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Preise rauf bei Strom und Gas: Soester Energie ist auch im Vergleich teuer

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Von: Kathrin Bastert

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Strompreis
Teurer Strom: Auch im Vergleich müssen Soester Stadtwerke-Kunden tief in die Tasche greifen. © Jens Büttner/dpa

Die Energiekrise kommt die Kunden der Stadtwerke Soest teuer zu stehen - auch im Vergleich mit anderen Anbietern. Und mit Nachbar-Stadtwerken - die allerdings nicht nach Soest liefern.

Soest – Was die Stadtwerke gerade verkündet haben, ist ein heftiger Schlag für viele Familien und Unternehmen. Eine harte Linke, nicht unerwartet zwar, trotzdem schmerzhaft in der Magengrube. Innerhalb von nur drei Monaten müssen die Stadtwerke-Kunden die Verdopplung ihrer Energiepreise verkraften. Zuletzt war zumindest der Strompreis noch nicht so stark gestiegen: Der Wegfall der EEG-Umlage hatte die Oktober-Erhöhung weitgehend abgefedert. Dafür ist der Anstieg zum 1. Januar umso happiger.

Am Beispiel der Grundversorgung lässt sich ein Plus von 92,25 Prozent zum jetzt gültigen Arbeitspreis errechnen (von 32,25 Cent seit 1. Oktober auf dann 62 Cent), beim Gas ist es ein weiteres Plus von 37 Prozent (von 16,6 Cent seit 1. Oktober auf dann 22,8 Cent). Durchschlagen werden die hohen Preise allerdings nicht, dafür sollen die beschlossenen Energiepreisdeckel sorgen. „Die Stadtwerke wissen um die schwierigen Folgen der Preiserhöhung für die Kunden“, schreibt der heimische Energieversorger am Mittwoch (16. November) in seiner Mitteilung. „Bei diesem bundesweiten Problem ist die Regierung gefragt, die bereits erste Hilfen verabschiedet und angekündigt hat.“

Soester Stadtwerke-Energie im Vergleich teuer: Preisdeckel sollen greifen

Wie hoch genau die Entlastungen ausfallen könnten, ist im Detail noch nicht klar, auch noch nicht, ab wann die Preisdeckel Anwendung finden sollen. Derzeit ist März im Gespräch, und 80 Prozent des Verbrauchs sollen gedeckelt werden.

Lohnt angesichts der happigen Zuschläge ein Wechsel des Stromanbieters? Ein Sonderkündigungsrecht jedenfalls steht allen Kunden zu. Rechnerisch liegt die monatliche Belastung einer Musterfamilie mit einem Strom-Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden ab 1. Januar (und ohne die erwarteten Entlastungen) bei 194,52 Euro. Das Vergleichsportal Verivox listet für den Postleitzahlenbereich 59494 günstigere Stromlieferanten ab 152,03 Euro monatlich („Eprimo“ mit einem Arbeitspreis von 52,94 Cent/Kilowattstunde und 244,02 Euro Grundpreis). Auch Gaskunden können sparen: Die Musterfamilie mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden jährlich kommt (ohne Entlastungen) bei den Stadtwerken im kommenden Jahr auf Kosten von 393,38 Euro monatlich. Das Vergleichsportal findet den günstigsten Anbieter mit 313,33 Euro monatlichen Kosten („Montana“, Arbeitspreis 18,18 Cent/Kilowattstunde, 124,16 Euro Grundpreis).

Zugrunde liegen hier jeweils die Grundversorgungstarife der Stadtwerke Soest. Bestandskunden mit älteren Verträgen zahlen auch nach dem 1. Januar noch weniger als die dann gültigen 62 Cent für Strom und 22,8 Cent für Gas. So kommt eine Familie im Tarif „Börde Strom“ auf einen Arbeitspreis von 56,29 Cent/Kilowattstunde, der Grundpreis liegt hier bei 154,70 Euro. In Summe lägen die Jahreskosten hier ohne Preisbremse bei 2124,85 Euro, das ergibt einen möglichen Abschlag von 177 Euro. Kunden im Tarif „Börde Gas“ zahlen künftig 18,55 Cent/Kilowattstunde, der Grundpreis beträgt 160,50 Euro. Ohne „Bremse“ ergeben sich so Kosten von 3870,50 Euro jährlich oder rund 322,50 Euro monatlich. Solche Tarife sind für neue Kunden der Soester Stadtwerke zurzeit nicht zu bekommen, im Angebot ist nur ein Grundversorgungstarif, in den die Stadtwerke aber jeden aufnehmen müssen, der ohne Energieversorger dasteht.

Teure Energie vom Soester Versorger: Nicht mehr der günstigste Anbieter

Bisher hatten die Stadtwerke stets betont, nach wie vor der günstigste Anbieter zu sein. Das ist aber ab dem 1. Januar nicht mehr so, zumindest solange nicht, wie nicht auch die Mitbewerber weitere Preisanstiege kalkuliert haben. Die meisten Alternativanbieter geben laut Verivox „eingeschränkte Preisgarantien“. Die Stadtwerke Soest erklären auf Nachfrage, Preisgarantien seien „in dieser Situation der hohen Börsenpreise“ für Neukunden „nicht attraktiv“, daher gebe es aktuell keine. „Bei Bestandskunden laufen eventuelle Preisgarantien mit dem Jahresende aus.“

Es lohnt ein Blick in die Nachbarschaft, um die Kosten für die Soester Verbraucher einzuordnen. Und dabei fällt auf: Die Preissprünge der Soester Stadtwerke sind enorm. So bleiben die Tarife der Stadtwerke Hamm auch nach einer Erhöhung noch hinter den 40 bzw. 12 Cent zurück, die die Bundesregierung als Strom- bzw. Gaspreisdeckel vorsehen will. Der Strom-Arbeitspreis im teuersten Tarif wird ab Januar für Kunden der Stadtwerke Hamm bei 29,81 Cent/Kilowattstunde liegen, dazu kommt ein jährlicher Grundpreis von 166,01 Euro. Gaskunden zahlen in Hamm künftig 11,01 Cent, zusätzlich 130,97 Euro Grundpreis.

Teure Energie aus Soest: Auch die Nachbarn deutlich billiger

Besser kommen auch Werler Stadtwerke-Kunden weg: Dort steigt der Strompreis ab dem 1. Januar auf 44,51 Cent, Grundpreis: 111,53 Euro. Gaskunden zahlen 18,03 Cent/Kilowattstunde, dazu 147,66 Euro jährlich in der Grundversorgung. Auch die Stadtwerke Lippstadt erhöhen weniger stark als die Soester Kollegen: Stromkunden müssen sich auf einen Arbeitspreis von 39,69 Cent/Kilowattstunde und einen Grundpreis von 157,08 Euro einstellen. Gaskunden zahlen in Lippstadt bald 18,49 Cent/Kilowattstunde, zusätzlich 160,50 Euro jährlich.

In Ihrem Informationsschreiben an die Kunden verkünden die Stadtwerke noch eine Neuigkeit: Demnach wird das Unternehmen ab dem 1. Januar keinen Ökostrom mehr liefern. „Die Kosten für den bisherigen Ökostrom sind massiv gestiegen. Diese zusätzlichen Kosten möchten wir Ihnen nicht zumuten.“ Für ein neues Angebot würden Strommengen von Regionalstrompartnern weiter aufgestockt, heißt es. „Wir planen, Sie in Zukunft dann mit diesem regionalen Strom aus erneuerbaren Anlagen zu versorgen.“

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