Ein erfülltes Leben ist beendet: Pfarrer i. R. Heinz-Georg Scholten gestorben

Pfarrer i. R. Heinz-Georg Scholten ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Soester erinnern sich an den Gemeindepfarrer, der 25 Jahre an der Wiesenkirche tätig war.
Soest – Über der Todesanzeige von Pfarrer i. R. Heinz-Georg Scholten steht der Satz: „Ich sehe auf ein erfülltes Leben zurück und danke Gott für alle Abschnitte meines Lebens und für viel Gemeinschaft mit den Menschen.“ Der beliebte Seelsorger, der ein Vierteljahrhundert an der Wiesenkirche wirkte, starb am 27. Oktober im Alter von 87 Jahren.
Soester Christen erinnern sich mit großer Wertschätzung an den Gemeindepfarrer, ein Pastor des alten Schlages, bekannt für seine lebensnahe und persönliche Predigtsprache. Die Türen des Pfarrhauses standen weit offen, die Küche wurde zum Treffpunkt. Seine Aufgabe, die Menschen in Freud und Leid zu begleiten, füllte er mit ganzem Herzen aus. Die Familie nimmt in Liebe Abschied. Ihren Worten dürften sich viele Soester anschließen: „Mit Mut hast Du viel bewegt in der Gemeinde und der Kirche. Mit offenem Ohr, einfühlenden Worten und guten Gesprächen konntest Du vielen Menschen Hoffnung geben.“
Erinnerungen an den verstorbenen Pfarrer
Im Ruhestand zog Pfarrer Scholten nach Bad Sassendorf. Unvergessen sind die gern gelesenen Beiträge für den evangelischen Gemeindebrief über schöne und kostbare Momente im ganz normalen Alltag, oft zum Schmunzeln und immer zum Nachdenken. In einem der kleinen Texte schrieb er über die Grabstätte seiner Ehefrau und seine Bitte an Bekannte, bei einem Besuch dort einen Stein niederzulegen und somit auszudrücken: „Wir bauen am Lebenshaus weiter, und Du hast Deinen Platz darin. Gemeinschaft der Lebenden und der Toten.“

Für den Ruheständler Heinz-Georg Scholten war es ein bewegender Augenblick, als er im Herbst 2013 mit Dombaumeister Jürgen Prigl auf dem punktgenau zum Jubiläum „700 Jahre Grundsteinlegung Wiesenkirche“ wiederhergestellten Südturm stand. Feierlich war kurz zu vor der Schlussstein gesetzt worden. „Es ist schön zu erkennen, wie aus kleinen Anfängen Großes wächst“, sagte er damals. Das Schaffen der Handwerker erfülle ihn mit großer Dankbarkeit, „denn über Jahrhunderte haben Menschen immer wieder Stolpersteine überwunden und mit ständig neuen Anforderungen den Kirchenbau zur Ehre Gottes vorangetrieben“.
Gerüste an der Kirche werden zum gewohnten Bild
Die Gerüste an St. Maria zur Wiese – für den Geistlichen in der aktiven Amtszeit ein gewohntes Bild. Als er anlässlich seines 80. Geburtstages über seinen Start in Soest berichtete, erwähnte er, dass er ja eigentlich gekommen sei, um für die Seelen zu sorgen und nicht etwa, um beständig zu bauen und zu sanieren. Dann allerdings zeigten sich in den 1980er-Jahren massive Schäden am Stein, und zwar in einem Ausmaß, das Scholten in große Unruhe versetzte, denn er sah das weit über Soest hinaus bekannte Bauwerk massiv bedroht und in akuter Not. Daher schlug er umgehend die Alarmglocke, verfasste einen Brandbrief und brachte eine riesige Rettungsaktion ins Rollen.
Der Missionarssohn kam in Bukoba/Tansania, an der Westküste des Victoriasees gelegen, zur Welt. Er wuchs mit mehreren Geschwistern auf und erzählte später oft über die zwar ärmlichen Zeiten, aber eine dennoch glückliche Kindheit sowie über seine Mutter, die ihre schützende Hand über ihre Kinder hielt. Heinz-Georg Scholten setzte die Familientradition fort und schlug – wie Vater und Großväter – den Weg des Seelsorgers ein. Eigentlich habe er Architekt werden wollen, schilderte er einmal. Auf dem Bau habe er auch praktische Erfahrungen gesammelt und sei dort mit Arbeitern ins Gespräch gekommen, die sich darüber äußerten, was sie bedrückt. „Da merkte sich“, so der Pfarrer, „es gibt ganz andere Baustellen für mich. Menschen müssen aufgerichtet werden.“