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Vor laufender Kamera am Galgen: Filmpremiere in Soest über das Unrecht an Frauen im Iran

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Von: Matthias Staege

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Kameramann Robert van Smirren filmt die Schlussszene des Films „Sieben Minuten und Einunddreißig Sekunden“ in einer Industriebrache ins Soest. © Johannes Blenken

Dieser Film will eindringlich auf das Schicksal der Menschen und insbesondere der Frauen im Iran aufmerksam machen. Vor anderthalb Jahren fiel in Soest die letzte Klappe. Da konnte die Filmcrew noch nicht ahnen, wie aktuell das Werk zur Premiere im Dezember 2022 sein würde.

Soest – Als im Juli 2021 auf dem ehemaligen Strabag-Gelände, eine Industriebrache in Soest (NRW), die letzte Klappe für den Film „Sieben Minuten und Einunddreißig Sekunden“ fiel, war die Situation der Frauen im Iran schon seit Jahren von Unterdrückung und Gewalt geprägt. Welche Aktualität und damit auch Aufmerksamkeit der Film aber zu seinem Erscheinen in den vergangenen Wochen bekommen sollte, war für die iranische Regisseurin Solmaz Gholami und den Soester Kameramann Robin van Smirren noch nicht absehbar.

„Es passt leider perfekt“, sagt van Smirren kurz vor der Soester Premiere in Soest am Freitag, 30. Dezember, im Kulturhaus „Alter Schlachthof.“ Der zehnminütige Kurzfilm erzählt die Geschichte der 18-jährigen Iranerin Maral, die am Galgen hingerichtet wird, weil sie in Notwehr ihren Onkel tötet, als der sie an ihrem 18. Geburtstag vergewaltigt.

Proteste im Iran: Die Zeit, die am Galgen bleibt

Der Titel „Sieben Minuten und Einunddreißig Sekunden“ hat einen drastischen Hintergrund: „das ist die Zeit, die man längstens noch lebt, wenn man am Galgen hängt“, erklärt van Smirren. In diesem Moment setzt der Film an, nimmt die Bilder und Gedanken auf, die der Sterbenden in ihren letzten Minuten und Sekunden durch den Kopf gehen. Ein kurzes Leben, von Kindesbeinen an geprägt von Repressalien und sexuellen Übergriffen.

In den vergangenen Wochen erregte der Film bereits international einige Aufmerksamkeit, fand beim Thomas-Edison-Filmfestival (USA) besondere Erwähnung und lief unter anderem auf internationalen Filmfestivals in Valencia (Spanien), Prag, Frankreich und Schweden.

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Dreharbeiten in der Strabag-Halle im Juli 2021. Der Film der iranischen Regisseurin Solmaz Gholami wird am Freitag, 30. Dezember, 2022 in Soest Premiere haben. © Johannes Blenken

Jetzt wird der Film in der Stadt gezeigt, in der er auch teilweise gedreht wurde. Kameramann Robert van Smirren kommt selber aus Soest. Die Zusammenarbeit mit der iranischen Regisseurin Solmaz Gholami ergab sich im Rahmen der Abschlussarbeit für sein Filmstudium in Dortmund. Gholami suchte für ihr Drehbuch – ebenfalls im Rahmen ihrer Abschlussarbeit – einen Kameramann, van Smirren war sofort begeistert.

Während der Soester noch ganz am Anfang seiner Karriere steht, hat die 43-jährige Iranerin schon eine langjährige aber für sie unbefriedigende Berufserfahrung. Gholami, die seit einigen Jahren in Deutschland lebt, hatte bereits im Iran als Regisseurin gearbeitet – dort unverfängliche Unterhaltungsstreifen gedreht. „Was sie wirklich drehen wollte, die Geschichten, die sie wirklich erzählen wollte – das ging natürlich nicht im Iran“, sagt van Smirren. „Mir ist es jetzt extrem wichtig, den Film dem Soester Publikum zu zeigen und alle Freunde und Unterstützer des Projekts einzuladen und auf eine Art Danke zu sagen.“

Proteste im Iran: Filmcrew will Gespräch mit dem Publikum

Gezeigt wird der Film, der vom Land NRW, über Crowdfunding und private Sponsoren finanziert wurde, allerdings nicht im Kino, sondern in der Gastronomie des Schlachthofs. Dieser ungewöhnliche Umstand ist zwar zunächst der Belegung des Kinos geschuldet, passt Regisseurin, Schauspielern und Filmcrew aber gut ins Konzept, da man im Anschluss an die Vorführung mit den Zuschauern über die aktuelle Situation im Iran ins Gespräch kommen will.

„Sieben Minuten und Einunddreißig Sekunden“ – Kurzfilm, Regie: Solmaz Gholami. 30. Dezember 2022, 19 Uhr, Gastronomie Kulturhaus „Alter Schlachthof“ Soest.

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