„Insbesondere für meine Familie war das eine schwere Zeit. Erst nach fünf Monaten bin ich aus dem Koma erwacht. Doch das Bewusstsein kam nur Schritt für Schritt zurück.“ Sie leidet unter schweren Spasmen in der linken Körperhälfte, kann nicht sprechen, nicht reagieren, nicht atmen, nicht schlucken. Über eine Magensonde wird sie ernährt, über einen Tubus beatmet. Sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen, nur langsam kommen erste Reaktionen zurück. „Das war alles sehr mühselig. Nach weiteren drei Monaten Krankenhaus folgte ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik.“
Dort werden ihre Fingerfertigkeiten trainiert, sie lernt das Sprechen neu. Durch Krankengymnastik kann sie ihre Beine wieder bewegen. „Wegen der schweren Verletzungen kamen die Erfolge nur langsam. Ich bin in dieser Zeit auf 28 Kilogramm abgemagert, auch das war eine lebensbedrohliche Situation.“
Zweieinhalb Jahre nach dem Unfall kommt Manja wieder nach Hause. Sie ist weiter auf den Rollstuhl angewiesen, die schweren Spasmen schränken sie weiter ein. „Nur durch meine eigene Motivation, die Krankengymnastik und den Rückhalt meiner Familie konnte ich das Leben und den Alltag wieder lernen.“ Nach insgesamt dreieinhalb Jahren braucht sie den Rollstuhl nicht mehr.
Doch die Realschule kann sie nicht wieder besuchen, fortan muss sie in eine Schule für körperbehinderte Menschen. Leichtathletik kann sie auch nicht mehr betreiben: „Mein Traum von einem Sportstudium war zerplatzt.“
Manja Mathias sagt heute, mehr als 30 Jahre nach dem Unfall: „Während das Leben meiner Freunde sowie meines Ex-Freundes nahtlos weiterlief, wurde meines völlig aus der Bahn geworfen. Noch heute beeinträchtigen mich die Spasmen, ich habe zudem erhebliche Gedächtnislücken. Es ist mir nicht gelungen, eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden, ich arbeite in einer Werkstatt für Behinderte.“
Ihr Appell ist einfach, aber manchmal doch so nötig. An jeden richtet sie die große Bitte: „Tragt jedes Mal einen Helm, auch beim Fahrradfahren.“
„Retter berichten“
Teil 1: Tödlicher Tritt aufs Gaspedal: Jessica und Thomas verloren durch einen Raser ihr Leben
Teil 2: Er flog an Menschengruppe vorbei: Junger Motorradfahrer überschreitet Grenze einmal zu oft
Teil 3: Unfallverursacher kämpft mit dem Tod: Ein Rennen, das nur Verlierer hatte
Teil 4: René und Matthias sterben bei Unfällen: Eine besondere Belastung für die Retter
„Crash Kurs NRW“ ist eine Zusammenarbeit zwischen Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Notfallseelsorge, Verkehrsunfallopfern und deren Angehörigen. Ziel ist es, den jungen Teilnehmern zu verdeutlichen, welch hohe Gefahr im Straßenverkehr von Raserei, Alkohol und Drogen am Steuer, Leichtsinn, hoher Geschwindigkeit, fehlenden Gurten und Ablenkung durch das Handy am Steuer ausgeht. In fünf Serien-Teilen erzählen wir die Geschichten von Einsatzkräften und einer Unfall-Beteiligten.