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Beschlossen: Krankenwagen im Kreis Soest verschwinden aus den Rettungswachen

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Von: Daniel Schröder

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Die Krankentransportwagen werden zentral im Kreis Soest stationiert.
Die Krankentransportwagen werden zentral im Kreis Soest stationiert. © Daniel Schröder

Die Krankentransportwagen (KTW) des Rettungsdienstes sollen 2023 aus den verschiedenen Rettungswachen verschwinden und zentral an einem Pool-Standort stationiert und von dort disponiert werden. Das hat der Kreistag beschlossen.

Kreis Soest – Hans-Peter Trilling erklärt als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, welche Vorteile sich der Kreis von der Pool-Lösung erhofft. Gleichzeitig entgegnet er Argumenten von Kritikern.

Die Zahl der Krankentransporte, also beispielsweise der Verlegung von Patienten von einer in die andere Klinik, ist in den vergangenen Jahren enorm in die Höhe geschossen: 2019 waren es 19 332 Einsätze im Kreis Soest, 2021 lag die Zahl bereits bei 23 119. Die Prognose für das Jahr 2022: 26 000. Der Kreistag stimmte dem Plan zu, die dezentrale Stationierung der KTW an den Rettungswachen zugunsten einer zentralen Lösung, dem KTW-Pool, aufzugeben. Auch die Krankenkassen als Kostenträger stimmten der Fortschreibung des Rettungsdienstbedarfsplanes mittlerweile zu.

KTW-Pool: Dispo-Vorteil und gleichmäßigere Auslastung der Fahrzeuge

Trilling erklärt gegenüber unserer Redaktion: „Alle KTW an einem Standort haben einen Dispositionsvorteil, überlappende Schichten können wirtschaftlich durch vorhandene Fahrzeuge und Personal ohne Wartezeiten abgedeckt werden.“ Zudem sei einer bessere, „weil gleichmäßigere“, Auslastung der Fahrzeuge und eine Adhoc-Besetzung möglich.

Aus Rettungsdienst-Kreisen wurden gegenüber unserer Redaktion Bedenken geäußert, dass der KTW-Pool den Rettungsdienst im Kreis Soest für Rettungssanitäter unattraktiv machen könnte, weil neue Rettungssanitäter zunächst erst einmal ausschließlich in „der KTW-Wache“ und somit nicht in der Notfallrettung eingesetzt würden. Der Rettungsdienst-Chef des Kreises erklärt: „Im Vorfeld ist mit allen Mitarbeitern gesprochen worden.“ Demnach liege die Verteilung der Rettungssanitäter zurzeit bei einem Verhältnis von 1:3. Heißt: Auf einen Rettungssanitäter, der auf dem KTW eingesetzt ist, kommen drei, die in der Notfallrettung Einsatzdienst schieben. Trilling betont, dass „ausschließlich die nicht in der Notfallrettung eingesetzten Sanitäter in den KTW-Pool gehen“.

KTW-Pool: Vorbereitung auf die Notfallrettung für Rettungssanitäter

Der KTW-Pool biete die Möglichkeit, Rettungssanitäter auf die Notfallrettung vorzubereiten. „Aufgrund des anderen Einsatzgebietes sollten Rettungssanitäter für die Notfallrettung geeignet, erfahren und besonders geschult sein. Dies kann einfacher im Pool realisiert werden“, so Trilling.

Angesichts der Fluktuation der vergangenen Jahre sei ein Aufenthalt im Pool „von ein bis zwei Jahren realistisch“. Trilling: „Danach kann – wenn gewünscht und erforderlich – in die Notfallrettung gewechselt werden. Jedem Rettungssanitäter wird dies bei entsprechender Eignung ermöglicht.“ Durch die Pool-Lösung erhöhe sich die Vorhaltung von KTW von 590 auf 674 Stunden. „Die Erweiterung um einen zusätzlichen KTW und drei Reserve-KTW und die Personalaufstockung um zwei Stellen auf 34 Stellen sind ein weiterer wichtiger Baustein zur Aufgabenerledigung im Bereich des Krankentransportes“, unterstrich Erwin Koch (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Kreis-Rettungsausschusses, im Kreistag.

KTW-Pool soll im Herbst an den Start gehen

In einer „vorsichtigen Prognose“ erklärte Dezernentin Ricarda Oberreuter, dass der KTW-Pool im Herbst 2023 am neuen Standort loslegen soll. Wo genau dieser Standort liegen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend geklärt.

Koch betont zudem, dass die „immer weitere Ausdehnung des Rettungswesens finanziell und personell“ an Grenzen stoße. Er forderte „eine bessere Abstimmung zwischen Rettungsdienst und hausärztlicher Versorgung“. Zudem erklärt er: „Der Rettungsdienst muss einen festen Platz im Rahmen der Sozialversicherung bekommen. Außerdem wäre es hilfreich, die Notfallambulanzen und den Rettungsdienst besser zu verzahnen.“ Koch: „Die aktuellen Diskussionen zeigen aber auch auf, dass wir in den vergangenen Jahren, als Kreis Soest unsere Hausaufgaben im Bereich des Rettungswesens erledigt haben.“

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