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Bombe unter Soester Wohnhaus: Evakuierung und Entschärfung an September-Sonntag

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Von: Daniel Schröder

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Im September sollen die beiden mutmaßlichen Bomben-Blindgänger in Soest geräumt werden.
Im September sollen die beiden mutmaßlichen Bomben-Blindgänger in Soest geräumt werden. © Schröder/Stadt Soest

Im September sollen im Soester Westen zwei mutmaßliche Bomben-Blindgänger entschärft werden. Für diesen September-Sonntag müssen sich zahlreiche Soester auf eine stundenlange Evakuierung einstellen.

Soest – Am 17. September sollen die beiden mutmaßlichen Blindgänger im Soester Westen geräumt werden. Rund 2000 Soester müssen an diesem Sonntag ab dem Morgen ihre Häuser verlassen, damit die Entschärfer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes am Goldschmiedeweg und am angrenzenden Friedrich-Volckmar-Weg mit der Arbeit loslegen können. Von der Evakuierung sind auch das Klinikum – oder zumindest Teile davon – und die Leitstellen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst betroffen. Vor allem die Tatsache, dass einer der beiden vermuteten Bombenblindgänger unter einem Wohnhaus am Goldschmiedeweg liegt, mache die Situation komplizierter als die vielen, vielen anderen Entschärfungen, die es in Soest bisher gegeben hat.

Die Stadt Soest informierte am Donnerstagabend „die am direktesten betroffenen Anwohner“, rund 80 Haushalte waren zu der Bürgerveranstaltung in den Blauen Saal eingeladen worden.

Bombenentschärfung im Soester Westen: Verlegung ist noch möglich

Mehrfach wurde betont: Die Bombenräumung wird für den 17. September geplant. „Eine Verlegung nach vorn oder nach hinten kann aber nötig werden.“ Neben Verantwortlichen der Stadt und des Kampfmittelräumdienstes sind Gutachter, Statiker und Bauunternehmen in die Planungen involviert. Das mache die Vorbereitungen kompliziert und bringe eine gewisse Dynamik mit sich, erklärte Olaf Grebe vom Soester Ordnungsamt, der bei der Stadt als Arbeitsgruppenleiter für den Bereich Kampfmittel zuständig ist.

Sein Chef, Ordnungsamtsleiter Detlef Märte, erklärte den Anwohnern: „Ich bin seit Januar 2008 Abteilungsleiter. Bomben begleiten mich seither die ganze Zeit. Aber so eine Herausforderung hatten wir bisher noch nicht.“

Bombenentschärfung im Soester Westen: Die Ausgangslage

Von fünf Verdachtspunkten im Soester Westen blieben nach der ersten Prüfung zwei übrig, an denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Bombenblindgänger im Boden liegen. Da von der Evakuierung zahlreiche Personen und unter anderem das Klinikum betroffen sein werden, sollen beide Verdachtspunkte am selben Tag geprüft und geräumt werden. Neben der hohen Zahl von Betroffenen ist die Lage des vermuteten Blindgängers am Goldschmiedeweg besonders brisant: Er liegt unter einem Wohnhaus. Im Gespräch mit unserer Redaktion schilderte ein Entschärfungs-Experte, dass er erst einen vergleichbaren Fall hatte.

Bombenentschärfung im Soester Westen: Das weitere Vorgehen

Der Verdachtspunkt am Goldschmiedeweg soll durch einen Grabungsschacht im Keller des Hauses freigelegt werden. Dazu müssen zwei Reihenhäuser vorab durch ein Bauunternehmen gesichert und ausgesteift werden. Da der Grundwasserspiegel im betroffenen Gebiet hoch ist, muss dieser vor der Bombenräumung mithilfe von Pumpen abgesenkt werden. Für diese Maßnahmen kalkulieren die Verantwortlichen mit einer Dauer von bis zu neun Wochen. Bis unmittelbar vor der Entschärfung sollen die Pumpen im 24-Stunden-Betrieb durchlaufen.

