So wird sichergestellt, dass bei aller Routine, die diese Art der Operation inzwischen geworden ist, nichts übersehen wird, was dem Patienten bei der Operation schaden könnte – oder irgendwann danach. Schließlich sind hier Menschen an der Arbeit, die auch mal schlechte Tage haben können – die hat „Mako“ der Roboter, der wichtige Unterstützung und Orientierung gibt, nicht.
Und genau das macht ihn so wichtig und wertvoll für das OP-Team, das dem Patienten in rund 90 Minuten eine „Schlittenprothese“ in sein rechtes Knie einsetzt.
Vor dem ersten Schnitt, mit dem das Operationsfeld freigelegt wird, setzt der Chirurg zwei antennenförmige Marker – einen ins Schienbein, einen in den Oberschenkelknochen.
Beide werden für die Dauer der OP in die Knochensubstanz eingeschraubt und geben dem Roboter wichtige Orientierungsdaten für die Vermessung des Operationsfeldes. Dabei greift die Maschine nicht selber zum chirurgischen Werkzeug, sie unterstützt aber den Operateur, indem sie bis auf Bruchteile von Millimetern berechnet, wieviel Knochensubstanz für den Einsatz der Prothese entfernt werden muss.
Deren optimale Positionierung ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Operation und wesentlich mit verantwortlich dafür, dass der Patient anschließend beschwerdefrei laufen kann.
Die wird geschädigtes Knochen- und Knorpelgewebe in dem Gelenk ersetzen – und zwar so millimetergenau eingepasst, dass alles, was noch tadellos und schmerzfrei funktioniert, so wenig wie möglich in Mitleidenschaft gezogen werden müssen.
So werden nicht nur die körperlichen Belastungen für den Patienten durch die Operation selbst minimiert, sondern anschließend der Heilungsverlauf unterstützt, damit der Patient buchstäblich schneller wieder auf die Beine kommt. Was für ihn verständlicherweise ein großer Eingriff ist, ist für Matthias Klotz und sein Team eine weitere Operation in einer langen Reihe, bei der immer häufiger auch auf die Unterstützung durch den Roboter gebaut wird.
„Wir haben gerade die 100. Operation absolviert, bei der er eingesetzt wurde“, rechnet der Chirurg vor. Er legt Wert darauf, dass künstliche Gelenke ganz oder teilweise nur dann operativ eingesetzt werden, wenn es aus medizinischer Sicht die beste aller denkbaren Optionen für den Patienten ist. Richtig ist aber auch, dass diese Operationen immer häufiger durchgeführt werden: Waren es im vergangenen Jahr noch 410 Knie- und Hüftprothesen, die im Marienkrankenhaus eingesetzt wurden, sind es in diesem Jahr bis Ende Februar bereits knapp 100 gewesen – Tendenz steigend.
Im OP ist der erste von drei an diesem Vormittag angesetzten Eingriffen inzwischen weit fortgeschritten: Mit Hilfe des Roboters hat der Operateur das geschädigte Gewebe entfernt und die Grundlage für den Einsatz der Schlittenprothese geschaffen. Die wird aber erst von einem der Assistenten mit dem nötigen „Klebezement“ vorbereitet und dann angereicht, nachdem ein Probemuster bewiesen hat, dass alle Messungen zuvor korrekt waren und das „neue“ Knie so gut arbeiten wird, wie es das natürliche vorher nicht mehr gekonnt hatte.
Wer ein neues Knie oder eine neue Hüfte braucht, hat die Wahl zwischen einer „herkömmlichen“ Operation oder einer, bei der die Chirurgen von einem Roboter unterstützt werden. Fällt das Votum nach den vorgeschriebenen umfangreichen Aufklärungsgesprächen für die Hightech-Hilfe aus, wird zunächst eine detaillierte Datenbasis erstellt, in die USA zum Hersteller des Gerätes zur weiteren Verarbeitung durch Spezialisten geschickt und schließlich in die OP-Vorbereitung integriert.
Eine Operation ist Teamarbeit: Beim Einsatz einer Knieprothese besteht die mindestens sechsköpfige Crew aus dem ausführenden Operateur und einem assistierenden Arzt oder spezialisierten OP-Pfleger, zwei Operationstechnischen Assistenten, die vor allem für die Auswahl, Vorbereitung und das Anreichen der Instrumente zuständig sind, einem Anästhesisten, der die Narkose einleitet und während der Operation überwacht – und einem ebenfalls medizinisch ausgebildeten Techniker.
Der bedient ausschließlich den Roboter und unterstützt den Operateur in kontinuierlichem Dialog im Verlauf des Einsetzens der Prothese. Ohne diesen Techniker wird der Roboter bei Operationen nicht eingesetzt.
Der passgenaue Sitz der Prothese ermöglicht unter anderem eine deutlich spürbare und dauerhafte Korrektur von Fehlstellungen des natürlichen Gelenkes – eine der häufigsten Ursachen für dauerhafte Knie- und Hüftbeschwerden.
Nur so trägt die Prothese dazu bei, dass Fehlstellungen maßvoll korrigiert werden und das Gelenk sogar noch weiter gebeugt werden kann als vorher.
Mit dem Säubern der Wunde und dem abschließenden Vernähen ist diese Operation abgeschlossen und der Patient kann in den Aufwachraum zur weiteren Betreuung gebracht werden.
Schon in einigen Tagen wird er das Krankenhaus verlassen und nach Hause zurückkehren können. Und wer weiß: Vielleicht wagt er dann ja mit seinem endlich wieder schmerzfreien Knie auch ein kleines Freudentänzchen.