Beide mutmaßlichen Blindgänger liegen auf Privatgrundstücken, was das Aufgraben der Verdachtspunkte noch komplizierter mache.
Für die Grabungen und mögliche Entschärfungen, die als Ergebnis resultieren könnten, muss das Gebiet rund um die Verdachtspunkte sicherheitshalber großflächig evakuiert werden. Dafür muss auch das Klinikum wegen der räumlichen Nähe zumindest teilweise geräumt werden. Als der erste Blindgänger-Verdacht am Goldschmiedeweg bekannt geworden war, ließ das Ordnungsamt das gesamte Evakuierungsgebiet auf weitere Verdachtspunkte prüfen, „damit gegebenenfalls mehrere Blindgänger in einem Zuge geräumt werden können und sich somit die Belastungen für die Menschen im Evakuierungsgebiet und für das Klinikum reduzieren“.
Bei dieser erweiterten Überprüfung ergaben sich Anfang 2022 insgesamt fünf weitere Verdachtspunkte, von denen sich schließlich aber nur ein einziger bei Sondierungsmessungen erhärtete. Auch in diesem Fall kann allerdings erst das Aufgraben den endgültigen Nachweis eines Blindgängers erbringen. Thorsten Bottin schildert: „Die Lage des zweiten Verdachtspunktes ist noch schwieriger als im ersten Fall, da es sich um einen Bereich unter einem Wohnhaus handelt.“ Nach Informationen unserer Redaktion muss voraussichtlich durch die Bodenplatte des Wohnhauses gebohrt werden, um dem Blindgänger-Verdacht nachzugehen.
Die Stadtverwaltung habe die umfangreiche Vorbereitung für eine Kampfmittelräumung inklusive mehrerer Fachgutachten mittlerweile weitgehend abgeschlossen, heißt es. Bottin unterstreicht erneut: „Bei sämtlichen Planungen hat die Sicherheit der Soester Bevölkerung und der betroffenen Anlieger höchste Priorität. Wir wissen, dass ein Kampfmittelverdacht Sorgen und Ängste auslöst. Deshalb wurden die Grundstückseigentümer und Anlieger fortlaufend über den Stand der Planungen informiert.“ Aktuell ergebe sich eine Verzögerung der Kampfmittelräumung, weil „betroffene Bürger die Räumung infrage stellen“.
Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, schildert gegenüber unserer Redaktion, dass die mutmaßlichen Bomben bei den Betroffenen für große Ängste sorgen. „Die Familie, die so ein Mist-Ding unter ihrem Keller liegen hat, ist am schlimmsten betroffen.“
Trotz der Unwägbarkeit hält die Stadt an ihren Plänen fest. So richten sich die Vorbereitungen der Stadt Soest darauf, die Räumung „möglichst an einem Tag in den diesjährigen Sommerferien durchzuführen, unter anderem, weil dann eine der städtischen Schulen als Aufenthaltsort für Evakuierte zur Verfügung stünde und weil das Klinikum Stadt Soest ausreichend Zeit für eigenen Vorkehrungen hätte“, so Bottin.
Mit Bomben-Funden kennt sich die Stadt Soest aus. Im Sommer 2020 wurde im Soester Norden eine Bombe gefunden, die nicht entschärft werden konnte, sondern gesprengt werden musste. Die ursprünglich geplante Entschärfung musste damals abgebrochen werden - der Schacht war kollabiert, sodass der Kampfmittel-Experte fast verschüttet worden wäre. 2019 führten wir ein Interview mit dem Mann, gegen den die Soester Bomben keine Chance haben.