Hund erblindet nach Schuss - Tierheim Soest zählt mehrere Fälle pro Jahr

Hund „Jesse“ ist auf einem Auge blind. Er wurde beschossen. Über das Soester Tierheim fand er nun eine Familie. Von Schüssen verletzte Tiere gibt es in und rund um Soest mehrfach pro Jahr.
Soest – Retriever-Mischling „Jesse“ ist auf einem Auge blind. In Bosnien wurde auf den jungen Hund geschossen. Über den bosnischen Tierschutz kam er ins Soester Tierheim, von wo aus er nach kurzer Zeit an eine Familie aus dem Sauerland vermittelt werden konnte. Dass auf Tiere geschossen wird, sei „leider kein Ausnahmefall“, sagt Birgit Oberg, Leiterin des Soester Tierheims. Auch „vor der eigenen Haustür und nicht nur im Ausland“ sei es bereits mehrfach zu derartigen Fällen gekommen.
Jedoch seien die mutmaßlichen Gründe unterschiedlich: „In Bosnien holt der Tierschutz die Tiere von Müllhalden oder Tötungsstationen. Hunde gelten dort vielerorts als Ungeziefer und werden erschossen“, erklärt Tierheim-Mitarbeiterin Nadine Alex. In Deutschland und auch in Soest und Umgebung, sagt Birgit Oberg, werde vor allem „gerne“ auf Katzen geschossen. Sei es, weil die Täter sich von den Tieren gestört fühlen oder aus der reinen Lust am Töten.

Meist würden die Tiere per Luftgewehr ins Visier genommen. „Wir bekommen zwei bis drei Schussverletzungen im Jahr zu uns“, sagt Oberg. Schwer verletzt kommen die Tiere ins Tierheim, werden vom Tierarzt untersucht. Dabei werden dann Splitter oder ganze „Diabolos“ in den Körpern der Tiere entdeckt. „Aus der Gemeinde Möhnesee haben wir eine Katze bekommen, bei der das Geschoss auf der einen Seite in den Kopf eingetreten und an der anderen Seite wieder ausgetreten ist. Wie durch ein Wunder hat sie überlebt“, so Oberg.
Schüsse auf Tiere: „Das ist wirklich der absolute Horror“
Angeschossene Tiere müssten extreme Qualen durchleben: „Viele Tiere sind schwer verletzt und sterben nicht einfach. Werden sie dann nicht sofort behandelt, haben sie ein qualvolles Ende. Das ist wirklich der absolute Horror.“
Sind die Tiere erst einmal im Tierheim, gebe es wenig Hoffnung, die Täter noch zu erwischen. Anzeige bei der Polizei stellt das Tierheim daher nicht. „Man muss die Täter ja auf frischer Tat ertappen. Wir können daher nur appellieren, solch grausame Dinge nicht zu tun. Es wäre natürlich schön, wenn jemand mal etwas beobachtet und das sofort bei der Polizei anzeigt, das wäre wundervoll“, betont Oberg.
Schüsse auf Tiere: Bis zu drei Jahre Haft
Laut Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes drohen demjenigen Täter bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe, der „ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“
Auch in anderer Form hat das Tierheim Soest oft mit Tierquälerei zu tun. So zündete eine Soesterin in ihrer Wohnung mehrere Meerschweinchen an. Sie landete vor dem Landgericht.
Um die Vermittlung von Hunden etwas in Schwung zu bringen, hat die CDU in Bad Sassendorf jetzt im Gemeinderat einen Antrag eingebracht, nach dem diejenigen Halter, die einen Hund aus dem Soester Tierheim übernehmen, für zwei Jahre von der Hundesteuer der Gemeinde befreit werden sollen.