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Bombe unter Wohnhaus vermutet - in Soest wird eine Mega-Evakuierung geplant

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Von: Daniel Schröder

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Am Goldschmiedeweg gibt es zwei Verdachtsstellen, an denen Blindgänger vermutet werden. Um dem Verdacht nachzugehen, müssen die mutmaßlichen Bomben freigelegt und im Ernstfall sofort entschärft werden. Dafür wird es im Soester Westen voraussichtlich in den Sommerferien eine große Evakuierung geben. Wie groß der Evakuierungs-Radius am Ende sein wird, müssen Berechnungen der Experten noch ergeben.
Am Goldschmiedeweg gibt es zwei Verdachtsstellen, an denen Blindgänger vermutet werden. Um dem Verdacht nachzugehen, müssen die mutmaßlichen Bomben freigelegt und im Ernstfall sofort entschärft werden. Dafür wird es im Soester Westen voraussichtlich in den Sommerferien eine große Evakuierung geben. Wie groß der Evakuierungs-Radius am Ende sein wird, müssen Berechnungen der Experten noch ergeben. © Google Earth/Schröder

Soest muss sich auf eine Mega-Evakuierung einstellen. Von ihr wären tausende Menschen betroffen.

Soest – Soest muss sich auf eine Mega-Evakuierung einstellen. Von ihr wären tausende Menschen betroffen. Im Westen der Kernstadt gibt es zwei Bomben-Verdachtspunkte in denkbar ungünstiger Lage. In unmittelbarer Entfernung liegt unter anderem das Klinikum Stadt Soest. Doch damit nicht genug: Eine der mutmaßlichen Bomben liegt unter einem Wohnhaus. Die Stadt betont: „Zurzeit besteht keine akute Gefahr für die Bevölkerung oder Anwohner.“

Nach Informationen unserer Redaktion war es ein Bauvorhaben am Goldschmiedeweg aus dem Jahr 2021, das die Experten auf den Blindgängerverdacht gebracht hatte. Thorsten Bottin, Sprecher der Stadt Soest, bestätigt: „Wie schon seit Jahrzehnten üblich, ließ die Abteilung Ordnungsangelegenheiten Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes das Areal rund um das betreffende Grundstück auf mögliche Kampfmittelreste aus dem Zweiten Weltkrieg prüfen. Die Auswertung alter Luftbilder aus der Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg ergab einen Hinweis auf einen möglichen Blindgänger. Es wurden daraufhin Messungen im Boden an diesem Verdachtspunkt durchgeführt, die weitere Hinweise auf metallische Gegenstände ergaben.“

Verdacht auf Bomben in Soest: Sperrungen und Evakuierung unausweichlich

Die Abteilung Bürger- und Ordnungsangelegenheiten der Stadt Soest und der Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe der Bezirksregierung Arnsberg gehen in diesem Zuge derzeit zwei konkreten Bomben-Verdachtsfällen am Goldschmiedeweg nach. Es gibt konkrete Anhaltspunkte, dass es sich um Weltkriegsbomben handeln dürfte. Letzte Gewissheit gibt es allerdings erst, wenn die metallischen Gegenstände, die da im Boden liegen, freigegraben werden.

Bottin: „Das Aufgraben der Verdachtspunkte inklusive einer möglichen Entschärfung wird zu Straßensperrungen und Evakuierungsmaßnahmen führen. Die Maßnahme soll voraussichtlich in den Sommerferien 2023 stattfinden.“ Bevor die Sache angegangen wird, werde die Stadt Soest die Öffentlichkeit „wie immer in solchen Fällen rechtzeitig informieren“.

Verdacht auf Bomben in Soest: „Von der Evakuierung werden mehrere Tausend Menschen betroffen sein“

Bottin versichert mit deutlichen Worten bereits jetzt: „Es steht fest, dass die Kampfmittelräumung besonders aufwendig werden wird. Denn von der Evakuierung werden mehrere Tausend Menschen und zumindest in Teilen auch das Klinikum Stadt Soest betroffen sein. Die Stadt Soest wird evakuierten Bürgern einen Aufenthaltsort für die Zeit der Räumung anbieten.“

Am Goldschmiedeweg sollen zwei Bomben liegen.
Am Goldschmiedeweg sollen zwei Bomben liegen. © Daniel Schröder

Beide mutmaßlichen Blindgänger liegen auf Privatgrundstücken, was das Aufgraben der Verdachtspunkte noch komplizierter mache.

