Heizen ohne Putins Gas: Häuser in der Kesselfuhr energetisch modernisiert

Viele schauen mit Sorge auf die kommenden Gas- und Stromrechnung. Die Mieter der 60 Wohnungen in der Kesselfuhr können da jetzt entspannter sein. Nach der energetischen Modernisierung benötigen die Häuser so gut wie kein Gas mehr. Die Maßnahmen.
Soest – Die Mieter der 60 Wohnungen in der Kesselfuhr 1 bis 11 kommen künftig so gut wie ohne Putins Gas aus. Die energetische Sanierung der drei baugleichen, viergeschossigen Häuser ist abgeschlossen.
„Wir brauchen hier fast kein Gas mehr“, sagt Ulrich Kleinetigges, Vorstandsmitglied der Kreis-Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft (KWS) Soest. „Das ist ja ein Problem, bei dem man nicht weiß, wo die Reise noch hingeht.“ Das neue Herzstück der Anlage ist eine Wärmepumpe. „Die Wärmepumpe schafft ungefähr 65 Prozent des Warmwasseranteils und 95 Prozent des Heizwärmebedarfes – einen sehr wesentlichen Anteil“, erläutert Andrej Fromme, Technischer Leiter und Prokurist bei der KWS. Für den Rest, also die fehlenden fünf Prozent, kommt dann temporär eine Gasheizung zum Einsatz. Dafür wurde ein sogenannter Spitzenlastgaskessel installiert, der vorwiegend dazu dient, Spitzenlasten beim Wärmebedarf abzudecken. „Weil man die erforderlichen Wohntemperaturen wirtschaftlich mit einer Wärmepumpe heute noch nicht abdecken kann“, erklärt Fromme. Theoretisch wäre dies zwar möglich, sei jedoch exorbitant teuer.
Strom vom Dach
Betrieben wird die neue Wärmepumpe zum einen durch CO2-freien Ökostrom der Stadtwerke Soest und zum anderen durch Strom aus Eigenproduktion. Auf dem Dach der Gebäude wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. Als die KWS Anfang 2022 mit den Maßnahmen an dem aus dem Baujahr 1966 stammenden Objekt in der Kesselfuhr 1 bis 11 startete, hatte der Ukraine-Krieg noch nicht begonnen. Aus Gründen des Klimaschutzes entschied man sich damals, den Schritt der energetischen Sanierung zu gehen. „Da ging es in unserer Planung vor allem um die Einsparung von CO2“, so Kleinetigges.
Der Unterschied
Vor der energetischen Modernisierung habe die komplette Anlage jährlich rund 550 000 Kilowattstunden (kWh) verbraucht. „Das entspricht ungefähr 100 Tonnen CO2“, erklärt Fromme. Nach der Sanierung liege der Verbrauch bei noch 53 000 kWh – das seien in etwa 9,5 Tonnen CO2-Emissionen. Pro Jahr lassen sich so 90,5 Tonnen (90 Prozent) CO2 einsparen. Das macht sich wiederum bei den Mietern im Geldbeutel bemerkbar. Jede Tonne lasse sich auf die bezogene Gasmenge umrechnen.
Die Fassaden, die dem Baujahr entsprechend lediglich aus dem Mauerwerk bestanden, sind wärmegedämmt worden. Die Fenster wurden gegen Kunststofffenster mit Dreifachverglasung ausgetauscht. Das Kaltdach wurde zurückgebaut, ein hochgedämmtes Warmdach aufgebaut. Die alten Balkone seien herausgeschnitten worden, was technisch anspruchsvoll sei, so Fromme. Nach Dämmung der Fassade wurden neue Aluminiumfertig-Balkone mit größerer Nutzfläche errichtet. Eine Kellerdeckendämmung hat ebenfalls stattgefunden. Die Gesamtkosten der energetischen Modernisierung belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro. Die Maßnahme wird über die Bundesförderung für effiziente Gebäude gefördert.
Bislang größtes Projekt der KWS in Soest
Einige kleinere Maßnahmen wie Putzarbeiten am Sockel, das Anbringen des Blitzschutzes, Garten- und Maler-Arbeiten im Treppenhaus stehen noch aus. Die energetischen Maßnahmen jedoch sind beendet. Es ist die bislang größte Maßnahme der KWS im Soester Stadtgebiet. Die KWS bedankt sich bei der Mieterschaft in der Kesselfuhr, dass sie die lange Baustelle zur energetischen Sanierung mitgetragen haben: „Wir sind den Mietern sehr dankbar für ihr Verständnis und die Geduld.“ Zwischen Mietern, Handwerkern und KWS sei es immer ein gutes Miteinander gewesen. „Die allermeisten Mieter haben verstanden, dass es gut ist, was wir tun.“
Sobald die Abrechnung mit der KfW erfolgt ist, werden die Mieten angepasst. Wie hoch die Mieten dann sein werden, steht noch nicht fest. Der Zuschuss werde jedoch bei der Mieterhöhung berücksichtigt.
Nächstes Projekt: Bresinaweg
Das nächste Projekt der KWS steht bereits in den Startlöchern. Im Februar oder März 2023 soll die energetische Sanierung der Häuser mit 72 Wohnungen am Bresinaweg 1, 3 und 5 beginnen. Dort ist ein ähnliches Maßnahmenpaket wie in der Kesselfuhr vorgesehen. Allerdings mit zwei Etagen mehr – und damit noch etwas anspruchsvoller als das erste Projekt. Ziel sei es, die Maßnahme dennoch im Herbst 2023 abzuschließen.
Eine Wärmepumpe soll auch dort den jährlichen Gasverbrauch um 90 Prozent reduzieren. Aus den bislang 130 sollen nach Abschluss der Maßnahme 14 Tonnen CO2 werden. Die Gesamtkosten für die Maßnahme am Bresinaweg belaufen sich auf 4,6 Millionen Euro, wobei auch sie durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude bezuschusst wird.
Die hohen Preisanpassungen der Soester Stadtwerke haben ihre Kunden teils erschreckt. Und teils verärgert.