sascha Meyer, Leiter der THW-Regionalstelle Arnsberg, und die Kräfte des Soester THW waren da. Der NRW-Landesbeauftragte betonte, dass es sich bei der Funktion des Ortsbeauftragten um einen Vollzeitjob im Ehrenamt handele. Über Detlev Blume sagte er: „Seinem Wirken ist schwer gerecht zu werden. Bei ihm ist Bereitschaft gelebte Realität. Nach zehn Jahren Wehrersatzdienst wurde bei ihm aus einer Verpflichtung Hobby, Berufung, fast ein Beruf.“

Auch interessant

Kommentare