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Senior schwer verletzt: „Phönix“ wartet auf Rollstuhl-Rampe

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Von: Kathrin Bastert

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Die Rampe ist zurzeit mehr Hindernis als Hilfe: Melanie Woste, Till Hagen, John Milbert und Friedel Puppe vor den neuen Vereinsräumen von „Phönix“.
Die Rampe ist zurzeit mehr Hindernis als Hilfe: Melanie Woste, Till Hagen, John Milbert und Friedel Puppe - zur Veranschaulichung mit einem Rollator - vor den neuen Vereinsräumen von „Phönix“.  © Bastert, Kathrin

Barrierefrei in die Vereinsräume zu kommen, das ist für die Mitglieder von „Phönix“ schon lange ein Wunsch. Bisher hatte der psychosoziale Kontakt- und Beratungsverein Räume im ersten Stock des Alten Schlachthof genutzt. Jetzt endlich gelang der Umzug ins Erdgeschoss. Den ehemaligen Werkraum hat „Phönix“ mit viel Eigenleistung hergerichtet.

Soest – Man fühlt sich wohl. Sofern man hineinkommt. Denn barrierefrei ist der Zugang nicht, vor der Tür ist eine Art Rampe aus Beton eher Hindernis denn Hilfsmittel. Dass das anders werden soll, war laut „Phönix“ Bestandteil der Abmachung, die mit dem Schlachthof getroffen wurde. Der Schlachthof kann nur untervermieten; Eigentümerin des Gebäudes ist die „Zentrale Grundstücks Wirtschaft“ (ZGW), ein städtischer Betrieb.

Die Notwendigkeit einer Rampe hatte „Phönix“ von Anfang an gegenüber dem Schlachthof geäußert, sie soll auch bei einer Besichtigung der Räume durch die ZGW im Mai schon zur Sprache gekommen sein. Bis zum Einzug ist aber nun nichts passiert. Und das wurmt die Mitglieder des Vereins für seelische Gesundheit.

Zumal Stadt und ZGW auf Nachfrage auch keine kurzfristige Umsetzung in Aussicht stellen können. Immerhin, das hat der Vorsitzende von „Phönix“, John Milbert, inzwischen per E-Mail aus dem Rathaus erfahren, erkennt man den Bedarf für eine solche Rampe und hält sie auch für umsetzbar. Das, erläutert auf Nachfrage Stadtsprecher Thorsten Bottin, sei nicht ganz selbstverständlich, denn die baulichen Voraussetzungen im Bereich des ehemaligen Werkraums sind nicht ganz optimal, zumal hier ein Rettungsweg für die Feuerwehr herführt. Eine Rampe muss also am Gebäude entlang gebaut werden.

Bottin betont, dass es bisher noch keine Zusage für eine Rampe gebe. Die Zusage habe vielmehr darin bestanden, „sich das anzusehen, und zwar im Dezember.“ Das sei inzwischen geschehen, und es sei klar: „Technisch ist es möglich, eine Rampe zu bauen. Die ZGW holt nun Angebote ein.“

Das stand auch in einer E-Mail der Stadt, die John Milbert erreicht hat. Darin stand auch, dass man prüfen werde, ob sich der Bau schon 2023 umsetzen lasse. Auch der Stadtsprecher sagt: Gelingt das nicht, muss die Politik entscheiden, das Projekt im Wirtschaftsplan für 2024 unterzubringen. Dann könnte auch erst 2024 gebaut werden. „Es lässt sich leider nicht immer alles sofort umsetzen“, so Bottin.

Anfrage im Stadt

John Milbert konfrontierte am Donnerstag die Verwaltung in der Ratssitzung mit der Frage, wie lange es noch dauert, bis die Rollstuhl-Rampe kommt. Matthias Abel erklärte, der Sachverhalt sei bekannt und die Rampe werde im Wirtschaftsplan berücksichtigt.

„Die Rampe wird gebaut“, unterstrich er. Bürgermeister Ruthemeyer ergänzte: „Wir müssen sehen, wann das Vorhaben im nächsten Jahr umgesetzt werden kann.“ - ds

Auch Sicht von „Phönix“ ist das eine trübe Aussicht. Bis 2024 warten? Kaum vorstellbar. Einstweilen hat der Verein eine mobile Rampe besorgt, die behelfsmäßig vor die Tür zum ehemaligen Werkraum gelegt werden kann. Barrierefreiheit bedeutet das nicht. Wenn zum Beispiel Melanie Woste mit dem Rollstuhl oder Mitglieder mit dem Rollator herkommen, um an den Treffen des Vereins teilzunehmen, brauchen sie immer Hilfe von anderen, die die Rampe holen und anlegen.

Tatsächlich hat es in den Tagen vor der jüngsten Ratssitzung, in der es auch um die besagte Rampe ging, einen Unfall gegeben: Vorstandsmitglied Friedel Puppe ist auf der provisorischen Rampe ausgerutscht und hat sich einen Sehnenabriss zugezogen, der operiert werden muss. Er liege im Marienkrankenhaus, teilt Till Hagen mit. „Das ist besonders tragisch, weil er am 5. Januar auf eine viermonatige Weltreise gehen wollte, was jetzt natürlich für ihn in den Sternen steht.“

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