1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Soest

Brennendes Fachwerk-Denkmal in Soests Altstadt: Der Verdächtige ist tot

Erstellt:

Von: Daniel Schröder

Kommentare

Am 19. Juni brannte das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Soester Altstadt.
Am 19. Juni brannte das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Soester Altstadt. © Daniel Schröder

Der Mann, der am 19. Juni ein Fachwerkhaus an der Höggenstraße in der Soester Altstadt angezündet haben soll, ist tot. Sein Tod steht im Zusammenhang mit einem Kriminalfall, der seit vergangener Woche in Hamm für Aufruhr sorgt.

Soest/Hamm – Der Mann, der am Sonntag, 19. Juni, ein Fachwerkhaus in der Soester Altstadt angezündet haben soll, soll in Hamm einen anderen Mann und dann sich selbst getötet haben. Eine Chronik.

Der Brand am 19. Juni

Gegen 13.25 Uhr wird der Feuerwehr ein Brand an der Höggenstraße gemeldet. Als es wenige Minuten später an die Brandbekämpfung geht, brennt es in dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus an mehreren Stellen. Das Feuer muss eine große Intensität gehabt haben. So berichteten Feuerwehrleute, dass es im Haus „unglaublich heiß“ gewesen sei. Verletzt wird niemand. Die Bewohner – eine Mutter mit ihren 5 und 15 Jahre alten Kindern und der Familienhund – waren zum Zeitpunkt des Brandausbruchs nicht zu Hause.

Die Brandursache

Schnell ist klar, dass ein Brandstifter das Feuer an mehreren Stellen im Haus gelegt haben muss. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Täter in das Fachwerkhaus eingebrochen sein muss.

Die Tätersuche

Schon am 23. Juni, vier Tage nach dem Brand, wird ein Haftbefehl erlassen. Die Ermittler sind sich sicher, dass es sich bei dem mutmaßlichen Brandstifter um den ehemaligen Lebensgefährten der Hausbewohnerin handelt. Er sei am Tatort gesehen worden, berichtet der Arnsberger Oberstaatsanwalt Thomas Poggel. Zudem sei der Verdächtige rund um den Zeitpunkt des Brandausbruchs zweimal von einer Überwachungskamera in Tatort-Nähe aufgezeichnet worden – einmal auf dem Weg zu dem Haus an der Höggenstraße und einmal auf dem Weg zurück. Doch von dem 40-jährigen Bad Sassendorfer fehlt erst einmal jede Spur.

Der Fund

Einen unerwarteten Fahndungserfolg gibt es am Abend des 7. Juli, rund zweieinhalb Wochen nach dem Brand, in Hamm: Dort werden in einem Wohnhaus im Osten der Stadt zwei männliche Leichen gefunden. Bei einem der beiden Toten handelt es sich um den 40-jährigen Bad Sassendorfer. Er soll den 52-jährigen Wohnungsinhaber Volker K. aus Hamm mit mehreren Messerstichen getötet haben. Anschließend habe sich der Sassendorfer selbst das Leben genommen.

Unklar ist bislang, wie lange die beiden Männer schon tot sind, als sie gefunden werden. Laut Nachbarn herrscht nach dem Öffnen der Tür ein starker Verwesungsgeruch. Volker K. war von seinen Bekannten vor dem schlimmen Fund am Mittwoch tagelang vermisst worden. Ob der verdächtige Sassendorfer sich nach Hamm abgesetzt hatte, um wegen des Brandes nicht gefunden zu werden und der Untersuchungshaft zu entgehen, könne man nicht mehr herausfinden, erklärt Oberstaatsanwalt Poggel.

Wie gehts nun weiter?

Die Ermittlungsakte zum Brand an der Höggenstraße wird geschlossen. „Gegen Tote wird nicht weiter ermittelt“, sagt Thomas Poggel. „Die Ermittlungen werden nicht mehr fortgeführt, das Verfahren hat sich erledigt.“

Die Brand-Opfer

Die Mieterin ist vor zwei Jahren mit ihren zwei Kindern und dem Familienhund aus Franken nach Soest gezogen, „um sich ihren Traum vom glücklichen Familienleben zu verwirklichen“, heißt es in einem Spendenaufruf, der von Freunden der Haus-Mieterin auf der Plattform „Gofundme“ ins Leben gerufen wird. Doch „ihre große Liebe“, für die sie „den Sprung“ wagt, lässt sie „auf frisch ausgepackten Koffern“ sitzen.

Rund zwei Monate vor dem Brand findet die Familie „mit viel Glück ihr Traumhaus in der Soester Altstadt, das sie mit viel Mühe, Liebe und dem letzten Geld, das ihr noch geblieben war, einrichtet“. Am 19. Juni fällt das Haus dem Brandstifter zum Opfer. „Der Schaden wird erheblich sein“, sagt Thomas Poggel. Unklar ist laut Staatsanwalt, ob eine Reparatur möglich oder ob ein Abriss des Hauses nötig ist. Die Familie steht vor dem Nichts – wie auch in einem anderen Soester Fall fehlt die rettende Hausratversicherung.

„Der Vermieter hat eine schleunige Räumung gefordert und Lena muss sämtliche Entsorgungskosten ihres zerstörten Inventars selbst bezahlen.“ Für einen Neustart – die komplette Grundausstattung muss neu angeschafft werden – sei die Familie auf Spenden angewiesen. Vorerst lebt die junge Familie getrennt bei Freunden.

Auch interessant

Kommentare