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25 Jahre Lebensgarten: „Der Kassenbon ist immer auch Wahlzettel“

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Von: Sarah Hanke

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Freuen sich auf die Jubiläumswoche zum 25-jährigen Bestehen: Lebensgarten-Geschäftsführerinnen Friederike Osterhaus (links) und Milena Pendzich.
Freuen sich auf die Jubiläumswoche zum 25-jährigen Bestehen: Lebensgarten-Geschäftsführerinnen Friederike Osterhaus (links) und Milena Pendzich. Die Besucher können sich auf ein unterhaltsames Rahmenprogramm und selbst gemachte Produkte freuen – wie gewohnt mit viel Liebe, versprechen sie. © Peter Dahm

Vieles ist geblieben, vieles hat sich verändert. Vor 25 Jahren eröffnete der Soester Lebensgarten. Ein Viertel Jahrhundert Bioladen-Geschichte spiegeln sich auch darin wieder. Ein Rückblick.

Soest – In der Pandemie gaben viele Leute mehr Geld für Bio-Lebensmittel aus. Mit der Inflation kam die Delle. Jetzt kommen die Kunden wieder. Beim Lebensgarten gibt es damit doppelten Grund zur Freude, denn: Der Soester Bioladen feiert seinen 25. Geburtstag.

NameBio-Lebensmittel
HerkunftLebensmittel aus der ökologischen Landwirtschaft
RichtlinienProdukte aus ökologisch kontrolliertem Anbau, nicht gentechnisch verändert sein und werden ohne Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Kunstdünger oder Klärschlamm angebaut.

Die Geschichte beginnt 1998. „Der Bioladen ist eigentlich aus einer Umweltbewegung entstanden“, erzählt Geschäftsführerin Friederike Osterhaus. Junge Leute hätten nach einer Bleibe gesucht – einer Stadt, in der sie gemeinsam leben können. Der Tatendrang dieser jungen Leute erinnere sie sehr an diese Generation heute: „Vergleichbar mit den Klimaaktivisten. Es gab eine große Energie, auf ökologischer Ebene etwas verändern zu wollen“, ergänzt ihre Kollegin und Mit-Geschäftsführerin Milena Pendzich.

25 Jahre Lebensgarten: Der kleine Bioladen wächst

Die Wahl fiel schließlich auf Soest. Die jungen Leute kauften der Betreiberfamilie den bereits bestehenden Lebensgarten ab – wo einige von ihnen selbst Stammkunden waren. Der kleine Bioladen, der sich bis 2007 am Grandweg befand – an der heutigen Thomä-Residenz – dürfte vielen Soestern noch bekannt sein. 2007 folgte der Umzug in die Brüder-Walburger-Wallstraße. „Aus den 50 wurden 500 Quadratmeter Verkaufsfläche“, so Osterhaus. „Das war enorm.“ Anfangs gab es elf Geschäftsführer. „Heute sind wir zu Dritt“, sagt Osterhaus, die den Lebensgarten zusammen mit Pendzich und Hendrik Sauermann führt. Das einstige „Jesus-Latschen-Image“ ist längst passé. „Bio ist inzwischen in der breiten Masse der Gesellschaft angekommen“, sagt Pendzich. „Es kommt immer mehr in die Köpfe, dass es nicht nur um einen gesunden Lebensstil, sondern auch darum geht, ob der Planet eine Zukunft hat.“ Der Kassenbon sei auch ein Stückweit Wahlzettel, ergänzt Osterhaus.

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25 Jahre Lebensgarten: Corona und Inflation: Bio erlebt Auf und Ab

Wie alle Bioläden habe auch der Lebensgarten in den vergangenen drei Jahren ein ständiges Auf und Ab erlebt. Die Corona-Pandemie brachte die Schwemme: Eine Welle neuer Kunden. Wegen der Inflation ebbte diese wieder ab. „Die Leute waren verunsichert, was sie erwartet, wendeten sich von den etwas teureren Bioläden ab und wichen auf die Supermarkt-Ware aus“, so Pendzich. Mittlerweile kämen die Kunden wieder. Die Menschen würden wieder bewusster einkaufen wollen, so ihr Eindruck. Das Niveau von 2019 – vor der Pandemie – habe der Lebensgarten fast wieder erreicht.

