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Automat vorm Archi spuckt Kunst aus

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Von: Sarah Hanke

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Der erste Test: Archi-Schüler ziehen Kunstwerke aus dem Automaten.
Der erste Test: Archi-Schüler ziehen Kunstwerke aus dem Automaten. © Gerling

Statt Kaugummis oder Kondome spuckt der Automat, der an der Niederbergheimer Straße 9 aufgestellt wurde, Kunstwerke aus. Das Logo auf der linken Seite lässt Rückschlüsse auf die Künstler zu.

Soest – „Aus dem rechten Schacht kommen Werke von überregionalen Künstlern aus ganz Deutschland“, erklärt Sandra Gerling, Kunstlehrerin am Archigymnasium („Archi“). Der zweite Schacht spuckt per Zufall Zeichnungen, Gemälde, Collagen oder Objekte aus – verpackt in kleinen Schachteln und exklusiv von Schülern des Gymnasiums. Die Werke entstehen im Rahmen des Kunstunterrichts. „Wir schauen jetzt immer, dass die Schüler ihre Werke auch im Kleinformat entwerfen, damit sie am Ende in den Automaten passen“, sagt Gerling. Der Kreativität seien hier keine Grenzen gesetzt. „Es kann auch gefaltet und gerollt werden“, so Gerling. Auch die große Leinwand, die bei einem Graffiti-Projekt am Archi gestaltet wurde, ist in Ausschnitten im Automaten verschwunden. „Das sieht echt toll aus“, sagt Gerling. „Wir freuen uns riesig, dass der Kunstautomat jetzt quasi in unserem Vorgarten aufgestellt wurde und wir so unsere Arbeiten an den Mann bringen können.“

Und genau das ist auch das Anliegen der Agentur „Kunsttick“ aus Potsdam. Seit 20 Jahren dienen ausrangierte Automaten dazu, um mit Kunst Menschen zu erreichen, die nicht unbedingt eine Ausstellung oder ein Museum besuchen würden. Für die Künstler bieten sie eine Plattform, um ihre Werke zu präsentieren. „Es ist ein kleiner Kunstraum, in dem die teilnehmenden Künstler in einer 5 mal 8 mal 2 Zentimeter großen Schachtel ausstellen“, so Lars Kaiser, Gründer des Projekts. 450 Künstler aus Deutschland und weltweit sind regelmäßig mit ihren Arbeiten in einem der Kunstautomaten vertreten.

Mittlerweile stehen mehr als 250 Kunstautomaten in Deutschland und fünf weiteren Ländern. Sie stehen vor Rathäusern, Museen oder Bibliotheken. Und nun auch vor dem Archi.

„Die erste Runde Kunst ging auf mich“, berichtet Gerling. Vier Euro kostet ein Kunstwerk; der Automat schluckt allerdings nur Zwei-Euro-Stücke. Die Schüler hätten zunächst wild auf den Knöpfen am Automaten herumgedrückt – unwissend, dass es sich um die Wechselgeldtaste handelte. „Das Geld kam dann natürlich wieder heraus. Die Schüler kennen solche alten Automaten ja gar nicht mehr.“

Die Kunstwerke, die in den Automaten sollen, werden zunächst an das Unternehmen geschickt. Dort werden sie dann verpackt und landen letztlich im Automaten in Soest. Pro Kunstwerk darf das Archi einen Euro behalten – der wird wiederum in Material für neue Kunstprojekte investiert.

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