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Früherer Convos-Schüler schreibt Buch mit heiterem Unterton: So sieht ein Blinder die Welt

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Von: Heyke Köppelmann

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Wie sieht ein Blinder die Welt?Simon Kuhlmann hat ein Buch mit Geschichten geschrieben, die den Leser oft schmunzeln lassen, aber auch nachdenkllich machen © Monika Skolimowska/dpa

Simon Kuhlmann hat als Integrationsschüler von 1990 bis 1999 das Cornrad-von-Soest-Gymnasium besucht. Gerade ist sein Buch auf den Markt gekommen: Er schreibt über seinen Alltag als Blinder.

Soest – Soest kommt auch drin vor: Simon Kuhlmann legt sein Erstlingswerk als Autor vor. In seinem Buch mit dem Titel „Trotz seiner schweren Krankheit“ betrachtet der 44-Jährige die Welt aus der Sicht eines Blinden. Zu seiner Biografie gehört die Zeit als Integrationsschüler am Conrad-von-Soest-Gymnasium, über die er jetzt erzählt.

Die mit einer großen Portion Humor geschriebenen Geschichten lassen den Leser schmunzeln und an vielen Stellen auch herzhaft lachen.

Simon Kuhlmann arbeitet bei der Stadt Königswinter.
Simon Kuhlmann arbeitet bei der Stadt Königswinter. © Privat

„Ich freue mich riesig“, sagt Simon Kuhlmann, der in Soest sein Abitur ablegte, dann studierte und seit einigen Jahren als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Königswinter arbeitet. Denn der Gedanke, seine Erlebnisse in einer Biografie zu veröffentlichen, trieb ihn schon länger um. Nun ist es geschafft, ein lang gehegter Wunsch wurde Wirklichkeit. Gut ein Jahr verging vom ersten Satz bis zum Schlusspunkt. Und Simon Kuhlmann, der auch als Liedermacher tätig ist, musste nicht lange überlegen, wie sein mit Anekdoten gefülltes Buch heißen soll. Er erinnerte sich an eine Episode, als er bei einer Veranstaltung einen Kinderchor auf dem Klavier begleitete. Der Moderator kündigte ihn so an: „Trotz seiner schweren Krankheit kann er heute hier sein.“ Kuhlmann stellt trocken fest: „Das klingt nach Krebs im Endstadium und nicht nach einer Augenerkrankung, mit der ich gut und lange leben kann. Ich bin nicht schwer krank, sondern nur blind.“

Es sei schon komisch, was manchen Menschen so durch den Kopf geht, meint er. Situationen, wie diese, findet er zum Beispiel witzig: Eine alte Frau spricht ihn an. Er ist blind und sie fast so taub, dass sie von seinen Lippen ablesen muss. „Wissen Sie“, fragt die Seniorin, „was ich Ihnen wünsche? Ich wünsche Ihnen eine nette Frau, die für Sie sorgen kann.“ Solche Aussagen kennt er schon, sogar mit dem Zusatz: „Schön musse ja nicht sein.“ Kuhlmann berichtet über die 90er-Jahre am Convos. Weil Soest allerdings 200 Kilometer von seinem Elternhaus entfernt lag, lebte er damals bei einer Gastfamilie. Die Leser erfahren unter anderem von einer Stand-up-Numer beim Abi-Ball mit der munteren Aufforderung an die Lehrer, Schule sollte mit der Zeit gehen und sich Fernseh-Formate zum Vorbild nehmen, wie Serien mit angehimmelten Ärzten. Was dann folgte, soll an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Nur so viel: Die ganze Aula hat getobt.

Information

Titel: „Trotz seiner schweren Krankheit“ : Die Welt aus der Sicht eines Blinden; Verlag: Books on Demand; ISBN: 978-3-7557-9353-3

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