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Rettungsaktion in 50 Metern Höhe am Turm der Wiesenkirche in Soest

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Von: Daniel Schröder

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Auf der Trage ging es zusammen mit einem Höhenretter an Seilen gesichert aus 50 Metern von der Wiesenkirche Richtung Boden.
Auf der Trage ging es zusammen mit einem Höhenretter an Seilen gesichert aus 50 Metern von der Wiesenkirche Richtung Boden. © Daniel Schröder

Rettungseinsatz hoch über Soest: In 50 Metern Höhe am Nordturm der Wiesenkirche waren am Sonntag die Höhenretter der Feuerwehr im Übungs-Einsatz.

Soest – Die Höhenretter der Feuerwehren im Kreis Soest übten am Sonntag auf der Wiesenkirche im Herzen Soests. Manche Passanten beobachteten das rege Treiben auf dem Nordturm. Die meisten, die am Morgen in der Innenstadt unterwegs waren, bemerkten hingegen nicht, was sich 50 Meter über ihren Köpfen abspielte.

Das angenommene Szenario: Mehrere Personen waren auf dem Gerüst, das den Nordturm der Wiesenkirche für die Sanierungsarbeiten umhüllt, verunglückt. Eine Rettung über die Drehleiter der Feuerwehr: undenkbar. Die maximale Rettungshöhe normaler Drehleitern beträgt 30 Meter. In genau solchen Fällen, bei denen Personen aus Höhen oder auch Tiefen gerettet werden müssen und die Einsatzgrenzen der Feuerwehr überschritten werden, wird die Höhenrettungs-Gruppe, die sich aus 22 Feuerwehrleuten aus dem Kreis Soest zusammensetzt, zur Unterstützung gerufen.

Damit die Einsätze der Spezialeinheit, von denen es jeden Monat im Durchschnitt einen gibt, reibungslos klappen, müssen die Höhenretter jährlich 72 „Seilstunden“ durch Pflichtfortbildungen nachweisen. Vier Stunden waren sie am Sonntag in Soest im Übungs-Einsatz.

Mit schwerem Gepäck wurde der nördliche Turm der Wiesenkirche bestiegen.
Mit schwerem Gepäck wurde der nördliche Turm der Wiesenkirche bestiegen. © Daniel Schröder

Mit ihrer bis zu 25 Kilogramm schweren Ausrüstung bestiegen die Retter den Turm, suchten nach den „Verletzten“, retteten sie zunächst aus ihrer Lage, um sie dann für den Transport in die Tiefe vorzubereiten. An zwei Seilen gesichert – falls das eine System versagt, greift das zweite – ging es für die „Verunglückten“ auf einer Trage oder in einem Hängesitz in die Tiefe.

Beeindruckend war dabei vor allem die disziplinierte und eingespielte Zusammenarbeit jedes Einzelnen, als die Personen zusammen mit einem Höhenretter in den Seilen hingen und es drauf ankam. Vom Boden aus schaute sich mancher Soester die Rettung interessiert an. Andere gingen vorbei, ohne zu wissen, was über ihnen geschieht: „Die Leute bekommen es oftmals gar nicht mit, wenn wir über ihnen üben, weil sie nicht nach oben schauen“, schilderte Höhenretter Carsten Menne schmunzelnd.

Bevor es an die Seile ging, mussten die „Patienten“ zunächst aus ihrer Lage gerettet werden.
Bevor es an die Seile ging, mussten die „Patienten“ zunächst aus ihrer Lage gerettet werden. © Daniel Schröder

Für die Retter bot die Wiesenkirche zwei große Herausforderungen: „Die körperliche Anstrengung beim Aufstieg und die scharfen Kanten und Rohre des Gerüstes beim Ablassen der Personen“, erklärte Marcel Hustermeier, der die Kirche zusammen mit seinem Kameraden Dennis Heger ausgesucht und die Übung vorbereitet hatte.

Höhenrettung Kreis Soest: „Nur weil es hoch ist, ist es nicht kompliziert“

Gleichzeitig betonte er: „Nur weil es hoch ist, ist es nicht kompliziert.“ So habe das Gerüst unter anderem „ordentliche Festpunkte“ geboten. Das Gerüst habe zudem den Ausstieg erleichtert: „Ein Ausstieg vom Flachdach wäre schwieriger gewesen“, erklärte Michael Gärtner, Leiter der Höhenrettung Kreis Soest. Christian Voswinckel, Feuerwehrmann in Soest, war einer derjenigen, „gerettet“ werden mussten. Sein Urteil, nachdem er in der Trage abgeseilt worden war: „Das war super, ziemlich bequem sogar!“

Die Wiesenkirche sei ein attraktives Übungsobjekt gewesen, so Michael Gärtner: In der Vergangenheit übten die Höhenretter des Kreises Soest schon auf Windrädern, der Möhnetalsperre oder in Winterberg, wo eine Seilbahn-Evakuierung geübt wurde. Neben dem Kreis Soest zählen auch Teile des Hochsauerlandkreises und der Stadt Hamm zum Einsatzgebiete der Kräfte.

Die Szenarien der bisherigen Einsätze kennen nahezu keine Grenzen: Vom abgestürzten Gleitschirmflieger, der im Baum hing, über die Rettung schwergewichtiger Personen aus Häusern oder angekündigten Suiziden, bei denen manche Höhenretter auch in speziell ausgebildeter Funktion des „Erstsprechers“ agierten, war schon alles dabei.

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