1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Soest

Senioren sind verärgert: Energiekosten belasten vor allem Ältere

Erstellt:

Von: Kathrin Bastert

Kommentare

Ein Rentner sitzt an einem Tisch und zählt Geld.
Rentner bekommen unter anderem keine 300 Euro Energiepreispauschale. © Lino Mirgeler/dpa

Keine 300 Euro Energiepreispauschale, die Einschränkung der Lebensqualität durch hohe Energiekosten und vieles mehr. Senioren sind wegen Preiserhöhungen gefährdet. Und können kaum etwas dagegen tun.

Soest – Der zu erwartende massive Anstieg der Energiekosten treibt die Soester Senioren um. Jetzt hat der Seniorenbeirat der Stadt Soest ein Positionspapier entworfen. 10 000 Menschen, rund 20 Prozent der Soester Bevölkerung, sind älter als 65 Jahre alt.

Sie sind, wie alle Bürger, von den steigenden Energiekosten und der Inflation betroffen. „Senioren, insbesondere Bezieher von kleinen Renten, können allerdings kaum gegensteuern“, schreibt der Beiratsvorsitzende Wolfgang Daus stellvertretend für das Gremium.

Einschränkung der Lebensqualität

Ein Defizit an Energievorrat gehe mit einer Einschränkung der Lebensqualität einher, „das kann zu Verarmung, Vereinsamung, zur Erkrankung, im Extremfall gar Verwahrlosung führen.“

Dass nun ausgerechnet die Rentner im Land von der beschlossenen Energiepreispauschale von 300 Euro ausgeschlossen sind, empfinden die Soester Senioren als „klare Ungerechtigkeit“. Während in anderen Bereichen die Integration und Inklusion ausgebaut werden, komme diese Schlechterstellung der Senioren geradezu einer „Exklusion“ gleich.

Dilemma für Ältere

Daus beschreibt das Dilemma, in dem sich viele Ältere befänden. So benötigten viele Senioren externe Hilfen zur Besorgung ihrer Angelegenheiten, insbesondere im Haushalt.

Die dafür erforderlichen Aufwendungen zwängen zu Einsparungen an anderen Stellen. „Dadurch besteht die Gefahr, unter das Existenzminimum zu sinken.“ Ein 9-Euro-Ticket helfe nicht, wenn kein Bus fahre, hingegen aber die Taxikosten immens stiegen.

Ein-Personen-Haushalte besonders benachteiligt

Senioren benötigten in der Regel ganztägig Wärme- und Stromversorgung, heißt es in dem Positionspapier weiter, „da sie nicht zum Beispiel wegen Berufstätigkeit oder aufgrund ihrer körperlichen Verfassung das Haus verlassen.“

Besonders benachteiligt seien Ein-Personen-Haushalte, die prozentual höhere Kosten für Licht, Heizung, Warmwasser und Kochen zu tragen hätten. „Das fällt besonders ins Gewicht nach dem Tod eines Partner und dem damit verbundenen Einkommensausfall.“

Schlechterstellung durch Politik

Der Seniorenbeirat sieht eine Schlechterstellung durch die Politik. „Senioren haben gesundheitliche, soziale, finanzielle und andere Nachteile und Erschwernisse zu bewältigen.“

Man appelliere „mit Nachdruck an alle politisch Verantwortlichen, die vorgesehenen Hilfen zielgerichteter auszugestalten und die große Zahl der Seniorinnen und Senioren, die oftmals mit niedrigen Bezügen zurechtkommen müssen, in den Kreis der von der Energiepreispauschale Begünstigten aufzunehmen.“

Viele Proteste

Protestnoten wie die des Seniorenbeirats gibt es von unterschiedlichen Absendern. So hat die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, kurz Bagso, die Entscheidung des Bundestags, die Senioren von dem Entlastungspaket auszuklammern, als „diskriminierend“ bezeichnet.

Wolfgang Potthast, Kreisvorsitzender der Senioren-Union fordert Nachbesserungen für die ältere Generation. „Es kann nur so gehen, dass alle entlastet werden. Ältere genauso wie Arbeitnehmer. Ältere mit kleinen Renten und Pensionen seien von den aktuellen Entwicklungen massiv betroffen.“

Schock bei vielen Rentnern

Er habe es kaum glauben können, als er gelesen habe, dass sie bei dem Paket außen vor bleiben sollten. Er rechnet mit einem Schock bei vielen Rentnern und Pensionären, wenn sich die Preiserhöhungen erst auch vor Ort durchsetzten.

Noch seien die drohenden Erhöhungen eher am Rande Gesprächsthema, sagt die Soester Awo-Vorsitzende Brigitta Heemann, „immer wieder mal kommt das Gespräch darauf“.

Auch interessant

Kommentare