Wie groß die Aufgabe jetzt bereits ist, verdeutlichte der Bürgermeister mit einigen Zahlen – ohne zu vergessen, dass die in den kommenden Wochen und Monaten noch deutlich steigen können. So kamen 2015 in einer ersten Zuweisung 350 Personen nach Soest, die mit allem Nötigen versorgt werden mussten – gegenwärtig sind bereits zwischen 600 bis 800 Ukrainische Staatsbürger in der Stadt. Die meisten von ihnen Frauen, Kinder und Senioren. Nicht berücksichtigt sind dabei die Bewohner der Landesunterkunft am Hiddingser Weg. Dort bieten die Blöcke Platz für rund 1500 Menschen, in einer „Zeltstadt“ auf dem ehemaligen Exerzierplatz werden bis zu 800 Personen zumindest vorläufig unterkommen können – bevor die allermeisten weiter in Aufnahmekommunen reisen. In der Summe, so der Bürgermeister, belegt Soest damit in Nordrhein-Westfalen einen Platz unter den Top 3, was die Quote von aufgenommenen ukrainischen Flüchtlingen betrifft.
In den vergangenen Tagen und Wochen haben bereits zahlreiche Einzelpersonen und Einrichtungen Angebote für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine entwickelt – und viele weitere sind in Arbeit.
So wurden inzwischen im Landesinstitut am Paradieser Weg Räume hergerichtet, in denen bis zu 50 Menschen untergebracht werden können. In der Nachbarschaft, im Ardeyhaus der Kirchengemeinde Petri-Pauli, wurde eine Küche eingebaut, damit sich die Flüchtlinge selbst versorgen können.
Wichtig sind auch Kinderbetreuungsangebote, nicht zuletzt mit Blick darauf, den Eltern Möglichkeiten zu eröffnen, arbeiten zu gehen. Bereits realisiert – oder auch noch in Planung – sind bei der Soester Volkshochschule Sprachkurse.
Viele Angebote sind davon abhängig, wie langfristig Geflüchtete ihre persönliche Perspektive in Deutschland sehen. „Da gibt es die ganze Bandbreite“, erklärte Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer beim Runden Tisch für Flüchtlinge.
Und natürlich werden die Aufenthaltsdauer vieler Flüchtlinge auch vom weiteren Verlauf des Krieges abhängen – und davon, welches Ausmaß die jetzt bereits katastrophalen Zerstörungen ziviler Infrastruktur noch annehmen wird.
Und: Darüber hinaus leben natürlich auch weiterhin Flüchtlinge aus anderen Herkunftsländern in Soest, die Unterstützungsbedarf haben – ihre Zahl beträgt aktuell rund 130. Deutlich wurde in den Beiträgen der Teilnehmer aber auch, dass die Arbeit nicht bei Null anfängt: Bei der Stadt und Behörden wie der Arbeitsagentur und dem Jobcenter sind viele Dienstleistungen wie die Registrierung der Ankommenden und erste Vorbereitungen für deren mögliche Vermittlung in Betriebe, Schulen und Kindergärten bereits angelaufen. Auch eine „Börse“ für die Vermittlung von Wohnraum existiert bereits: Aktuell, so Eckhard Ruthemeyer, gibt es rund 150 Angebote von Soestern – 70 Wohnungen und 80 Zimmer – für insgesamt rund 230 Personen.
Kleine – oder nicht ganz so kleine – Unterstützung im Alltag wird ebenso benötigt bei der Betreuung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine wie Geld: Für beide Formen der Hilfe haben Mitwirkende des Runden Tisches Angebote entwickelt.
So hat der Lions Club Soest bei der Volksbank Hellweg ein Spendenkonto eingerichtet (IBAN: DE10414601163100788901, BIC: GENODEM1SOE). Bei Spenden ab 300 Euro sollte die Anschrift mitgeteilt werden (thomas@drebusch.de), damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann.
Die Awo fördert mit dem Patenschaftsprojekt „Menschen stärken Menschen“ ehrenamtliches Engagement für alle, die junge Menschen (bis 27 Jahre) oder Familien bei „alltäglichen Herausforderungen“ unterstützen wollen. Ansprechpartnerin für dieses Projekt bei der Awo Hochsauerland ist Nicole Pakosch in Lippstadt unter Telefon 0151/72891830 oder per Mail an msm@die-awo.de.
In den kommenden Wochen wird es, auch das wurde in dem Treffen klar, keinen Mangel an Möglichkeiten geben, sich für Menschen aus der Ukraine aktiv einzubringen. Dabei wird der Runde Tisch, einmal mehr, helfen.