Im Februar 2021 hatten wir bekanntlich einen heftigen Wintereinbruch mit Temperaturen um minus 20 Grad. Von meinen beiden Rosmarinsträuchern ist einer komplett erfroren, obwohl winterhart, der zweite hat glücklicherweise überlebt. Der erste lag ziemlich blank, während der zweite über 30 Zentimeter im Schnee steckte. Alles oberhalb des Schnees war bei ihm erfroren, aber aus den Zweigen, die im Schnee vor dem starken Frost geschützt waren, hat er dann im Laufe des Jahres kräftig wieder ausgetrieben.
Den ersten trockenen Zweig an ihm habe ich im Dezember entdeckt. Damals habe ich das noch als nicht so gravierend angesehen und dachte, dass vielleicht eine Verletzung zu dem Schaden geführt hat. Inzwischen aber ist fast die Hälfte aller Zweige, auch die der Neuaustriebe, innerhalb weniger Wochen trocken geworden.
Eigentlich ist Rosmarin eine robuste Pflanze und wenig krankheitsanfällig. Zwei Sachen aber kann er nicht ab: starken Frost und Nässe im Wurzelbereich. Dieser Winter ist nun nicht durch extreme Temperaturen aufgefallen. Mehr als minus fünf Grad gab es nicht. Zu starker Frost scheidet damit als Ursache für den Schaden aus, zumal ein solcher Frost dem Gewächs sehr schnell den Garaus machen und nicht zu einem schleichenden Dahinsiechen über Wochen führen würde.
Bleibt also das Problem Nässe. Rosmarin wächst in seiner Heimat auf steinigem, kargen Grund ohne jegliche Nässe, schon gar nicht Staunässe, ist also an trockene Verhältnisse besonders gut angepasst. Unser Bördeboden hingegen ist besonders gut wasserhaltig. Und das vergangene Jahr hat sich wettermäßig ja dadurch ausgezeichnet, dass es seit langem mal wieder ordentliche Niederschläge gab.
Mein winterharter Rosmarin, den ich vor vier Jahren aus Stecklingen herangezogen habe, die ich von einer Gartenfreundin erhielt, stand leider falsch im Garten, nämlich in einer leichten Senke, in der sich das Regenwasser sammelt. Die ersten drei Jahre, bekanntlich die Dürrejahre, war das egal, der Rosmarin gedieh prächtig. Im vergangenen Jahr aber gab es für den Rosmarin zu viel des Regens. Die Nässe im Boden führt dazu, dass die Wurzeln allmählich verfaulen. Die oberirdischen Teile können nicht mehr richtig versorgt werden und welken dahin.
Haben wir Rosmarin im Kübel stehen und er welkt, dann haben wir zu viel gegossen, vor allem im Winter. Hier gilt ganz klar: Weniger ist mehr. Der Ballen soll nur leicht feucht sein, auf gar keinen Fall nass. Jetzt erhebt sich natürlich die Frage, ob wir die Pflanze retten können.
Bei Rosmarin im Kübel ist das relativ einfach zu bewerkstelligen. Wir topfen die Pflanze aus und entfernen vorsichtig die Erde. Dann können wir erkennen, wie weit die Fäulnis im Wurzelbereich fortgeschritten ist. Alle faulen Wurzeln schneiden wir großzügig ab. Haben wir noch genügend gesunde Wurzeln, dann topfen wir das Gewächs in frischer Erde ein und stutzen die oberirdischen Teile so stark, dass die restlichen gesunden Wurzeln sie noch ernähren können.
Mit etwas Glück wächst der Rosmarin wieder an und treibt neu aus. Und wir halten uns beim Gießen künftig zurück. Bei Sträuchern im Gartenbeet ist die Sache schwieriger, weil der Wurzelbereich viel umfangreicher ist. Wir müssen alles ausgraben, das Faule entfernen, oben stutzen und an neuer, trockenerer Stelle den Rosmarin wieder einpflanzen. Vielleicht geht er wieder an. Insgesamt ist das ein massiver Eingriff in das Pflanzenleben ohne eine Garantie fürs Gelingen.
Ich schneide mir deshalb vorsichtshalber von einigen noch gesunden Trieben Stecklinge, lasse die im Haus im Wasserglas bewurzeln und pflanze die dann später an einem sonnigen und trockenen Standort wieder ins Beet. Ob’s klappt, weiß ist erst im nächsten Jahr. Und bis wieder ein stattlicher Strauch herangewachsen ist, muss ich drei bis vier Jahre warten.
Im April stehen im Garten einige Arbeiten an, die Hobby-Gärtner nicht vernachlässigen sollten. Doch Achtung: Manche Tätigkeiten sind nicht mehr erlaubt.