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Anzeige wegen Gänse-Tötung: Stadt Soest fürchtet Ermittlungen nicht

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Von: Daniel Schröder

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Während die Gänsetötung im Theodor-Heuss-Park juristisch geprüft wird, verurteilt der Verein Tierschutz Soester Börde das Vorgehen der Stadt scharf.
Während die Gänsetötung im Theodor-Heuss-Park juristisch geprüft wird, verurteilt der Verein Tierschutz Soester Börde das Vorgehen der Stadt scharf. © schröder

„Peta“-Anzeige nach Gänsetötung: Die Staatsanwaltschaft prüft einen Anfangsverdacht, die Stadt sieht den Ermittlungen gelassen entgegen.

Soest – Dass die Tierrechtsorganisation „Peta“ im Zuge der städtisch beauftragten Gänsetötung im Theo-Park Anzeige erstattet hat, haut die Stadt Soest nicht aus den Socken. „Der Strafanzeige sieht die Stadt sehr gelassen entgegen, da die Bejagung seitens der zuständigen Behörde genehmigt und damit rechtlich abgesichert ist“, kommentiert Stadtsprecher Thorsten Bottin gegenüber unserer Redaktion. „Die Maßnahme“ werde seitens der Stadt fortgesetzt.

Oberstaatsanwalt Thomas Poggel von der Staatsanwaltschaft Arnsberg bestätigt, dass die „Peta“-Anzeige bei der Behörde eingegangen ist. „Gegen Unbekannt“, erklärt Poggel. Die Staatsanwaltschaft müsse nun prüfen, ob Verantwortliche in der Soester Gänse-Causa rechtswidrig gehandelt haben.

Stadt Soest lässt Gänse töten: Unklar, ob es überhaupt einen Anfangsverdacht gibt

Ob es überhaupt einen Anfangsverdacht gibt, der weitere polizeiliche Ermittlungen oder gar eine Anklage nach sich ziehen könnte, ist derzeit also noch ungewiss. Geprüft und ermittelt wird in alle Richtungen. Sollte handelnden Personen – gleich, ob beim Kreis, der die Genehmigung zum Abschuss erteilte, bei der Stadt, die den Jäger beauftragte, oder der Berufsjäger selbst – irgendeine Art von Fehlverhalten nachzuweisen sein, könnten sie sich nach dem Tierschutzgesetz strafbar gemacht haben. „Sollte ein Anfangsverdacht nicht bejaht werden, bekommt Peta den Bescheid darüber“, erklärt Poggel. Wann es Klarheit in der Verdachtsfrage gibt, ist noch nicht abzusehen.

Stadt Soest lässt Gänse töten: Verein Tierschutz Soester Börde verurteilt Erschießung

Der Verein Tierschutz Soester Börde verurteilt indes das Erschießen der Gänse im Theodor-Heuss-Park scharf. „Gänse zu töten, weil sie einer invasiven Vogelart angehören und Dreck machen, ist unzumutbar“, sagt Silke Ottenströer als Vorsitzende des Tierschutzvereins. Auch seien die Begründungen der Stadt Soest „nicht nachvollziehbar“, beispielsweise die Behauptung, dass von den Gänsen eine Gesundheitsgefahr ausgehe. „Zur Infektionsgefahr für Menschen durch den Kot durch Gänse gibt es mehrere Untersuchungen“, so Dr. Julia Ingwald, Zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins.

Diese Gefahr werde laut Tierschutz Soester Börde „als gering“ eingestuft, da bisher nicht bekannt seit, dass Menschen durch den Kot von Gänsen erkrankten. „Die Untersuchung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe im Jahr 2011 konnte zum Beispiel in den Kot-Proben keine für Menschen obligat pathogene Keime feststellen“, so Dr. Ingwald weiter.

Stadt Soest lässt Gänse töten: Zweifel an Gefahr durch Gänse

Der Tierschutzverein unterstreicht darüber hinaus: „Auch kann die Behauptung der Stadt Soest, dass Entenküken durch invasive Vogelarten wie Nil- und Kanadagänse angegriffen und getötet werden, nicht so pauschal getätigt werden. Laut Fachleuten wie der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (Projektgruppe Gänseökologie) gibt es weder für Nil- noch für Kanadagänse Belege dafür, dass sie andere Tierarten negativ beeinträchtigen.

Und „wie jeder andere Vogel verteidigen natürlich auch die Nil- und Kanadagänse ihr Brutrevier und ihren Nachwuchs gegenüber Artgenossen und Artfremden“, so Birgit Oberg, Leiterin des Tierheims. „Das ist total natürlich und hat nichts damit zu tun, dass diese Vogelarten zugezogen sind.“ Das Telefon im Tierheim stehe „seit Tagen nicht mehr still“. Viele Bürger seien empört über die Jagd auf die Gänse im Theo-Park.

Birgit Oberg sagt, dass es eine andere Lösung gebe: „Der Theodor-Heuss-Park muss für die Gänse unattraktiv werden, die Gänse sollten zum Beispiel nicht mehr gefüttert werden. Da kann jeder Bürger mithelfen. Gleichzeitig müssen attraktive Ausweichflächen als Rückzugsorte für die Tiere geschaffen werden.“

Der Tierschutz Soester Börde fordert „ein Umdenken beim Zusammenleben mit den Gänsen, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Jagd nicht dazu geeignet ist, die Tiere dauerhaft von einem attraktiven Lebensraum fernzuhalten“: Julia Ingwald betont: „Es ist altbekannt, dass die Tiere selbst nach Tötungsaktionen zurückkehren.“ Hier müsse also ein „tierfreundliches Gänsemanagement“ her, um ein friedliches Zusammenleben mit den Vögeln zu ermöglichen.

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