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Pizza statt Parkplatz: In der Thomästraße wird jetzt geschlemmt, wo vorher Autos abgestellt wurden

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Von: Achim Kienbaum

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Biergarten aus Holz vor Pizzeria in der Thomästraße
Bis zu 26 Gäste finden jetzt an den Tischen Platz, wo vorher vier Autos abgestellt werden konnten. Was für motorisierte Besucher der Altstadt ein Verlust ist, kann, so argumentieren die Befürworter, für die Aufenthaltsqualität ein Gewinn sein. © Peter Dahm

Wo Autofahrer ihre Fahrzeuge abstellen können, müsste es doch auch möglich sein, Menschen eine Gelegenheit zu geben, sich für eine Weile niederzulassen. Diese Idee steckt hinter „Parklets“, einer begrünten mobilen Sitzgelegenheit, die bereits im April auf dem Parkplatz des Museums Wilhelm Morgner in der Thomästraße erstmalig installiert wurde. Nur wenige Meter entfernt hat ein findiger Gastronom diese Idee jetzt für eigene Zwecke genutzt.

Soest – Wirklich einladend waren die äußeren Bedingungen im vergangenen April nicht, als Schüler des Archigymnasiums und Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Bürgermeister an der Spitze das erste Mal Platz nahmen auf den hölzernen Sitzbänken: Es schneite und war entsprechend kalt und ungemütlich.

Aber das war nicht weiter schlimm, schließlich war die Idee zu dem „Grünen SOeFA“ ohnehin mehr zukunftsweisend und im Rahmen des Projekts „Starke Mitte Soest“ ein Versuchsballon, um Möglichkeiten auszuloten, die Innenstadt attraktiver zu machen.

Solch edle Motive standen dagegen nicht im Zentrum des Denkens von Johnny Miracco, dem Chef der Pizzeria „Anno Napoletana“. Er suchte vor allem nach einer Möglichkeit, seine Außengastronomie in den Sommermonaten zu vergrößern – und fand sie direkt vor der Tür auf dem Parkstreifen

Enge Absprache mit der Stadt

„Wir haben dort in enger Absprache mit der Stadt die Möglichkeit gesehen, einige zusätzliche Tische aufzustellen“, erklärt der junge Gastronom. Dafür wurde eine kostenpflichtige Sondernutzung beantragt und nach intensiver Prüfung, so Detlef Märte, auch erteilt. Der zuständige Abteilungsleiter im Rathaus weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass zu dieser Prüfung auch gehörte, dass die Fahrbahn breit genug bleibt, um auch weiterhin Bussen und Lkw die Durchfahrt zu ermöglichen.

Leserforum: Was halten Sie davon?

Parkplätze nicht für Autos, sondern für Menschen – das kann man eine gute Idee finden, muss man aber nicht. Schließlich beklagen besonders Besucher der Innenstadt, die aus welchen Gründen auch immer mit dem Auto in die City fahren, ohnehin einen Mangel an Stellplätzen für ihre Fahrzeuge.

Wir möchten daher von Ihnen wissen, wie Sie dazu stehen: Sollte jeder freie Platz in der Altstadt als Parkplatz genutzt werden oder sind Alternativen einen Versuch wert?

Schreiben Sie uns eine Mail: aktion@soester-anzeiger.de, Stichwort: Parkplätze.

Und selbstverständlich seien die genauen Dimensionen der Konstruktion auch darauf abgestimmt worden, dass Radfahrer die Stelle gefahrlos passieren können.

26 Sitzplätze mehr, 4 Parkplätze weniger

Seit Mitte Juli ist die Pizzeria jetzt um ihre neue Außengastronomie mit 26 Sitzplätzen reicher – und die Altstadt um vier Parkplätze ärmer.

Was Johnny Miracco durchaus verschmerzbar findet: Schließlich sieht er nicht nur eigene ökonomischen Gründe für die Erweiterung, sondern hofft auch darauf, dass sie auf diese Weise auch einen kleinen Beitrag dazu leistet, dass Besucher der Altstadt ihren Pkw auch mal zu Hause stehen lassen und mit dem Fahrrad kommen. Das klappe schließlich auch in vielen anderen Städten bereits und erhöhe die Aufenthaltsqualität beträchtlich.

Und ein Abstellplatz fürs Rad lässt sich sicher selbst jetzt noch finden.

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