Wie hoch genau die Entlastungen ausfallen könnten, ist im Detail noch nicht klar, auch noch nicht, ab wann die Preisdeckel Anwendung finden sollen. Derzeit ist März im Gespräch, und 80 Prozent des Verbrauchs sollen gedeckelt werden.
Lohnt angesichts der happigen Zuschläge ein Wechsel des Stromanbieters? Ein Sonderkündigungsrecht jedenfalls steht allen Kunden zu. Rechnerisch liegt die monatliche Belastung einer Musterfamilie mit einem Strom-Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden ab 1. Januar (und ohne die erwarteten Entlastungen) bei 194,52 Euro. Das Vergleichsportal Verivox listet für den Postleitzahlenbereich 59494 günstigere Stromlieferanten ab 152,03 Euro monatlich („Eprimo“ mit einem Arbeitspreis von 52,94 Cent/Kilowattstunde und 244,02 Euro Grundpreis). Auch Gaskunden können sparen: Die Musterfamilie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden jährlich kommt (ohne Entlastungen) bei den Stadtwerken im kommenden Jahr auf Kosten von 393,38 Euro monatlich. Das Vergleichsportal findet den günstigsten Anbieter mit 313,33 Euro monatlichen Kosten („Montana“, Arbeitspreis 18,18 Cent/Kilowattstunde, 124,16 Euro Grundpreis).
Zugrunde liegen hier jeweils die Grundversorgungstarife der Stadtwerke Soest. Bestandskunden mit älteren Verträgen zahlen auch nach dem 1. Januar noch weniger als die dann gültigen 62 Cent für Strom und 22,8 Cent für Gas. So kommt eine Familie im Tarif „Börde Strom“ auf einen Arbeitspreis von 56,29 Cent/Kilowattstunde, der Grundpreis liegt hier bei 154,70 Euro. In Summe lägen die Jahreskosten hier ohne Preisbremse bei 2124,85 Euro, das ergibt einen möglichen Abschlag von 177 Euro. Kunden im Tarif „Börde Gas“ zahlen künftig 18,55 Cent/Kilowattstunde, der Grundpreis beträgt 160,50 Euro. Ohne „Bremse“ ergeben sich so Kosten von 3870,50 Euro jährlich oder rund 322,50 Euro monatlich. Solche Tarife sind für neue Kunden der Soester Stadtwerke zurzeit nicht zu bekommen, im Angebot ist nur ein Grundversorgungstarif, in den die Stadtwerke aber jeden aufnehmen müssen, der ohne Energieversorger dasteht.
Bisher hatten die Stadtwerke stets betont, nach wie vor der günstigste Anbieter zu sein. Das ist aber ab dem 1. Januar nicht mehr so, zumindest solange nicht, wie nicht auch die Mitbewerber weitere Preisanstiege kalkuliert haben. Die meisten Alternativanbieter geben laut Verivox „eingeschränkte Preisgarantien“. Die Stadtwerke Soest erklären auf Nachfrage, Preisgarantien seien „in dieser Situation der hohen Börsenpreise“ für Neukunden „nicht attraktiv“, daher gebe es aktuell keine. „Bei Bestandskunden laufen eventuelle Preisgarantien mit dem Jahresende aus.“
Es lohnt ein Blick in die Nachbarschaft, um die Kosten für die Soester Verbraucher einzuordnen. Und dabei fällt auf: Die Preissprünge der Soester Stadtwerke sind enorm. So bleiben die Tarife der Stadtwerke Hamm auch nach einer Erhöhung noch hinter den 40 bzw. 12 Cent zurück, die die Bundesregierung als Strom- bzw. Gaspreisdeckel vorsehen will. Der Strom-Arbeitspreis im teuersten Tarif wird ab Januar für Kunden der Stadtwerke Hamm bei 29,81 Cent/Kilowattstunde liegen, dazu kommt ein jährlicher Grundpreis von 166,01 Euro. Gaskunden zahlen in Hamm künftig 11,01 Cent, zusätzlich 130,97 Euro Grundpreis.
Besser kommen auch Werler Stadtwerke-Kunden weg: Dort steigt der Strompreis ab dem 1. Januar auf 44,51 Cent, Grundpreis: 111,53 Euro. Gaskunden zahlen 18,03 Cent/Kilowattstunde, dazu 147,66 Euro jährlich in der Grundversorgung. Auch die Stadtwerke Lippstadt erhöhen weniger stark als die Soester Kollegen: Stromkunden müssen sich auf einen Arbeitspreis von 39,69 Cent/Kilowattstunde und einen Grundpreis von 157,08 Euro einstellen. Gaskunden zahlen in Lippstadt bald 18,49 Cent/Kilowattstunde, zusätzlich 160,50 Euro jährlich.
In Ihrem Informationsschreiben an die Kunden verkünden die Stadtwerke noch eine Neuigkeit: Demnach wird das Unternehmen ab dem 1. Januar keinen Ökostrom mehr liefern. „Die Kosten für den bisherigen Ökostrom sind massiv gestiegen. Diese zusätzlichen Kosten möchten wir Ihnen nicht zumuten.“ Für ein neues Angebot würden Strommengen von Regionalstrompartnern weiter aufgestockt, heißt es. „Wir planen, Sie in Zukunft dann mit diesem regionalen Strom aus erneuerbaren Anlagen zu versorgen.“