„Wir merken schon, dass die Beratungstätigkeit in diesem Bereich zugenommen hat“, sagt Verbraucherberaterin Heike Herzig. Sie berät in Soest im Ergänzungsbereich „Geld und Kredit“. Die Zahl derer, die mit einer Schuldenproblematik die Beratungsstelle aufsuchen, steigt. Was sonst die Ausnahme war, habe kontinuierlich zugenommen. „Die Anfragen zu diesem Thema haben sich quasi im Vergleich verdoppelt“, sagt Herzig. Die meisten Fälle würden in der Soester Beratungsstelle bearbeitet.
Man muss quasi nur klicken im Internet. Und für einen Kleinkredit gehen die meisten ohnehin nicht zur Hausbank.
Einige Verbraucher sehen darin eine Chance, finanziellen Engpässen zu begegnen. Wenn es mit dem Kredit bei der Hausbank nicht klappt, versuchen sie es stattdessen meist online und stoßen so auf unseriöse Angebote, die die Verbraucher in teils enorme Kostenfallen locken. Dort locken sogenannte Sofortkredite, die es auch ohne Schufa-Auskunft gibt. „Man muss quasi nur klicken im Internet. Und für einen Kleinkredit gehen die meisten ohnehin nicht zur Bank“, berichtet die Beraterin.
Um seine Energieschulden zu zahlen, hat ein Verbraucher aus Möhnesee gleich mehrere sogenannte Kleinkredite aufgenommen. Die Zinsen seien bei diesen Krediten meist ziemlich hoch: In diesem Fall lagen sie bei einem effektiven Jahreszins von satten 14,82 Prozent. Darüber hinaus wurde ihm durch den Online-Kreditvermittler ein Dauer-Dienstleistungsvertrag über 69 Euro untergejubelt und monatlich in Rechnung gestellt.
Ein anderer Verbraucher aus Soest erhielt im Internet ein Angebot zur Vermittlung einer sogenannten „Finanzsanierung“ über 5.000 Euro. In monatlichen Raten von 114,58 Euro sollten die Gläubiger bezahlt werden. Dafür verlangte die Finanzierungsgesellschaft eine „Gebühr“ in Höhe von 149 Euro sowie 912 Euro für die Abwicklung über 48 Monate Laufzeit. „Der hat damit gar nichts gewonnen“, erklärt Herzig. Zum Glück merkte der Verbraucher rechtzeitig, dass es sich um eine Falle handelt. Unterschrieben hatte er nichts.
Herzig habe schon Fälle bearbeitet, die solche Finanzsanierungen unterschrieben hatten – häufig sogar mit versteckter Lohnabtretung. „Viele wissen das gar nicht und zahlen mehrere Jahre ein, ohne jemals vom Anbieter der Finanzsanierung Papiere erhalten zu haben.“
Eine andere Verbraucherin habe 2018 Möbel gekauft – mit Null-Prozent-Finanzierung und Kreditkarte. Die Mastercard war mit einem Kreditrahmen von 5.000 Euro versehen, bei Erstbeantragung dieser Möbelhaus-Karte ist der erste Kauf zehn Monate ab Kaufdatum zinsfrei und jeder weitere Kauf drei Monate zinsfrei. Anschließend fallen 16,9 Prozent effektiver Jahreszins an. Solche Vereinbarungen hätten häufig viele Variablen, die für Verbraucher nur schwer durchschaubar sind: „Häufig sind die Raten so niedrig, dass man in dieser Zeit den Kredit nicht abbezahlt bekommt und man sowieso über den Zeitraum kommt.“ Als sie zur Beratungsstelle kam, hatte sie deutlich mehr als 4.000 Euro bezahlt. Nach vier Jahren sei sie nun froh, der Kreditfalle entkommen zu sein.
Zum Weltverbrauchertag warnt die Beratungsstelle Soest vor Kreditfallen und gibt Tipps. Unseriöse Anbieter, die mit niedrigen Kreditsummen werben, die in sehr kurzer Zeit verfügbar und rückzahlbar sind, und unkompliziert über das Internet zu bekommen sind, sollten gemieden werden.
Diese Kreditformen könnten sehr teuer werden. Misstrauen ist auch bei Kreditvermittlungen gefragt sowie bei dubiosen Anbietern, die versuchen, Verbraucher mit mäßiger Bonität anzulocken. „Kredite ohne Schufa“ klingen nur auf den ersten Blick attraktiv. Auch der Dispo kann zur Kreditfalle werden, wenn er nicht schnell wieder ausgeglichen wird. Bei Geldsorgen sollte frühzeitig Hilfe geholt werden. Tipps gibt es auch im Internet.