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Bienchen ohne Blümchen: Früher Frühling in der Tierwelt

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Von: Sarah Hanke

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Thomas Busch. Das veränderte Klima macht seinen Bienen zu schaffen und beeinflusst seine Arbeit als Imker.
Thomas Busch. Das veränderte Klima macht seinen Bienen zu schaffen und beeinflusst seine Arbeit als Imker. © Schröder

Es summt und brummt: Die milden Temperaturen locken Bienen schon seit Anfang Januar aus ihren Völkern. Das beobachten auch Thomas Busch, Vorsitzender des Imkervereins Soest, und seine Kollegen. Wir erklären was das für die Insekten und die Imkerei bedeutet.

Soest – Im Winter kuscheln sich die Bienen ein und halten Winterruhe. Eigentlich. Doch die milden Temperaturen locken sie bereits seit Anfang Januar raus. Nur: So mancher Ausflug wird für die wenig kälteresistenten Insekten zum Todesflug.

Eines seiner Völker hat Thomas Busch, Vorsitzender des Imkervereins Soest, bereits verloren. Jetzt besitzt er noch 20 Bienenvölker. „Je mehr Brut in den Völkern vorhanden ist, desto besser kann sich die Varroamilbe ausbreiten“, erklärt Busch. Hierbei handelt es sich um einen Parasiten, der die Bienenbrut befällt und dabei Viren verbreitet. Da die Bienen später daran sterben können, gilt die Varroa-Virus-Infektion als eines der größten Probleme in der Imkerei.

Schulleiter seit 30 Jahren Imker

Ob sein Bienenvolk tatsächlich damit infiziert war, steht nicht eindeutig fest. Aber: „Die Anzeichen sprechen schon dafür“, sagt Busch. Vor 30 Jahren hat der Schulleiter des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs in der Imkerei sein Hobby gefunden – als Entspannung und zum Runterkommen vom manchmal doch sehr stressigen Arbeitsalltag.

Die milden Temperaturen bringen die Jahresuhr der Bienen durcheinander. Die Folge: „Die Bienenkönigin legt viel mehr Eier“, so Busch. Normalerweise sorgt sie von März bis August für Nachwuchs.

Bienensterben: So mancher Ausflug wird zum Todesflug

Im Winter sitzt das Volk eng zusammen in der Wintertraube und wärmt die Königin. „Das ist eigentlich die einzige Aufgabe zu dieser Jahreszeit“, erklärt Busch. Geflogen wird dann nicht. Doch in seinem Garten beobachtet er aktuell, dass immer mehr Bienen die Völker verlassen. Ähnliches hat er auch von anderen Imkern gehört.

Die Sonne lockt die Bienen vor allem zur Mittagszeit heraus. „Am Nachmittag wird es aber relativ schnell kühl. Für die Bienen wird es dann beschwerlich, den Rückweg zum Volk zu finden“, weiß der Imker. „Eine Nacht schaffen die Bienen auf keinen Fall.“

Bienchen ohne Blümchen

Hinzu kommt: Die Ausflüge kosten die Insekten viel Energie. Aktuell zehren die Tiere von den Vorräten, auf die sie eigentlich erst ab März zurückgreifen würden.

Die ersten Blumen treiben aus, hier Narzissen an der Langen Wende. Den Bienen bringt das noch nichts.
Die ersten Blumen treiben aus, hier Narzissen an der Langen Wende. Den Bienen bringt das noch nichts. © Dahm

Blüten sind derzeit noch Mangelware, bis auf die Hasel gibt es kaum Nahrung. „Die Bienen kommen nur mit einem bisschen Pollen zurück“, sagt Busch. Das veränderte Klima beeinflusse deshalb auch die Arbeit des Imkers selbst. Normalerweise ruht die Arbeit ab Oktober. Jetzt müsse man jedoch öfter kontrollieren, ob die Völker noch genügend Nahrung haben. „Normalerweise füttere ich pro Jahr 15 Kilogramm zu“, sagt Busch. „Eventuell muss ich nun mehr zufüttern.“

Nicht alle Bienen werden gefüttert

Doch nicht alle Bienen haben solch ein Glück. „Wer jetzt schon aktiv ist und auf Blüten angewiesen ist, hat schlechte Karten“, sagt Dr. Henning Vierhaus von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest. Dass sich einige wenige Insekten zu dieser Jahreszeit verirren, sei jedoch nichts Ungewöhnliches.

Die meisten Wildbienen würden sich in Ecken verkriechen, wo sie von den warmen Temperaturen nichts mitbekommen. Die meisten Bienen, die jetzt schon unterwegs sind, würden problemlos mit den aktuellen Bedingungen fertig.

Auch Vögel haben Frühlingsgefühle

Wer morgens aufwacht, dürfte ebenfalls schnell den Eindruck habe, dass der Frühling da ist: Die Vögel singen jedenfalls schon. „Vor allem in der Stadt singen vermehrt Vögel wie die Amsel oder Misteldrossel“, so Vierhaus.

Dass die milden Temperaturen bei den Vögeln Frühlingsgefühle auslösen, sei jedoch nichts Ungewöhnliches. Nahrung erhalten sie genug – auch weil Menschen Vögel im Winter füttern. Brüten würden Vögel jedoch noch nicht. Der Hormonhaushalt sei eben nicht nur vom Wetter abhängig, sondern auch von der Taglänge.

Die Imker im Südwesten sorgen sich um ihre Völker. Der Klimawandel treibt die Bienen bereits aus dem Stock - doch noch gibt es viel zu wenig Pollen oder Nektar für sie.

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