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Zu dem Lungenkarzinom kam der Befund eines Sarkoms hinzu. Zwar konnte laut seiner behandelnden Ärztin ein erstes Ansprechen mit einer Sarkom-spezifischen Chemotherapie erreicht werden. Doch jetzt sei es zu einem weiteren Fortschreiten der Krankheit gekommen. Die Tumore sind wieder gewachsen.
„Ich habe jeden Tag Schmerzen. Vor allem nachts. Wenn ich schlafen gehe, wälze ich mich von einer Seite auf die andere“, schildert Przemyslaw Kwiatkowski. Nur mit Schmerzmittel könne er schlafen. Seinen Leidensweg sieht man dem jungen und groß gewachsenen Mann an. Früher sei er sportlich gewesen, habe jeden Tag im Fitnessstudio trainiert, sagt er. Seit der Diagnose undenkbar. Einiges an Gewicht hat er inzwischen verloren.
Wer Przemyslaw Kwiatkowski finanziell bei seiner Krebstherapie unterstützen möchte kann dies im Internet tun: www.betterplace.me/krebstherapie-fuer-slawo
Alternativ wurde ein Giro-Konto bei der Sparkasse eingerichtet.
Hoffnung verspricht eine neuartige Behandlungsmethode: Die sogenannte FAPI (Fibroblasten-Aktivierungs-Protein--Inhibitor)-Radioligandentherapie. Fibroblasten sind Bindegewebszellen, das FAP regt ihr Wachstum an. Unter einem Inhibitor versteht man einen Hemmstoff. Vereinfacht ausgedrückt kann diese nuklearmedizinische Therapie also das Protein hemmen, das das Tumorwachstum anregt.
Eine Untersuchung habe gezeigt, dass die Tumore „FAP“ auf der Oberfläche tragen. Damit bestehe die Möglichkeit, dass die neue Therapie wirksam ist, so seine behandelnde Ärztin von der Essener Uni-Klinik in einem Schreiben anlässlich des Spendenaufrufes.
Bei den 100 Sarkom-Patienten habe die Behandlung zu einem „klinischen Benefit im Sinne einer Krankheitsstabilisierung oder Symptomverbesserung geführt“. Deshalb sei die „FAPI-RLT“ für Tumore mit entsprechender Anreicherung – was auf jene von Kwiatkowski zutrifft – eine „vielversprechende, zielgerichtete und neue Behandlungsoption“.
Die Krankenkasse des Patienten mit Wohnsitz in Soest sah das anders. Sie lehnte eine Beteiligung an der teuren Therapie ab. Die Begründung: Es handele sich um ein experimentelles Vorhaben mit wenig Aussicht auf Behandlungserfolg. Sehr zum Bedauern von Kwiatkowski, der sich an diese Therapie als Chance klammert wie an einen Strohhalm. „Auch eine Chemo ist immer ein Experiment. Entweder wirkt sie oder nicht. Man will einfach nur leben.“
Dass eine Therapie, die von einer behandelnder Ärztin als vielversprechend bewertet wird, von den Krankenkassen abgewiesen wird, sei keine Seltenheit, heißt es dazu aus dem Marienkrankenhaus. Oft sei man selbst erstaunt und könne teils die Beweggründe der Krankenkassen für die Entscheidung nicht nachvollziehen.
„Bei den Krankenkassen geht es meist nur um die bürokratischen Dinge“, sagt eine niedergelassene Soester Onkologin zu der Thematik (Name ist der Redaktion bekannt). Von den Geschichten dahinter und dem jungen Alter eines Krebskranken seien sie wenig beeindruckt. In diesem speziellen Fall, so die Onkologin, sei die Krankenkasse eventuell wegen der noch sehr dünnen Studiendatenlage vorsichtig. Hinzu kommt: Es fehlt die Zulassung für die „FAPI-RLT“. Daher bestehe keine Verpflichtung für die Krankenkasse, sich an den Kosten für die Behandlungsmethode zu beteiligen.
Ein Behandlungszyklus kostet etwa 23.000 Euro. Für Kwiatkowski seien zwei Zyklen eingeplant – mit anschließender Verlaufskontrolle. Die Therapie soll nur fortgesetzt werden, wenn sie im Sinne einer Krankheitsstabilisierung erfolgreich ist.
Viel Geld, das der 33-Jährige, der bis zur Diagnose im Soester Marienkrankenhaus in der Küche gearbeitet hat, nicht aufbringen kann. Seine Arbeitskollegen haben deshalb einen Spendenaufruf auf der Plattform betterplace.me gestartet. Fast 7.200 Euro waren am Freitag erreicht. 48.000 Euro will das Team um Andreas K. sammeln. 2,5 Prozent jeder Spende wird von der Plattform einbehalten, um damit die Transaktionskosten der Zahlungsanbieter zu zahlen.
„Er will das, er ist ein starker Junge, er schafft das“, zeigt sich Kollege Andreas K. zuversichtlich. So auch seine Ärzte. Sie sagten: „Kopf hoch.“