Für die Grabungen und mögliche Entschärfungen, die als Ergebnis resultieren könnten, muss das Gebiet rund um die Verdachtspunkte sicherheitshalber großflächig evakuiert werden. Dafür muss auch das Klinikum wegen der räumlichen Nähe zumindest teilweise geräumt werden. Als der erste Blindgänger-Verdacht am Goldschmiedeweg bekannt geworden war, ließ das Ordnungsamt das gesamte Evakuierungsgebiet auf weitere Verdachtspunkte prüfen, „damit gegebenenfalls mehrere Blindgänger in einem Zuge geräumt werden können und sich somit die Belastungen für die Menschen im Evakuierungsgebiet und für das Klinikum reduzieren“.

Verdacht auf Bomben in Soest: Eine Bombe liegt vermutlich unter einem Wohnhaus

Bei dieser erweiterten Überprüfung ergaben sich Anfang 2022 insgesamt fünf weitere Verdachtspunkte, von denen sich schließlich aber nur ein einziger bei Sondierungsmessungen erhärtete. Auch in diesem Fall kann allerdings erst das Aufgraben den endgültigen Nachweis eines Blindgängers erbringen. Thorsten Bottin schildert: „Die Lage des zweiten Verdachtspunktes ist noch schwieriger als im ersten Fall, da es sich um einen Bereich unter einem Wohnhaus handelt.“ Nach Informationen unserer Redaktion muss voraussichtlich durch die Bodenplatte des Wohnhauses gebohrt werden, um dem Blindgänger-Verdacht nachzugehen.

Verdacht auf Bomben in Soest: Betroffene Soester „stellen Räumung infrage“

Die Stadtverwaltung habe die umfangreiche Vorbereitung für eine Kampfmittelräumung inklusive mehrerer Fachgutachten mittlerweile weitgehend abgeschlossen, heißt es. Bottin unterstreicht erneut: „Bei sämtlichen Planungen hat die Sicherheit der Soester Bevölkerung und der betroffenen Anlieger höchste Priorität. Wir wissen, dass ein Kampfmittelverdacht Sorgen und Ängste auslöst. Deshalb wurden die Grundstückseigentümer und Anlieger fortlaufend über den Stand der Planungen informiert.“ Aktuell ergebe sich eine Verzögerung der Kampfmittelräumung, weil „betroffene Bürger die Räumung infrage stellen“.

Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, schildert gegenüber unserer Redaktion, dass die mutmaßlichen Bomben bei den Betroffenen für große Ängste sorgen. „Die Familie, die so ein Mist-Ding unter ihrem Keller liegen hat, ist am schlimmsten betroffen.“

Verdacht auf Bomben in Soest: Plan soll in den Sommerferien in die Tat umgesetzt werden

Trotz der Unwägbarkeit hält die Stadt an ihren Plänen fest. So richten sich die Vorbereitungen der Stadt Soest darauf, die Räumung „möglichst an einem Tag in den diesjährigen Sommerferien durchzuführen, unter anderem, weil dann eine der städtischen Schulen als Aufenthaltsort für Evakuierte zur Verfügung stünde und weil das Klinikum Stadt Soest ausreichend Zeit für eigenen Vorkehrungen hätte“, so Bottin.

Mit Bomben-Funden kennt sich die Stadt Soest aus. Im Sommer 2020 wurde im Soester Norden eine Bombe gefunden, die nicht entschärft werden konnte, sondern gesprengt werden musste. Die ursprünglich geplante Entschärfung musste damals abgebrochen werden - der Schacht war kollabiert, sodass der Kampfmittel-Experte fast verschüttet worden wäre. 2019 führten wir ein Interview mit dem Mann, gegen den die Soester Bomben keine Chance haben.

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