Frau Oriwald, Frau Müller und die kleine Chris können nicht wissen, dass sie zur Behandlung ihrer durchaus vielfältigen Erkrankungen im „SkillsLab“ (FähigkeitenLabor) der Albrecht-Schneider-Akakdemie (ASA) am Klinikum Stadt Soest gelandet sind.
Schließlich sind diese Patienten nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus allerlei Hightech-Materialien und vollgestopft mit modernster Technik – sie sind programmierte „lebensechte“ Simulatoren, im Fachjargon „Nursing Anne“ genannt, die in der Ausbildung für Pflegefachberufe in Soest neue Möglichkeiten eröffnen.
Michael Steinhoff ist diplomierter Pflegepädagoge, leitet die Ausbildung – und ist in einem Alter, in dem er sich noch gut an seine eigenen beruflichen Anfänge erinnern kann.
„Ich hätte viel dafür gegeben, wenn ich in meiner Ausbildung damals solche Möglichkeiten gehabt hätte, wie wir sie jetzt im SkillsLab anbieten können“, erklärt er mit leiser Wehmut.
Alles andere als leise ist er dagegen, wenn er die Möglichkeiten und Vorzüge der neuen Technik beschreiben soll, die den Auszubildenden am Klinikum seit dem Frühjahr zur Verfügung stehen – und die alles andere als Standard sind (siehe auch Infokasten).
„Ganz unbescheiden würde ich mal behaupten, dass wir damit ein Alleinstellungsmerkmal in der Region haben“, verweist er darauf, dass die nächsten SkillsLabs erst wieder in Bielefeld und Münster zu finden sind.
Darüber, dass eins jetzt auch in Soest zur Verfügung steht, freut sich aber nicht nur der Chef, sondern auch Ausbilderin Lea Schrewe – und natürlich auch die Auszubildenden wie Neele Sophie Heinatz.
Sie schätzt es vor allem, dass es nun möglich ist, sich nach den Übungen, die gefilmt werden können, noch einmal selber (und natürlich in der Nachbereitung mit den Ausbildern) überprüfen zu können.
„Das ist schon spannend, die eigenen Reaktionen noch einmal sehen zu können, was gut und was nicht so gut gelaufen ist“, sagt sie.
Lea Schrewe weiß zwar, dass die Arbeit mit „echten“ Patienten auf den Stationen natürlich ganz eigene Anforderungen hat, aber die Übungen an den Simulatoren geben dafür Sicherheit und Souveränität – was ganz sicher in der Kommunikation mit „echten“ Erkrankten hilfreich ist.
Schließlich,, ergänzt Michael Steinhoff, können hier je nach Ausbildungsstand „lebensnahe Situationen“, wie sie im Patientenzimmer ohne Vorwarnung jederzeit passieren können, ohne Angst vor Fehlern in einem „geschützten Raum“, aber sehr realistisch, geübt werden.
Und was „können“ Frau Oriwald, Frau Müller und die kleine Chris nun? Je nachdem, wie sie vom Nebenraum aus konfiguriert werden, ist das eine Menge.
Unter anderem
. geben sie verschiedene Körpergeräusche von sich
. können sie ganz unterschiedliche Krankheitsbilder zeigen
. haben sie Puls, Blutdruck und Atmung
. können sie reanimiert und auch intubiert werden
. können sie Wasser lassen und Blut abgeben und
. sprechen (über das Mikro des Ausbilders), husten und weinen.
Übriges: Wenn es den drei „Patienten“ im SkillsLab am Klinikum dann wieder besser geht – und die Übung beendet ist – werden alle Bild- und Tonaufzeichnungen wieder gelöscht.
„Das ist eine Investition in die Zukunft“, begründet Heinrich Frieling seinen Einsatz für eine Einzelförderung des Landes NRW für das SkillsLab am Klinikum Stadt Soest. Fast 470 000 Euro hat die Landesregierung für drei Trainingsräume und die komplette technische Ausstattung zur Verfügung gestellt. „Das kommt sowohl der Attraktivität dieses wichtigen Berufes zugute als auch der Qualität der Ausbildung“, ist der heimische Landtagsabgeordnete überzeugt. An der Albrecht-Schneider-Akademie werden rund 150 Männer und Frauen ausgebildet. Infos dazu unter Telefon 02921/90-2083.