25 Jahre Lebensgarten: So wird gefeiert

Die Jubiläumswoche findet in der Woche vom 13. bis 18. März statt. Jeden Tag werden den Kunden neben Angeboten, Geburtstagsessen und -kuchen auch einige neue, selbst gemachte Produkte präsentiert. Am Samstag, 18. März, möchte der Lebensgarten dann mit Freunden, Weggefährten und Verbundenen zusammen feiern. Von 9 bis 16 Uhr im Bioladen mit Sektempfang, Musik, Kleinigkeiten und einem Unterhaltungsprogramm. Außerdem wird eine Ausstellung mit Werken der Soester Künstlerin Michaela Ruhfus über den Lebensgarten zu sehen sein.

Zu den meisten Kunden pflegen die Mitarbeiter ein gutes Verhältnis – teils auch ein persönliches. Gehen sie durch den Laden, werden sie von vielen Kunden nett begrüßt, halten hier und da ein Pläuschchen. Viele kommen nicht nur zum Einkaufen in den Lebensgarten. Man kennt sich, man trifft sich. „Sie schätzen das soziale Erlebnis und trinken nach dem Einkauf gerne noch einen Kaffee“, sagt Pendzich. Ein Bistro und eine Kuchenwerkstatt gehören zum Lebensgarten dazu. Ein Naturkosmetikstudio und das „Café Hier&Jetzt“ wurden vom den Lebensgarten ebenfalls aufgebaut, gehören jedoch nicht mehr zum Unternehmen. Darüber hinaus hat der Lebensgarten 2012 ein alternatives Wohnprojekt für 28 Menschen am Paradieser Weg finanziert. Der Neueröffnung der Bio-Supermarktkette „Denns“ sehen die beiden Geschäftsführerinnen daher eher gelassen entgegen.

25 Jahre Lebensgarten: „Wir sind eben kein klassischer Supermarkt“

„Das alles weiß Soest glaube ich auch zu schätzen. Wir sind eben kein klassischer Supermarkt“, sagt Osterhaus. So kann es vorkommen, dass der Kunde ohne die Banane, die auf seiner Einkaufsliste steht, nach Hause geht, weil sie gerade mit dem Containerschiff nicht lieferbar ist. „Wir bieten keine Flugware an“, sagt Pendzich; um den CO2-Fußabdruck klein zu halten versteht sich. Mit einigen Groß- und Regionalhändlern arbeitet der Lebensgarten von Beginn an zusammen. Es sei eine vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit – auch bei der Preisgestaltung. Erhöhungen würden offen kommuniziert. Fairness stehe an erster Stelle.

25 Jahre Lebensgarten: Versuche mit Permakultur

Künftig will der Lebensgarten den Fokus auf das legen, was er gut kann und „was uns am Herzen liegt“: Bio und Bio-Lebensmittel. Beim Projekt Klinkerkiez in Lippetal-Oestinghausen hat der Bioladen eine Fläche gepachtet. „Dort sammeln wir derzeit Erfahrungen mit dem Anbau von Gemüse nach Permakulturen. Da wollen wir auch weiter dran bleiben“, so Osterhaus. Nach dem Motto „Zurück zu den Wurzeln“ wäre dies noch eine Stufe über Bio. „So regional und so einfach wie möglich.“ Für die beiden Geschäftsführerinnen steht fest: „Es kommen nochmal ganz spannende Zeiten für die Bio-Branche.“ Weil Bio kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sein sollte. Das Ziel eines 30-Prozent-Öko-Anteils in der Bio-Landschaft bis 2030 sei schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Ihre Aufzucht gilt als ressourcenschonender und platzsparender als die Erzeugung von Fleisch. Als Proteinlieferanten übertreffen Insekten sogar Nüsse: Innerhalb der EU dürfen nun weitere Insekten in Pulverform Lebensmitteln beigemischt werden. Was Soester dazu sagen.

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