Auf diese beiden Evakuierungsbereiche müssen sich Anwohner einstellen. Die Stadt unterstreicht, dass es bis zum Tag der Räumung noch zu geringfügigen Änderungen kommen könnte. Fest steht jedoch: Wer in einem Radius von 500 Metern rund um die beiden Verdachtspunkte am Goldschmiedeweg und am Friedrich-Volckmar-Weg wohnt, sollte sich nach aktuellem Stand darauf einstellen, einen Großteil des 17. Septembers nicht zu Hause verbringen zu können. Grafik: stadt soest
Die Entschärfungsbereiche. Laut Stadt sind noch Änderungen möglich. © Privat

Da der Verdachtspunkt am Friedrich-Volckmar-Weg noch ein Stück näher am Klinikum liegt und dort kein „schützendes“ Haus über der vermuteten Bombe steht, sind an dieser Stelle weitere Sicherheitsmaßnahmen nötig. So werden rund um den Verdachtspunkt Übersee-Container aufgebaut und mit Wasser befüllt, um im Ernstfall die Druckwelle einer Explosion abzufangen. Die Maßnahme stützt sich auf das Gutachten einer Fachfirma. Zudem werden die Verkehrsflächen rund um den Verdachtspunkt vor dem Räumungstermin eingeschränkt.

Bombenentschärfung im Soester Westen: Der Tag der Räumung

Morgens – vermutlich gegen 8 Uhr – soll die Evakuierung des Gefahrenbereiches beginnen. Für die Betroffenen, die während der Evakuierung nicht bei Angehörigen oder Freunden unterkommen können, werde die Stadt einen Aufenthaltsort anbieten. Dieser wird sich voraussichtlich in einer Schule außerhalb des Evakuierungsbereiches befinden. Der genaue Ort soll später bekannt gegeben werden. Polizei und Kommunale Betriebe werden die Straßen sperren, den Evakuierungsbereich abriegeln, sodass niemand mehr reinkommt. Polizisten und Feuerwehrleute werden sicherheitshalber an jeder Haustür klingeln, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr im Evakuierungsbereich aufhält, wenn die Kampfmittel-Entschärfer loslegen.

„Ich bin seit Januar 2008 Abteilungsleiter. Bomben begleiten mich seither die ganze Zeit. Aber so eine Herausforderung hatten wir bisher noch nicht.

Detlef Märte, Ordnungsamtsleiter

Die Entschärfung soll beginnen, sobald die Evakuierung abgeschlossen ist. Nach der Entschärfung werden die Sperrungen aufgehoben und die Betroffenen können zurück in ihre Häuser. Betroffene sollen sich „auf eine Evakuierungsdauer von einem Tag“, bis zum späten Nachmittag oder Abend, einrichten. Aus Gründen des Schutzes gegen Diebe sei es laut Stadt ratsam, Rollläden zu schließen. Wer Haustiere hat, solle diese nicht alleine zu Hause lassen. „Klären Sie eine externe Betreuung oder Unterbringung oder nehmen Sie sie wenn möglich mit. Zu der städtischen Aufenthaltsstelle können Haustiere voraussichtlich mitgebracht werden.“ Zudem wurde vor allem den direkten Anwohnern geraten: Besprechen Sie mit Ihrer Gebäude- und Hausratversicherung vorab die Übernahme von Schäden, die durch die Kampfmittelräumung entstehen könnten. In der Regel sind die deutschen Versicherungsunternehmen dazu aus Kulanzgründen bereit.“

Mit Blick auf die Evakuierung appellierte Stadtsprecher Thorsten Bottin: „Je schneller die Evakuierung abgeschlossen ist, desto leichter ist das Vorgehen an diesem Tag. Es wäre sehr ärgerlich, wenn einzelne Personen sich weigern, ihre Wohnungen zu verlassen. Das kostet nur Zeit.“

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