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Soest: Straßenschwelle spaltet Wohnsiedlung

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Von: Daniel Schröder

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Wenn sich zwei Autos entgegenkommen, wird es eng: Michael Thiemeier (links) und Rainer Opitz sind Befürworter der Schwelle. Sie sind zufrieden mit der Arbeit der Stadt.
Wenn sich zwei Autos entgegenkommen, wird es eng: Michael Thiemeier (links) und Rainer Opitz sind Befürworter der Schwelle. Sie sind zufrieden mit der Arbeit der Stadt. © Daniel Schröder

Jetzt melden sich die Befürworter der Fahrbahnschwelle auf der Straße „An Lentzen Kämpen“ zu Wort. Sie hoffen, dass die Stadt Soest die Schwelle nicht wieder abbauen wird – trotz ihrer Erwägung, dem Gegenwind der 52 „Schwellen-Gegner“ nachzugeben.

Soest – Eine Fahrbahnschwelle als Zeichen fehlender Einigkeit in einer Wohnsiedlung - wie groß die Spaltung innerhalb des Wohngebietes ist, zeigte sich bei einem Ortstermin am Dienstag: Als der Anzeiger mit Dr. Michael Thiemeier und Rainer Opitz zwei Anwohner fotografieren will, die die Schwelle befürworten, dauert es nur wenige Sekunden, bis Ärger in der Luft ist.

Um die Verkehrssituation bildlich darzustellen, standen sich Autos an der Fahrbahnschwelle gegenüber. Das Foto war nach wenigen Sekunden im Kasten, da schallte lautes Gehupe durch die Wohnsiedlung. Hinterm Steuer eines gerade angerollten Autos platzte einem Anwohner mit wilden Gesten und Geschrei der Kragen, weil er kurz warten musste. Er hatte als einer von 52 Anwohnern per Unterschrift in einem Schreiben an die Stadt seinen Unmut über die Baumaßnahme geäußert.

Der Verkehrsknoten war nach einer kurzen Diskussion unter den Anwohnern schnell aufgelöst, der Autofahrer fuhr weiter, ein Eindruck tiefer Zerstrittenheit blieb jedoch.

Seit der Erneuerung der Straße gebe es „keine Schutzzone mehr für Fußgänger, da überall das Vorrecht für den rollenden und den ruhenden Pkw-Verkehr gilt“, schilderte Anwohner Dr. Michael Thiemeier. „Im Kern wurde ein schmaler Fußgängerweg durch eine Vielzahl neuer Parkflächen ersetzt, die heute rechtsbündig oder linksbündig neben der asphaltierten Fahrbahn angeordnet sind. Die Schaffung neuer Parkflächen und ein zusätzlicher Fortbestand eines separaten Fußgängerweges waren aus Platzgründen nicht möglich“, so Michael Thiemeier.

Er hofft, dass die Fahrbahnschwelle „in der kritischsten Kurve“ der Siedlung bleibt, um die Autofahrer so auszubremsen, dass es in dem Bereich nicht zu gefährlichen Verkehrssituationen kommt. Anwohner Rainer Opitz sagt: „Zwar liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 30 km/h. Doch um hier gefahrlos zu fahren, sind 15 km/h angemessen. Die Schwelle erinnert alle Autofahrer daran, vorsichtig zu sein.“

Seine Frau Dr. Hildegard Bur am Orde-Opitz erklärt: „Einen Abbau der Schwelle würde ich sehr schade finden. Die Schwelle bewirkt, dass die allermeisten Autofahrer in dem unübersichtlichen Kurvenbereich umsichtig und vernünftig fahren. Als Radfahrerin habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Schwelle sowohl mit dem Rad prima überfahren lässt als auch, dass ich alternativ bei der Annäherung an die Schwelle die Straße so weit einsehen kann, dass ich gefahrlos zum Queren die Mitte zwischen den beiden Schwellenanteilen wählen kann.“

Nüchterner Blick

Die Zahl der Familien mit Kindern sei „in den Lentzen Kämpen deutlich höher als in Nachbarstraßen mit Verkehrsberuhigung“, erklärt Michael Thiemeier. Der Anwohner weiter: „Die Unübersichtlichkeit beim Aufenthalt in den Kurvenradien erschwert die Alltagssituation und führt zu unvermeidbaren Gefährdungen. Die jetzt montierte Straßenschwelle in der Nordostkurve der Straße trägt erheblich zur dortigen Verkehrssicherheit bei und wird insbesondere von Familien mit Kindern ausdrücklich begrüßt. Der Widerstand gegen diese Verkehrsberuhigung wird leider von einer Anwohnergruppe vorgetragen, deren Hauptmotivation ,Freie Fahrt für freie Rentner’ zu sein scheint. In aller Ernüchterung bringt dies eine inhaltlich irrationale und scheuklappenbesetzte Position zum Ausdruck.“

Die Gegner der Schwelle hatten der Stadt vorgeworfen, dass der Aufbau der Barriere „in keiner Weise einem demokratischen Entscheidungsprozess“ entsprochen habe. Hildegard Bur am Orde-Opitz: „Verkehrstechnische Maßnahmen gehen in der Regel nicht auf Mehrheitsentscheidungen von Bürgern zurück. Vielmehr trifft die Verwaltung ihre Entscheidung unter Berücksichtigung von Recht und Gesetz und nach eigener kritischer Analyse des Sachverhalts, auch unter Einschaltung entsprechender Fachleute.“

Michael Thiemeier forderte „Toleranz und einen maßvollen Umgang miteinander“. Er hob einen weiteren Grund hervor, weshalb die Rücksichtnahme eine wichtige Rolle spiele: die sehbehinderten Schüler, die die Straße als Schulweg vom LWL-Berufskolleg zum Börde-Berufskolleg nutzen.

Zudem würden die Probleme „in den kommenden Jahren aufgrund der zunehmenden E-Mobilität und damit einhergehenden Geräuscharmut der Fahrzeuge weiter zunehmen“. Thiemeier: „Es bleibt als Ausweg nur die Bereitschaft zu Temporeduktion, auch wenn manchem Bürger dies noch schwerfällt. Das Ziel ist es, zusammenzufinden. Die Stadt Soest ist aufgefordert, sich inhaltlich zu positionieren und Sinnhaftigkeit im Handeln zu bewahren. Ein nüchterner Blick auf die Sicherheitsstruktur der Straße ist hier hilfreich.“

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