Ortsgespräch: Sehnsucht nach Sonne
SOEST - In den Soester Reisebüros herrschte am Mittwoch Hochbetrieb. Die Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun, führten ein Beratungsgespräch nach dem anderen, bedienten Telefone und tätigten Buchungen.
Einer der Gründe für deiesen Boom war vermutlich die Tatsache, dass heute der letzte Tag für eine Reihe von Frühbucher-Rabatten ist. Ein anderer mag aber auch die Sehnsucht nach Sonne sein, die viele Menschen jetzt angesichts des trüben Winterwetters befällt.
„Türkei“ nennen Christiane Risse vom Reisebüro „Fun 4 you“ am Katroper Weg und Matthias Langguth vom Reisebüro in der Kaufland-Passage übereinstimmend als den aktuellen Favoriten bei den Reisewilligen. Schon lange rangiert das Land am Bosporus im oberen Bereich auf der Liste der beliebtesten Zielländer. Jetzt liegt es auf Rang eins, wissen die beiden Reise-Fachleute.
Erstens sei das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Türkei bestens, sagt Matthias Langguth. Die Anbieter hätten sich vor allem auf Familien eingestellt und bieten unbeschwerte Ferien mit „Wohlfühlfaktor“.
Und zum anderen gebe es hier Sonnengarantie, fügt Christiane Risse hinzu. Sonne sei den meisten Pauschalurlaubern sehr wichtig. Darum gehöre auch Mallorca immer noch und immer wieder zu den attraktivsten, meist gebuchten Zielen.
Dabei spielt gerade bei den Soester Kunden eine große Rolle, dass sowohl die Türkei wie Spanien dank des Flughafens Paderborn-Lippstadt vergleichsweise schnell zu erreichen ist. In zweieinhalb Stunden ist ein Flieger in Palma de Mallorca, in dreieinhalb Stunden in der türkische Hafenstadt Analya.
Gegen diese beiden Favoriten sind die Buchungen für das Sonnenland Griechenland und Kroatien, das früher als günstiges Reiseland galt, stark abgefallen.
„Die sind den Leuten einfach zu teuer“, sagt Christiane Risse. Langguth: „Der Kunde guckt auf den Preis.“ Auch von einer Reise nach Israel schrecken die Menschen zurück wegen der Kosten, weniger wegen Sicherheitsbedenken. Die haben sie eher bei Ägypten, weshalb auch die Buchungen für das Land am Nil zurückgegangen sind.
Insgesamt jedoch schränken die Soester das Reisen nicht ein, hat Reisefachfrau Risse festgestellt. Ihre Kunden buchten kürzere Reisen, die weniger kosten. Wo früher 14 Tage üblich waren, müssen heute 10 Tage reichen. Aber ganz geben sie das Reisen nicht auf.
Ähnliches kann Matthias Langguth berichten. Bei Einzelreisenden und Paaren ist derzeit Andalusien sehr beliebt, wo die Costa de la Luz mit schönen Stränden lockt. Auch Fernreisen nach Thailand, Bali und in die Karibik sind immer drin.
Südafrika-Spezialistin Risse kann ebenfalls keinen Rückgang auf diesem Sektor erkennen. Auch Kreuzfahrten gingen nach wie vor gut. Die viel diskutierte wirtschaftliche Flaute scheint die Menschen nicht (mehr) zu kümmern. „Sie brauchen etwas, auf das sie sich freuen können“, vermutet Christiane Risse.
Die Zeit der Last-minute-Reisen ist jetzt vorbei. Im Dezember, Januar und auch noch im Februar werden die Reisebüros gestürmt, um die Frühbucher-Rabatte zu nutzen. Heute läuft eine Frist aus, bei manchen Anbietern gelten aber spätere Stichtage. Dennoch: „Die Preise ändern sich aber fast minütlich“, hat Matthias Langguth festgestellt und empfiehlt den Kunden, „mit Entscheidungwillen ins Reisebüro zu kommen“. Sie sollten nicht lange warten, sondern zugreifen, wenn ihnen etwas gefällt. Denn kurze Zeit später kann das Angebot schon wieder anders sein. - bs