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Nachhaltigkeit statt Massenproduktion: Vom Schreibtisch in die Scheune

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Von: Kathrin Bastert

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Britta Henkelmann und Masis Muranciyan betreiben im Paradieser Holzweg ihre Manufaktur „Ruhrholz“.
Britta Henkelmann und Masis Muranciyan betreiben im Paradieser Holzweg ihre Manufaktur „Ruhrholz“. © dahm

Seine Erfahrungen im Online-Handel kommen ihm zugute. Sie sind aber auch der Grund, warum Masis Maranciyan ganz grundsätzlich etwas ändern wollte. Mit seiner Lebensgefährtin Britta Henkelmann hat er die Manufaktur „Ruhrholz“ gegründet.

Soest –  Wer ans Aussteigen denkt, der hat Südseestrände vor Augen, die Wälder Kanadas oder auch ein Wohnmobil, das überall auf der Welt mal hält. Der Ausstieg von Masis Maranciyan führte ihn in eine Scheune am Paradieser Holzweg. Dort arbeitet der frühere E-Commercer – er verkaufte viele Jahre lang für große Unternehmen per Internet in die ganze Welt – jetzt mit seinen eigenen Händen. Er hat buchstäblich bei Null angefangen. Sein erstes Jahr in der Holzwerkstatt bestand aus vielen, vielen Versuchen und Fehlversuchen. Das Ergebnis haben er und seine Lebensgefährtin Britta Henkelmann „Ruhrholz“ getauft. Die kleine Firma fertigt hochwertige Schneidebretter, aus besten Hölzern. Ganz besonders wichtig sei ihm Nachhaltigkeit, sagt Masis Munciyan. „Ich habe jahrelang gesehen, wieviel teils minderwertige Ware aus Asien den Markt überschwemmt, wie Retouren tonnenweise einfach vernichtet werden.“ Er will es anders machen. Das Holz für sein Küchenutensil kommt in der Regel aus der Nähe (sauerländische Eiche) oder aus dem nahen Ausland (französischer Nussbaum). Viel Wert legt er aufs Design. Jedes Brett wird aus einer einzigen Bohle gefertigt, entscheidend ist aber auch die Verleimung, die Dicke und die Nachbehandlung: Bienenwachs und Leinöl kommen zum Einsatz.

Jedes Brett ist ein Unikat, und einmalig ist auch der Standfuß, den der Chef zusammen mit seinem Bruder konzipiert hat: Edelstahl und Silikon halten das Brett beim Schneiden da, wo es bleiben soll. Die Werkstatt auf dem Paradieser Hof Knop hat Masis Maranciyan nach und nach und mit größtenteils historischen Maschinen eingerichtet, „vieles stammt aus den 50er und 70er Jahren“. Hier wird er inzwischen schon von zwei Mitarbeitern unterstützt, zurzeit hat er auch noch Hilfe von einem Praktikanten. Britta Henkelmann ist für den Vertrieb verantwortlich – das ist ihr Beruf –, vier Teilzeitkräfte helfen beim Online-Verkauf und beim Versand. Demnächst soll es die Schneidebretter auch in ausgewählten Läden geben, „wichtig ist uns, dass die Geschäfte zu uns passen.“ Um einen Stand auf dem Soester Weihnachtsmarkt hat sich das Paar auch schon beworben und die Zusage in der Tasche. Der größte Teil des Verkaufs läuft aber über das Netz: Der eigene Webshop ist seit Mai 2022 am Start, Kunden finden das „Ruhrholz“ auch auf dem Handmade-Portal „Etsy“.

Masis Maranciyan und Britta Henkelmann haben sich mit ihrer Manufaktur einen Traum erfüllt. Ihr Produkt habe schon viele Fans, freuen sie sich. Spitzenköche sind genauso darunter wie ganz normale Leute, die gern kochen und sich freuen, wenn ein schönes Schneidebrett ihre Küche schmückt.  

Offene Werkstatt

„Ruhrholz“ öffnet am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Mai, jeweils von 11 bis 18 Uhr seine Werkstatttüren und lädt dazu ein, Fertigung und Produkt aus der Nähe anzusehen. Das Wochenende nutzen die Gründer, um befreundete Kleinunternehmer und Selbermacher bei einer kleinen Verkaufsausstellung mit ins Boot zu holen. Mit dabei sind Ulla Knop (Florale Kunst), Karin Steinhoff (Pralinen), Stefanie von Teubern und Sabine Schulte (Goldschmiede), Pina Clausen, Sabine Herbe, Stefanie von Teubern, Annette Wex (Malerei), Martin Hümmecke (Zeichnungen) und Julia Völker (Dekoartikel).

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