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Schützen skandieren auf dem Petrikirchhof

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Von: Bettina Boronowsky

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Schützen und Mittelalter-Freunde hatten sich auf dem Nördlichen Petrikirchhof versammelt, um den Thomas-Auflauf zu Beginn der Reformation nachzustellen. © Joswig

Soest –  Die Bürgerschützen waren am Samstag (16. Februar) zahlreich zum  Nördlichen Petrikirchhof  gekommen. Auch Einigkeit-Schützen wurden gesichtet. Wie ihre Altvorderen vor 500 Jahren sollten sie für den Film „Soest – Geschichte einer Stadt“, den Thomas-Aufstand zur Reformation nachstellen.

So hatten sich Kulturforum mit Dr. Frieder Schütz und Filmer Klaus-Dieter Schmidt die Sache vorgestellt. 

Die Mittelalter-Freunde – stets dabei, wenn’s um Altes geht – hatten sich ohnehin nicht lange bitten lassen. Gut zwei Dutzend machten in ihrer für die Fehde genähten Gewandung mit. Dass sie darin 90 Jahre zu spät kamen, störte sie nicht: „Die Soester damals waren bestimmt nicht so modebewusst“, meinte Markus Dolch. 

Überhaupt war Authentizität nicht das Wichtigste an diesem Vormittag. das war offenkundig: Damals, an jenem 21. Dezember 1531, sollen der Überlieferung nach rund 3 000 Menschen, also halb Soest, auf dem Petrikirchhof zusammengelaufen sein. Diesmal war es höchstens ein Zehntel. 

Damals schrie ein wilder Mob seinen Zorn hinaus. Die Leute wehrten sich gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit durch Rat und Kirche. Ein solcher Tumult war seinerzeit bei Konflikten üblich. Diesmal strahlte die Sonne, alle waren guter Laune und warteten auf die Regie. 

Schließlich dirigierte Christian Frentzel von der Funkhilfe die Gruppen in die richtige Ecke des Platzes, Schütz gab einige Anweisungen. Und um punkt zwölf Uhr, als alle Glocken läuteten, skandierte die Menge: „Gebt den Prädikanten frei!“. Das Ganze wurde wiederholt. Dann war Filmer Schmidt zufrieden. Eine Kamera hatte er oben ins Rathausfenster gestellt, mit der anderen drehte er unten auf dem Platz. Nach gut sieben Minuten war alles vorbei. 

Die Ergebnisse sind demnächst im zweiten Teil von „Soest – Geschichte einer Stadt“ zu sehen. 

Und während Schützen und Mittelalter-Freunde abzogen, mussten die Leute von der Funkhilfe, die ursprünglich nur dafür sorgen sollten, dass der Platz fahrradfrei bleibt, den neugierigen Zuschauern erklären, was hier „in Soest mal wieder abgegangen“ war. 

Die Reformation in Soest

Der Tumult am 21. Dezember 1531 ging als Thomas-Auflauf in die Geschichte Soests ein – nach dem Fest des Heiligen Thomas an diesem Tag. Ausgelöst wurde der Tumult von der Verhaftung des charismatischen Prädikanten Johann Wulff van Kampen, der in der Petrikirche predigen wollte. In dem Tumult eskalierte die Unzufriedenheit der Soester mit dem Klerus. Nach Verhandlungen wurde in einem Bundbrief festgelegt, in Soest das evangelische Bekenntnis einzuführen. Bereits am 22. November 1531 hatte der Mönch Thomas Borchwede 22 Thesen an die Tür von St. Patrokli geschlagen.

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